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Notenbankertreffen in Portugal Fed ohne Eile bei Zinssenkungen - EZB sieht sich auf Kurs

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Die Fed hat nach eigenem Bekunden "viele Fortschritte" im Kampf gegen die Inflation gemacht.

Die Fed hat nach eigenem Bekunden "viele Fortschritte" im Kampf gegen die Inflation gemacht.

(Foto: REUTERS)

Für die US-Notenbank wird die Lage zunehmend klarer - doch die Fed will ihre Eindrücke durch mehr Daten bestätigt haben. Bis dahin hält sie sich mit Zinssenkungen zurück. Zwar sei zögern schädlich, Eile aber auch, sagt Fed-Chef Powell. Die EZB ist da schon einen Schritt weiter. Sie sorgt sich aber um das Wachstum.

Die US-Notenbank hat trotz Fortschritten im Kampf gegen die Inflation auf dem Weg zu einer Zinswende keine Eile. Die Zentralbank sei in der Lage, sich Zeit zu nehmen und es "richtig" zu machen, sagte Fed-Chef Jerome Powell auf dem Zentralbanken-Forum der EZB im portugiesischen Sintra. Es seien Risiken mit einem zu schnellen, jedoch auch mit einem verspäteten Vorgehen verbunden. Doch die Risiken pendelten sich nun in einer besseren Balance ein. Mit einer Rückkehr der Inflation zum Ziel der Notenbank von zwei Prozent sei allerdings erst Ende kommenden Jahres oder im übernächsten Jahr zu rechnen.

Auf dem Weg zu einer Zinswende nach unten achtet die Zentralbank besonders auf die Preisentwicklung eines festen Warenkorbs, der auf persönlichen Ausgaben der US-Konsumenten basiert. Dieses Inflationsmaß - der PCE-Index - stabilisierte sich im Mai auf dem Vormonatsniveau. Die noch immer relativ hohen Lebenshaltungskosten lasten allerdings weiter auf dem Konsum.

Powell sagte, die Notenbank habe "viele Fortschritte" im Kampf gegen die Inflation gemacht. Doch müsse man weitere Daten abwarten: "Wir wollen einfach verstehen, dass die Niveaus, die wir sehen, wirklich das abbilden, was tatsächlich mit der zugrunde liegenden Inflation passiert", sagte Powell.

Die Fed will mit einer Hochzinspolitik die Inflationswelle brechen und den Arbeitsmarkt abkühlen, ohne dabei den Konjunkturmotor abzuwürgen. Sie hält den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Angesichts der zähen Inflation in den USA stellen sich viele Investoren darauf ein, dass eine Zinssenkung frühestens im September vollzogen wird. Auf die Frage, ob es dann so weit sein werde, ging Powell in Sintra nicht ein.

EZB: "Sind in der langsamen Erholung"

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist aus Sicht ihrer Präsidentin Christine Lagarde beim Kampf gegen die hohe Inflation schon weit vorangekommen. Fragezeichen blieben aber hinsichtlich des Wirtschaftswachstums in der 20-Länder-Gemeinschaft, sagte sie in Sintra. "Wir sind auf dem Weg der Disinflation sehr weit fortgeschritten", sagte sie. "Das bewegt sich in die richtige Richtung bei dem Indikator, den wir nutzen." Die Teuerungsrate im Euroraum ist im Juni auf 2,5 Prozent gesunken. Das EZB-Ziel von 2,0 Prozent ist damit nicht mehr weit entfernt. Noch im Herbst 2022 hatte die Inflationsrate bei über zehn Prozent gelegen.

In genau zwölf Monaten werde die Teuerung wohl bei etwas über zwei Prozent liegen, sagte Lagarde. Die jüngsten Prognosen der EZB-Volkswirte von Anfang Juni gehen davon aus, dass sie im vierten Quartal 2025 dann die Notenbank-Zielmarke erreichen wird. Lagarde zufolge muss im Dienstleistungssektor die Inflation nicht auf zwei Prozent sinken. Denn die Teuerung bei Industrieerzeugnissen liege unter diesem Niveau. "Und am Ende des Tages wird es eine Balance geben." Die Inflation bei Dienstleistungen erwies sich zuletzt als sehr hartnäckig. Im Juni lag sie dort wie schon im Mai bei 4,1 Prozent.

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Unsicherheiten gebe es bei den Wachstumsaussichten, sagte Lagarde. "Wir befinden uns in der langsamen Erholung, die im ersten Quartal einsetzte und von der wir hoffen, dass sie sich fortsetzen wird. (...) Aber all das ist mit Unsicherheiten und großen Fragezeichen bezüglich der Zukunft behaftet."

Die EZB hatte im Juni die Zinswende vollzogen und erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsen gesenkt. Sie setzte den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz auf 3,75 von zuvor 4,00 Prozent nach unten. Zum weiteren Zinspfad hielt sich die EZB-Führung aber bislang bedeckt. Eine weitere Senkung bereits im Juli gilt angesichts der Unsicherheiten als unwahrscheinlich.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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