Wirtschaft

US-Konjunkturlage weiter fragil Fed hält beim Leitzins still

Nichts Neues von der amerikanischen Zinsfront.

Nichts Neues von der amerikanischen Zinsfront.

(Foto: AP)

Die US-Notenbank Federal Reserve zahlt dem insgesamt schwachen Wachstum in den Vereinigten Staaten weiter Tribut und belässt den Leitzins auf dem Rekordtief von 0 bis 0,25 Prozent. Sorge bereitet den Bankern nach wie vor die hohe Arbeitslosigkeit. Zudem verharrt der Immobiliensektor in der Depression. Langfristigen Inflationserwartungen zeigen sich stabil.

Die US-Notenbank Federal Reserve hat an ihrem Kurs festgehalten und vorerst keine weitere Lockerung der Geldpolitik beschlossen. Das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft habe sich im dritten Quartal zwar etwas verstärkt, teilte die Fed mit. Allerdings bleibe der Arbeitsmarkt schwach und die Arbeitslosenquote liege auf einem hohen Niveau.

Ihren Leitzins beließen die Währungshüter bei der auf zwei Tage verlängerten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) wie erwartet bei 0 bis 0,25 Prozent. Der weniger wichtige Diskontsatz verharrte bei 0,75 Prozent. Die Bank bekräftigte zudem ihre Absicht, den Leitzins bis mindestens Mitte 2013 außergewöhnlich niedrig zu halten.

Der Beschluss fiel mit einer Gegenstimme; der Präsident der Federal Reserve von Chicago, Charles Evans, votierte für eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik. Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in den USA stellt für die US-Notenbank ein großes Problem dar: Im September hatte Fed-Chef Ben Bernanke diesen Zustand als "nationale Krise" bezeichnet.

Bernanke sprach von einer frustrierend langsamen Erholung. Er sei unzufrieden mit dem Zustand der US-Wirtschaft. Derzeit erwartet die Notenbank für das laufende Jahr nur noch ein Wachstum zwischen 1,6 und 1,7 Prozent. Im Juni hatte die Fed noch von 2,7 bis 2,9 Prozent gesprochen. Für 2012 rechnet die Bank mit einem Wachstum von 2,5 bis 2,9 Prozent, während sie zuvor noch 3,3 bis 3,7 Prozent prognostiziert hatte.

Die US-Notenbank, die ein Doppelmandat für Preisstabilität und Vollbeschäftigung erfüllen muss, bewegt sich deshalb auf eine dritte Runde der quantitativen Lockerung zu, um trotz der rekordtiefen Zinsen das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt noch zusätzlich anzukurbeln. Allerdings erwarten die meisten Beobachter erst im Dezember einen entsprechenden Beschluss. Als wahrscheinlichste Option gilt unter Experten der Kauf von hypothekenbesicherten Anleihen (MBS), um den in einer tiefen Krise steckenden US-Immobilienmarkt zu beleben.

Trotz der etwas besseren Wirtschaftsentwicklung im dritten Quartal wiesen einige Indikatoren auf eine anhaltende Schwäche des Arbeitsmarkts, hieß es im Begleittext zur aktuellen FOMC-Sitzung. Der private Konsum und die Unternehmensinvestitionen hätten in den jüngsten Monaten ein wenig angezogen, doch der Immobiliensektor stecke weiter in einer Depression. Die Inflation habe mit den gesunkenen Energie- und Rohstoffpreisen nachgelassen, die langfristigen Inflationserwartungen zeigten sich stabil.

Banger Blick nach Europa

Die US-Währungshüter warnten jedoch, dass der Wirtschaftsausblick von "signifikanten Abwärtsrisiken" überschattet sei, womit signalisiert wurde, dass die Tür für eine weitere geldpolitische Lockerung offen bleibt. Trotz einer gewissen Verbesserung in den jüngsten Monaten bleibe das Wirtschaftswachstum mehr als zwei Jahre nach dem Ende der Rezession träge. Außerdem bedrohe die Schuldenkrise in Europa die Erholung in den USA.

Ben Bernanke schaut mit Sorge auf den nach wie vor desolaten Arbeitsmarkt.

Ben Bernanke schaut mit Sorge auf den nach wie vor desolaten Arbeitsmarkt.

(Foto: AP)

Während der Finanzkrise 2008 und 2009 hatte die Fed ihren Leitzins auf das Rekordtief von 0 bis 0,25 Prozent gesenkt und mit gewaltigen Geldspritzen versucht, das Wirtschafts- und Finanzsystem vor einem Kollaps zu bewahren. In einer ersten Runde der quantitativen Lockerung kaufte die Notenbank für 300 Milliarden Dollar US-Staatsanleihen und für rund 1,2 Billionen Dollar andere Wertpapiere, etwa mit Immobilien besicherte Anleihen und Papiere der staatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. In einer zweiten Runde kaufte die Notenbank dann weitere US-Staatsanleihen für 600 Milliarden Dollar.

Im September dieses Jahres begann die Federal Reserve dann die "Operation Twist"; dabei handelt es sich um eine Umschichtung der von ihr gehaltenen Staatsanleihen, bei der kurzfristige durch langfristige Titel ersetzt werden, um die Zinsen am langen Ende zu drücken.

Bis Mitte 2012 will die Notenbank langlaufende Anleihen für rund 400 Milliarden Dollar kaufen und im Gegenzug kurzlaufende Papiere abstoßen. Um den Unternehmen Planungssicherheit zu verschaffen, hat die Fed zudem versprochen, den Leitzins bis Mitte 2013 auf einem äußerst niedrigen Niveau zu belassen.

Quelle: ntv.de, wne/DJ/dpa

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