Wirtschaft

Rechtsruck bei Neuwahlen? Finanzminister Le Maire warnt vor Finanzkrise aus Frankreich

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Die nächste Euro-Krise könnte ihren Ausgang in Paris haben.

Die nächste Euro-Krise könnte ihren Ausgang in Paris haben.

(Foto: picture alliance / Hans Lucas)

An den Finanzmärkten wächst die Angst, Frankreich könnte nach den Neuwahlen eine rechte Regierung bekommen. Finanzminister Le Maire schließt zudem nicht aus, dass es sogar eine neue Euro-Krise geben könnte.

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire warnt davor, dass das Land im Zuge der von Präsident Emmanuel Macron ausgerufenen Neuwahlen in eine Finanzkrise schlittern könnte. Auf die Frage, ob die gegenwärtige politische Lage in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone zu einer Finanzkrise führen könnte, antwortet Le Maire Hörfunk mit "Ja". Er verwies darauf, dass Frankreich schon jetzt mehr als Portugal zur Bedienung seiner Schulden zahlen müsse. Der Risikoaufschlag, den Anleger für französische Staatsanleihen verlangen, kletterte auf den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren.

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An den Finanzmärkten wird zum Teil mit Sorge auf die Wahlprogramme der Parteien geschaut. Der euroskeptische und rechtspopulistische Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen, der derzeit in den Meinungsumfragen führt, fordert etwa eine Herabsetzung des Renteneintrittsalters und eine protektionistische Wirtschaftspolitik nach dem Motto "Frankreich zuerst". Für die Kreditwürdigkeit des Landes könnte die von der Partei befürwortete Politik nach Einschätzung der Ratingagentur S&P Global Implikationen haben, weshalb sie Frankreich kürzlich herabstufte.

Auch ein neu gegründetes Bündnis der französischen Linken erklärte, ebenfalls das Renteneintrittsalter senken zu wollen. Zudem plant es eine neue Vermögenssteuer für Reiche. Beide Seiten würden damit Macrons Rentenreform zurückdrehen. Ungeachtet massiver Proteste war das Rentenalter in Frankreich von 62 auf 64 Jahre angehoben worden.

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Nach Umfragen wird der RN die Wahlen am 30. Juni und 7. Juli gewinnen. Allerdings wird demnach die Partei die absolute Mehrheit verfehlen. Macron hatte nach der Europa-Wahl kurzfristig eine vorgezogene Neuwahl des Parlaments angeordnet, nachdem sein Bündnis vom RN klar geschlagen wurde. Macron selbst lehnt einen Rücktritt vom Präsidentenamt ab. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage kommt der RN auf rund 31 Prozent der Stimmen, die vereinte Linke auf 28 Prozent und das Regierungslager auf 18 Prozent.

Die Furcht vor einem RN-Sieg bei den Neuwahlen verschreckt die Aktienanleger in Paris. Der französische Leitindex CAC 40 verlor am Vormittag bis zu 1,5 Prozent - unter Druck stehen vor allem die Kurse von französischen Großbanken wie Societe Generale, BNP Paribas und Credit Agricole, die bis zu 3,6 Prozent schwächer notierten. Der europäische Branchenindex verliert 1,3 Prozent. Anleger sind laut Börsianern in Sorge, dass es bei einer Regierungsübernahme des RN zu einer Staatsschuldenkrise kommen könnte.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP

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