Wirtschaft

Polizeigewerkschaft hat Zweifel Flughäfen wollen Aushilfen direkt anstellen

Am Düsseldorfer Flughafen musste laut Medienberichten sogar die Flughafen-Feuerwehr mitanpacken.

Am Düsseldorfer Flughafen musste laut Medienberichten sogar die Flughafen-Feuerwehr mitanpacken.

(Foto: picture alliance/dpa)

Zum Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen sind die Flughäfen massiv überlastet. Nun sollen zwar mithilfe der Regierung tausende ausländische Aushilfen direkt angestellt werden - chaotische Zustände würden sich aber trotzdem "kurzfristig nicht mehr verhindern lassen", mahnt die Deutsche Polizeigewerkschaft.

Zur Bewältigung des Abfertigungschaos im Luftverkehr wollen die deutschen Flughäfen und ihre Bodendienstleister tausende ausländische Aushilfen direkt anstellen. Die Arbeitskräfte sollen befristet für bis zu drei Monate unter anderem aus der Türkei und einigen Balkanstaaten kommen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel. Sie würden voraussichtlich direkt bei Bodenverkehrsdienstleistern angestellt. Modelle zur Arbeitnehmerüberlassung wären damit vom Tisch.

Die Bundesregierung hatte am Wochenende ihre Zustimmung zu dem Branchenplan signalisiert. Eine endgültige Entscheidung in Abstimmung der Ministerien für Arbeit, Inneres und Verkehr steht aber noch aus. Insbesondere geht es um den Verzicht auf die sogenannte Vorrangprüfung, ob für die Jobs nicht auch inländische Arbeitnehmer zu Verfügung stünden.

Der ADV hatte den Gesamtbedarf der Flughäfen einschließlich des Check-ins und der Luftsicherheitskontrollen für diesen Sommer auf rund 5500 Kräfte beziffert. Die Zeit drängt. Für die besonders an den größeren Flughäfen überlasteten Ladedienste hat ein Personaldienstleister aus Istanbul bis zu 2000 Kräfte angeboten, heißt es in Branchenkreisen. Sie hätten Flughafen-Vorerfahrung und verfügten über die entsprechenden Unterlagen für schnelle Zuverlässigkeitsüberprüfungen. Innenministerin Nancy Faeser hatte angekündigt, bei der Sicherheit keine Abstriche zu gewähren.

Polizeigewerkschaft bleibt kritisch

Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat die Erwartungen an den Einsatz ausländischer Helfer gedämpft. Der Vorsitzende Heiko Teggatz sagte dem "Handelsblatt", das Chaos an den deutschen Flughäfen werde sich "kurzfristig nicht mehr verhindern lassen" und das wisse die Politik auch "sehr genau". Luftsicherheit in der EU sei "hoch angebunden", sagte der Gewerkschafter. Sogenannte Luftsicherheitsassistenten benötigten daher zunächst vor allem eine Zertifizierung, die den Ansprüchen der EU-Richtlinie entsprächen. "Wenn Hilfskräfte aus der Türkei diese Zertifikate besitzen, wäre das kein Problem."

Fluggesellschaften und Flughäfen macht derzeit vor allem Personalmangel zu schaffen. Am Wochenende hatte es zum Ferienstart im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen massive Probleme in den Terminals mehrerer Flughäfen gegeben. In Düsseldorf musste sogar die Flughafen-Feuerwehr mitanpacken, wie mehrere Medien berichteten. Größere Komplikationen werden auch zum Ferienstart in Hessen am 23. Juli erwartet.

Zahlreiche Fluggesellschaften haben zudem im Voraus Flüge gestrichen. Lufthansa sagte insgesamt knapp 3000 Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München ab, auch weil sich vermehrt Besatzungen wegen Corona-Fällen krankmelden. Auch die Billigtochter Eurowings hat Hunderte Flüge im Juli gestrichen. Allein am Berliner Flughafen cancelte Marktführer Easyjet sein Programm für die Sommermonate um rund 1000 Flüge zusammen.

In der Corona-Pandemie waren viele Stellen gestrichen worden, dazu kommen aktuell viele Corona-Erkrankungen. Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge fehlen derzeit an deutschen Flughäfen rund 7200 Fachkräfte. Die Branche hat die Regierung daher um Hilfe gebeten.

Quelle: ntv.de, mbu/dpa/AFP

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