Wirtschaft

"Effekt kommt schleichend" Frankfurt darf auf viele Brexit-Banker hoffen

Die Skyline von Frankfurt.

Die Skyline von Frankfurt.

(Foto: picture alliance / Frank Rumpenh)

Schätzungsweise 9000 Jobs werden die in London ansässigen Banken wegen des bevorstehende EU-Austritts Großbritanniens auf den Kontinent verlegen. Ein Großteil dieser Stellen dürfte laut Bankenverband künftig in Frankfurt am Main beheimatet sein.

Der Verband der Auslandsbanken rechnet wegen des Austritts Großbritanniens aus der EU mit Tausenden neuen Stellen am Finanzplatz Frankfurt. "Durch den Brexit werden in den nächsten zwei Jahren 3000 bis 5000 neue Arbeitsplätze in Frankfurt entstehen", sagte Verbandschef Stefan Winter der "Welt am Sonntag".

Er gehe davon aus, dass etwa 12 bis 14 große Banken ihre vorhandenen Standorte in Frankfurt stark ausbauen oder neue errichten werden. Pro Haus erwartet der Verband durchschnittlich 300 bis 400 zusätzliche Mitarbeiter, darunter vor allem Risikomanager, IT-Experten und Wertpapierhändler.

Mittelfristig werde die Zahl der neuen Mitarbeiter voraussichtlich noch deutlicher steigen. "Es wird nicht den einen Brexit-Knall geben und plötzlich sind mit einem Schlag Tausende Bankmitarbeiter mit ihren Familien in Frankfurt", sagt Winter. Es sei eher ein schleichender Prozess. In fünf Jahren werde Frankfurt den Brexit-Effekt stärker spüren als in zwei Jahren.

Ankündigungen einzelner Geldhäuser und Äußerungen von Branchenvertretern deuten bisher darauf hin, dass die großen Banken in den kommenden zwei Jahren insgesamt etwa 9000 Stellen auf den Kontinent verlegen wollen. Laut der Standortinitiative Frankfurt Main Finance werden allein die fünf großen US-Institute bis zum Ende der Brexit-Verhandlungen mehr als 1000 Arbeitsplätze in die Mainmetropole verlagern. Das äußerte der Geschäftsführer Hubertus Väth.

Japaner ziehen nach Frankfurt

Am Donnerstag kündigte erstmals auch eine japanische Bank an, eine Filiale in Frankfurt zu eröffnen, um ihre Kunden in der EU nach einem Ausscheiden Großbritanniens weiterhin bedienen zu können. Das Geldhaus Daiwa erklärte, eine entsprechende Lizenz werde beim deutschen Regulierer beantragt.

Nicht nur Frankfurt am Main macht sich große Hoffnungen, Banken vom Finanzplatz London weg- und in die eigene Region locken zu können. Der Wahlsieg von Emmanuel Macron in Frankreich zum Beispiel soll dem eigenen Finanzplatz in Paris Flügel verleihen.

Viele Londoner Finanzinstitute werden nach dem Brexit abwandern, weil sie eine Gesellschaft mit Banklizenz in einem EU-Land brauchen, um ihre Produkte und Dienstleistungen in den verbleibenden 27 Mitgliedstaaten vertreiben zu dürfen. Für Frankfurt spricht die stabile deutsche Wirtschaft, die gute Infrastruktur sowie die ebenfalls in der Stadt angesiedelte Europäische Zentralbank.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen