Steuergeschenke fürs Know-How Ghana wirbt um deutsche Firmen
22.06.2010, 18:17 UhrGegner im Fußball, aber Freunde im Geschäft: In der Wirtschaft rollt Ghana für Deutschland den roten Teppich aus. Die Werbung geht sogar so weit, dass am Sieg des eigenen Teams gezweifelt wird.
Auf dem Fußballplatz will Ghana Deutschland beim entscheidenden WM-Gruppenspiel an diesem Mittwoch aufhalten - auf dem Feld der Wirtschaft jedoch buhlt das afrikanische Land um die Gunst des Gegners. "Den Namen unseres Landes kennt jetzt jeder Deutsche - aber dass wir Westafrikas Tor für die Wirtschaft sind, darf sich ruhig noch herumsprechen", sagte der ghanaische Botschafter für Deutschland, Paul King Aryene.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hatte zum "Wirtschaftstag Ghana" geladen. Und dabei war die Botschaft klar: Die Chancen gerade für den deutschen Mittelstand seien in Ghana blendend. "Vor allem bei der Infrastruktur setzen wir auf Deutschland", sagte Ghanas Vize- Minister für Handel und Industrie, Mahama Ayariga.
Große Ölvorkommen
Besonders ein jüngst entdeckter Schatz soll Investoren locken: An Ghanas Küste lagern laut Germany Trade & Invest, Deutschlands Lobby für Außenwirtschaft und Standortvermarktung, geschätzte 1,8 Milliarden Barrel Erdöl (je 159 Liter). Dieses "schwarze Gold" mache Ghana damit zum sechstgrößten Erdölproduzenten Afrikas. Die Förderung soll Ende des Jahres starten. Das Land hofft, mit dem Öl künftig pro Jahr rund eine Milliarde Dollar (etwa 815 Millionen Euro) zu verdienen.
Von 2013 an sollen täglich 125 000 Barrel Rohöl an Land fließen. Ghana brauche dafür Häfen und Transportwege, sagte Vizeminister Ayariga. Aber auch der Tourismussektor, die Hotellerie und IT-Branche werden nach seinen Worten bald boomen. "Besonders unsere Energie- und Wasserpreise müssen fallen, um dieses Wachstum nicht zu behindern", berichtete Ayariga. Deutsche Unternehmen mit ihrem Know-How seien da besonders gefragt - Steuergeschenke sollen ihnen den Start versüßen.
"Nie gab es eine bessere Zeit, zu investieren - besonders im Energiesektor", warb der Vorsitzende des ghanaisch-deutschen Wirtschaftsverbandes (GGEA), Stephen Antwi. Mit stabilen politischen Verhältnissen sei Ghana ein ideales Drehkreuz für deutsche Firmen und ihren möglichen Start auf dem afrikanischen Markt.
Hohe Inflation
Burkhard Hinz, Abteilungsleiter für Westafrika bei der Förderbank KfW, bremste die Euphorie der afrikanischen Gäste allerdings etwas. Die Inflation habe in Ghana im März bei 13,2 Prozent gelegen. Im Juli vergangenen Jahres habe sie sogar knapp 21 Prozent betragen. Ghanas Haushaltsdefizit lag 2009 bei knapp zehn Prozent. Zugleich betonte Hinz aber auch, Ghanas Bruttoinlandsprodukt sei 2009 mit 3,5 Prozent stärker gewachsen als im Rest der Subsahara-Region.
Beim Thema Fußball machte Vizeminister Ayariga dann sogar Komplimente: "Ich muss eingestehen, dass ich auf das Spiel blicke mit großer Angst und Anerkennung - und mit dem höchsten Respekt vor der Stärke und Präzision der deutschen Fußballmaschine."
Quelle: ntv.de, dpa