Wirtschaft

ACS strebt Mehrheit an Hochtief kämpft weiter

Der spanische Baukonzern ACS steht mit mehr als 9 Mrd. Euro in der Kreide. Die Übernahme von Hochtief soll die Finanzstruktur stärken. Deutschlands Baubranchenprimus sträubt sich nach Kräften dagegen. ACS ist aber nun im Vorteil, muss kein kostspieliges Pflichtangebot mehr unterbreiten. Der Machtkampf geht weiter - zunächst auf der anstehenden Hochtief-Hauptversammlung.

(Foto: dpa)

Der größte deutsche Baukonzern Hochtief will sich zähneknirschend mit seinem Großaktionär ACS arrangieren, hisst im Kampf um seine Unabhängigkeit aber noch nicht die weiße Fahne. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter kündigte zwar Gespräche mit ACS-Chef und Real-Madrid-Präsident Florentino Perez an. "Wir werden ausloten, wie die künftige Zusammenarbeit aussehen kann", sagte er. "Eine Investorenvereinbarung werden wir sicher mit der ACS besprechen."

Eine solche Übereinkunft hatte bereits geholfen, die Übernahmeschlacht zwischen Continental und dem Angreifer Schaeffler zu entschärfen. Gleichzeitig treibt Lütkestratkötter aber Pläne für einen Verkauf der Flughafensparte des Baukonzerns voran. Dies dürfte den Aktienkurs von Hochtief befeuern und damit für ACS die angepeilte Übernahme der Mehrheit erschweren.

Pflichtangebot entfällt

ACS gab indes bekannt, nun insgesamt 33,49 Prozent der Hochtief-Anteile zu kontrollieren - und einen Teil der Aktien bereits über die Börse erworben zu haben. Für weitere Zukäufe hat Perez nun freie Hand - denn nach dem Überspringern der 30-Prozent-Hürde hat er nach deutschem Recht die Möglichkeit, zusätzliche Aktien einzusammeln und sich so in Ruhe die Mehrheit zu sichern.

Ein kostspieliges Pflichtangebot muss ACS zwar nicht mehr vorlegen. ACS-Aktien befanden sich trotzdem im Sinkflug - denn Großaktionär Corp Alba machte Kasse und warf einen ACS-Anteil von fünf Prozent auf den Markt. Auch Hochtief-Aktien gaben nach. "Die Luft aus dem Übernahmepoker ist jetzt erst einmal raus", sagte ein Händler.

 ACS an Iberdrola dran  

Ziel von ACS bleibe, den Anteil an Hochtief auf "über 50 Prozent zu erhöhen", bekräftigte eine Sprecherin. Dann will der mit über 9 Mrd. Euro verschuldete spanische Konzern den deutschen Bauriesen in seine Bücher nehmen - und so seine Finanzstruktur stärken. Die Strategie sei unverändert, betonte die Sprecherin. Perez, der auch Präsident des Fußballclubs Real Madrid ist, greift indes nicht nur nach Hochtief - auch die Anteile an Iberdrola will er ungeachtet des Widerstands des Versorgers ausbauen.

Zusammen mit Hochtief will ACS nach eigenen Angaben den weltweit führenden Infrastrukturkonzern schmieden, dessen Angebotspalette vom Bau und Betrieb von Mautautobahnen bis hin zu Sportstadien reichen würde. Hochtief solle an der Börse notiert und die Essener Konzernzentrale erhalten bleiben, hatte ACS immer wieder beteuert.

Lütkestratkötter und der Betriebsrat fürchten indes, dass ACS Hochtief mitsamt seiner australischen Tochter Leighton filetieren könnte. ACS hatte je neun eigene Aktien für jeweils fünf Hochtief-Aktien geboten. Hochtief hatte empfohlen, die Offerte nicht anzunehmen.

Machtkampf auf Hochtief-HV?

Wie lange es dauert, bis ACS sich die Mehrheit an Hochtief sichern kann, ist Experten zufolge offen. Es sei zweifelhaft, ob der Konzern derzeit die nötigen Mittel habe, nachdem ACS kürzlich seinen Iberdrola-Anteil auf über 20 Prozent aufgestockt hatte, hatten Analysten der DZ Bank erklärt. In den "nächsten Monaten" werde ACS bei Hochtief wohl nicht über 50 Prozent kommen, erklärten sie nun. Hochtief könnte zudem versuchen, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben, um eine Mehrheitsübernahme deutlich zu verteuern. Die Vorbereitungen laufen: Der Konzern gebe Gas bei seinen Plänen zum Verkauf der Sparte Concessions, sagte Lütekstratkötter.

Allerdings kann ACS auch mit einem Stimmrechtsanteil von über 30 Prozent seinen Griff um Hochtief festigen - etwa bei der Hauptversammlung am 12. Mai, bei der in Essen auch die Neuwahl von Aufsichtsräten ansteht. Denn bei Aktionärstreffen sind in der Regel längst nicht alle Stimmrechte vertreten. ACS könnte dies nutzen, um Aufsichtsräte auszuwechseln - und dann auch die Besetzung des Vorstands ins Visier nehmen. "Wir wünschen uns eine hohe Präsenz auf der kommenden Hauptversammlung", appellierte Lütkestratkötter an die Aktionäre.

Quelle: ntv.de, rts

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