Wirtschaft

Providence sagt Verkauf ab Kabel Deutschland an die Börse

Der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) wird nicht verkauft. Die US-Beteiligungsgesellschaft Providence als Haupteigentümer erteilt mehreren Übernahmeangeboten von konkurrierenden Investorengruppen eine Absage, berichten britische Medien. Providence soll stattdessen einen Börsengang planen.

Die Besitzer versprechen sich von einem Börsengang mehr Geld als durch einen Verkauf.

Die Besitzer versprechen sich von einem Börsengang mehr Geld als durch einen Verkauf.

Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland soll informierten Kreisen zufolge nun doch an die Börse gehen. Der US-Finanzinvestor Providence als Eigentümer habe den direkten Verkauf an andere Private-Equity-Firmen abgesagt, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen. Providence will danach noch in dieser Woche mit den Vorbereitungen für den Börsengang beginnen.

Obwohl in den vergangenen Wochen mehrere Platzierungen von Firmen aus dem Besitz von Finanzinvestoren geplatzt waren, soll Kabel Deutschland nach einem Bericht der "Financial Times" wie ursprünglich geplant rund eine Mrd. Euro einsammeln. Providence wolle die Mehrheit behalten. Der US-Investor wollte sich zu den Informationen nicht äußern.

Ein Verkauf von Kabel Deutschland wäre die größte Übernahme durch Private-Equity-Firmen in Europa seit Beginn der Finanzkrise gewesen. Mindestens vier Interessenten - darunter Advent, Carlyle, Bain Capital und ein Konsortium aus CVC und BC Partners - hatten vor knapp zwei Wochen Gebote von bis zu 5,2 Mrd. Euro abgegeben, wie Insider berichteten.

Bei Providence seien aber offenbar die Bedenken gewachsen, dass sich die Finanzierung der Millairdengebote als komplizierter erweisen könnte als gedacht. So sind die Preise für Hochzinsanleihen, mit denen die Offerten finanziert werden sollen, deutlich nach oben geschnellt. Der Markt sei praktisch tot, sagte ein Banker. Damit könnten die Finanzinvestoren nicht mehr den Preis bieten, den der Verkäufer haben wolle. Ein Bankenkonsortium wollte den Bietern eine Brückenfinanzierung von bis zu vier Mrd. Euro zur Verfügung stellen, die dann von einer Anleihe abgelöst werden sollte.

Providence hatte - wie viele Finanzinvestoren in jüngster Zeit - den Verkauf seit Ende des vergangenen Jahres zweigleisig geplant und damit die Deutsche Bank, UBS, Morgan Stanley und JP Morgan beauftragt. Eine mit den Plänen vertraute Person aus dem Umfeld des Investors sagte, der Börsengang sei immer erste Wahl gewesen. Die Bieter aus der Private-Equity-Branche hatten dagegen den Eindruck gewonnen, dass Providence einen direkten Verkauf bevorzugen würde. Das Unternehmen war vor sieben Jahren bei Kabel Deutschland eingestiegen, spätestens nach dieser Zeit wollen die meisten Finanzinvestoren Geld sehen.

Wackelige Märkte

Providence ist offenbar zuversichtlich, dass ein kurzfristiger Börsengang von Kabel Deutschland trotz der jüngsten Misserfolge von Konkurrenten mit Unternehmen wie dem Einzelhändler New Look, dem Reisebuchungssystem Travelport und dem Freizeitpark-Betreiber Merlin klappt. BC Partners musste beim Börsengang seiner Beteiligung Medica in Paris Abstriche am Preis machen. Die allein in 13 der 16 Bundesländer vertretene Kabel Deutschland mit ihren neun Mio. Kabelkunden gilt aber als "Gelddruckmaschine". Providence muss hoffen, dass sich das Unternehmen deshalb als resistent gegen die wackeligen Märkte erweist.

Wenn das Unternehmen seine Pläne schnell vorantreibt, könnte Kabel Deutschland zum Lackmustest für die Machbarkeit von Börsengängen in Deutschland werden. Vor Ostern wird bisher nur mit dem Chemikalienhändler Brenntag gerechnet. Die zu Anfang des Jahres herrschende Euphorie unter Investmentbankern ist aber schon wieder Ernüchterung gewichen. Banker halten es deshalb für nicht ausgeschlossen, dass Providence hofft, mit der Ankündigung doch einen Käufer zu motivieren, mehr zu bieten. An Kabel Deutschland hatte auch der Mobilfunkriese Vodafone Interesse gezeigt.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen