Wirtschaft

Tunnelblick im Schienennetz Lokführer setzen Bahnstreik fort

Im Führerstand eines ICE: Blick auf den Arbeitsplatz eines Lokführers.

Im Führerstand eines ICE: Blick auf den Arbeitsplatz eines Lokführers.

(Foto: REUTERS)

Pendlern, Geschäftsreisenden und Touristen steht ein weiterer schwieriger Streiktag bevor. Die GDL will ihren Ausstand bis Sonntag durchziehen. Hoffnung auf ein vorgezogenes Ende verbreitet Bahnchef Grube. Wird die Gewerkschaft darauf eingehen?

Die Geduld von Millionen Bahnkunden wird weiter auf die Probe gestellt: Die Lokführergewerkschaft GDL setzt ihren Rekordstreik bei der Deutschen Bahn auch heute mit unveränderter Intensität fort. Nach Ankündigung der Gewerkschaft sollen über den gesamten Tag erneut rund 3000 Lokführer dem Streikaufruf folgen und ihre Züge stehen lassen.

Daran ändert auch die Ankündigung von Bahnchef Rüdiger Grube nichts, der in Berlin einen "neuen Vorschlag zur Befriedung der Lage" machen will. "Wir versuchen, die Verhandlungen wieder in Gang zu bringen", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber im RTL-"Nachtjournal". "Wir reden über das Wie, die Inhalte dieser Tarifverträge. Über Zeit- und Geldregelungen."

Von dem bis Sonntag angekündigten Streik sind sowohl Personen- als auch Güterzüge betroffen. Bahnreisende müssen sich wie am Vortag darauf einrichten, dass mindestens zwei von drei Fernzügen ausfallen und die S-Bahnen in den Ballungsräumen nur stark ausgedünnt verkehren.

Für die Wirtschaft wird es eng

Der Güterverkehr wird bereits seit Montag bestreikt, so dass in der deutschen Industrie Produktionsausfälle wegen fehlenden Nachschubs näher rücken. Fernreisende und Pendler müssen seit Dienstag mit den Folgen der mittlerweile achten Streikwelle im aktuellen Tarifkonflikt zurechtkommen.

Für Mitte der Woche stehen verschiedene Veranstaltungen auf dem Streikplan: GDL-Chef Claus Weselsky will am Mittag am Kölner Hauptbahnhof zu Streikenden sprechen, sein Stellvertreter Norbert Quitter schon am Vormittag in Frankfurt. Besonders interessant wird dabei die Reaktion der GDL auf den angekündigten Vorstoß der Bahn sein - falls Grubes Vorschlag rechtzeitig eintrifft. Wann genau sich der Bahn-Chef äußern will, blieb zunächst unklar.

Zehn Millionen Euro pro Tag

"Der Tarifkonflikt darf nicht auf dem Rücken unserer Kunden und Mitarbeiter ausgetragen werden", hatte Bahnchef Grube erklärt. Die Bahn will im Fernverkehr auch am Mittwoch und Donnerstag etwa ein Drittel des sonst üblichen Verkehrs auf die Schiene bringen. Ihre Belastung hat die Bahn auf 10 Millionen Euro pro Streiktag beziffert, die mittelbaren Schäden für die Wirtschaft sind darin nicht enthalten.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag befürchtet Produktionsausfälle. "Wenn der Streik wie angekündigt sechs Tage dauert, kommen Lieferketten ins Stocken, Lager laufen leer, die Produktion stottert", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der "Nordwest-Zeitung".

Bahn lehnt Zwangsschlichtung ab

Der Konflikt zwischen Bahn-Konzern und Lokführergewerkschaft gilt auch deshalb so schwierig, weil die GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) teils für dieselben Beschäftigtengruppen Tarifverträge abschließen wollen. Die Bahn will für die Mitglieder beider Gewerkschaften ähnliche Abschlüsse erzielen.

Bahn-Personalvorstand Weber wandte sich gegen Vorschläge einer Zwangsschlichtung, die seiner Ansicht nach auch rechtlich nicht durchsetzbar sein könnte. "Von daher bevorzugen wir ganz klar Verhandlungslösungen, die streben wir an, die müssen wir zustande bringen", sagte Weber dem "Nachtjournal". Dafür stehe auch die GDL in der Verantwortung.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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