Krypto, Tech und Tesla Mit Trump reich werden - und alles wieder verlieren?
01.12.2024, 14:58 Uhr Artikel anhören
Ziemlich geschäftstüchtige Freunde: Elon Musk (l) und Donald Trump machen gemeinsam Kurse.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Tesla-Chef Elon Musk hat auf Donald Trump gesetzt und gewonnen. Nicht nur der Kurs des E-Autobauers macht Freudensprünge. Auch der Bitcoin und Aktien wie Coinbase laufen traumhaft. Aber wie lange werden diese Trump-Wetten gutgehen?
Elon Musk gibt sich nicht mit ein paar Millionen zufrieden. Sein E-Autobauer Tesla hat seit dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA ein paar Hundert Milliarden US-Dollar an Marktwert zugelegt - dabei sogar die Billionen-Dollar-Marke geknackt. Zum Rekordhoch hat es Tesla nicht mehr weit. Am 6. November, als feststand, dass er das Rennen um das Präsidentenamt für sich entschieden hat, jubelten Marktteilnehmer mit Fokus Aktien und Tech.
Als der amerikanische Leitindex S&P 500 - der die größten US-Unternehmen umfasst - immer neue Rekordwerte erklomm, knallten die Sektkorken. "Trump verspricht weniger Bürokratie, geringere Unternehmenssteuern und die Abschottung der heimischen Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz durch höhere Zölle", sagt Klaus Schulz, Deutschlandchef von LYNX, ein Online-Broker mit Schwerpunkt auf US-Aktien.
Kryptowährungen
Besonders euphorisch wurden nach Trumps Wahlsieg die US-Technologiewerte gefeiert. "Die Branche könnte von einer möglichen gelockerten Regulierung profitieren", so Schulz. Auch der Krypto-Markt explodierte. Der Bitcoin schoss 40 Prozent nach oben und kratzte damit erstmals an der 100.000-Dollar-Marke. Kein Wunder: Das Trump-Team gilt als Krypto-freundlich.
Ähnlich entwickelte sich auch die Kryptowährung Ethereum, die um gut 45 Prozent zulegen konnte. Die Aktie des US-Unternehmens Coinbase, das eine Handelsplattform für Kryptowährungen betreibt, schnellte in den drei Wochen nach der Präsidentenwahl um fast 60 Prozent nach oben und gehört bei Brokern wie LYNX aus Berlin oder der Börse München mittlerweile zu häufig gehandelten Basiswerten. "Vor Jahren wäre undenkbar gewesen, dass an manchen Handelstagen eine Aktie wie Coinbase Tanker wie Allianz oder BMW in der Anlegergunst hinter sich lässt", ordnet Vanyo Walter vom Aktienbroker RoboMarkets ein.
Nun sind sowohl der Bitcoin als auch andere von ihm abhängige Aktien seit Tagen massiv überkauft. Angesichts der exorbitant gestiegenen Kurse stellt sich die Frage, ob die Korrektur kommt. Und wenn ja, wie dramatisch werden die Kurse dann einbrechen? "Bei Bitcoin kommt verstärkend hinzu, dass runde Marken wie 1000, 10.000 oder eben jetzt 100.000 Dollar förmlich zu Gewinnmitnahmen einladen", so Walter. Dies wäre nach derart überkauften Märkten keine Seltenheit. Anfang August haben Anleger einen Vorgeschmack auf diese Situation bekommen, als die großen Aktienindizes an einem Tag mehrere Prozentpunkte verloren, allerdings war diese Korrektur nicht nachhaltig.
Tech-Aktien
Besonders gefährdet erscheinen aktuell Tech-Titel wie die Aktien von Microstrategy, Tesla und Palantir. Microstrategy, das Unternehmen, das Milliarden in Bitcoin investiert hat, profitiert von der Welle der Krypto-Euphorie – doch sobald der Bitcoin unter Druck gerät, wird auch Microstrategy leiden. Anleger können sich mit Short-Papieren der Derivate-Emittenten gegen Kursverluste bei jenen Aktien absichern oder auch ganz einfach auf fallende Kurse spekulieren. Microstrategy hat mittlerweile Bitcoin im Wert von rund 30 Milliarden Dollar in ihren Büchern und diese Zahl würde einbrechen, falls die Krypto-Euphorie verfliegt.
Tesla
Dann ist da noch Tesla, das Aushängeschild der Elektrofahrzeugindustrie. Für Joseph Spak, Analyst bei der UBS, steht fest, dass die Tesla-Rally mit Fundamentaldaten wenig zu tun hat. Elon Musk, der sich gerne als Freund von Trump inszeniert, hat von den höheren Zöllen auf chinesische Importe profitiert. Doch hinter Teslas glänzenden Aktienkursen sieht die Welt nicht ganz so rosig aus: Das Unternehmen kämpft mit sinkenden Marktanteilen in den USA, China und Europa. Der Traum von Tesla als Vorreiter der E-Mobilität droht zu verblassen. Ohnehin ist die Bewertung der Amerikaner nur dann annähernd zu rechtfertigen, wenn man Tesla nicht als Autobauer, sondern als Tech-Konzern mit angeschlossenem E-Auto-Geschäft sieht.
Palantir
Ein anderes Unternehmen ist vor allem dadurch bekannt, dass es politisch umstritten ist und mit Alex Karp einen extrovertierten Boss hat. Die Aktie des geheimen Software-Darlings Palantir ist nach Trumps Wahlsieg ebenfalls förmlich durch die Decke gegangen und seit Juni 2024 von 20 auf 65 Dollar hochgejubelt worden. 150 Milliarden Dollar bringt die Firma auf die Waage, obgleich ihre Umsätze verglichen mit dem Marktwert noch gering sind. Die Hoffnung, von Steuersenkungen und lukrativen Regierungsaufträgen zu profitieren, treibt die Kurse. "Doch die hohe Abhängigkeit von staatlichen Aufträgen könnte sich künftig auch als Bumerang erweisen, wenn die hohen Erwartungen enttäuscht werden", glaubt Vanyo Walter.
Für alle gezeigten Trump-Wetten gilt daher, dass man Momentum und Erwartungsmanagement gut bedenken muss. Am 20. Januar findet die Amtseinführung Trumps statt. Unmittelbar danach kommen die Karten auf den Tisch und es würde nicht verwundern, wenn so manche Trump-Wette dann zumindest teilweise nach hinten losginge.
Quelle: ntv.de