Erhöhte Krankenquote Omikron macht sich bei der Bahn bemerkbar
26.01.2022, 08:31 Uhr
Derzeit fahren nur halb so viele Menschen wie vor der Corona-Pandemie mit den ICE- und Intercity-Zügen.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Die befürchtete Krankmeldungswelle aufgrund der Omikron-Variante bleibt noch aus, aber in einzelnen Bundesländern ist die Lage bei der Deutschen Bahn bereits angespannt. Dazu sind die Fahrgastzahlen derzeit gering, sodass manche Züge nur verkürzt fahren.
Die Deutsche Bahn hat wegen der Omikron-Welle ihr Angebot im Fernverkehr leicht verringert. Die Sitzplatzkapazität sei seit dem 10. Januar um etwa drei Prozent reduziert, heißt es in einem Lagebild für den Aufsichtsrat. So würden in einigen Fällen kürzere Züge eingesetzt, um vorsorglich die Instandhaltungswerke zu entlasten. In einigen Werken ist die Krankenquote demnach schon zweistellig. Weitere "Reduktionsszenarien" seien für den Fall vorbereitet, dass die Krankenstände stark stiegen.
Die Bahn hatte im Dezember ihr Angebot ein weiteres Mal aufgestockt, weil sie laufend neue Züge erhält. Es fahren derzeit aber nur halb so viele Menschen mit den ICE- und Intercity-Zügen wie vor der Pandemie. "Aktuell läuft der Betrieb ruhig und weitgehend reibungslos", teilte ein Bahnsprecher mit. "Wir haben derzeit nur minimale Anpassungen im Fahrplan vorgenommen, indem auf einigen Verbindungen - etwa zwischen Köln und Frankfurt - zu Zeiten mit weniger Fahrgästen statt zwei Zugteilen nur einer unterwegs ist." Die Bahn sei weiter vorbereitet, bei Bedarf die Betriebsabläufe anzupassen.
Bei Regionalzügen gibt das Lagebild das Angebot mit "weitestgehend 100 Prozent" an. Nur vereinzelt fielen Verstärkerfahrten weg. Die Fahrgastnachfrage liege bei 55 bis 60 Prozent des Vor-Corona-Niveaus - bei starken regionalen Unterschieden. Die Krankmeldungsquoten bei Planern, Disponenten, Instandhaltungsmitarbeitern und Lokführern steigen demnach, sind aber noch deutlich einstellig.
Angespannt ist die Situation demnach etwa in Nordrhein-Westfalen. Steige der Krankenstand dort weiter, könnten Verkehre nicht mehr vollständig bedient werden. Bei der S-Bahn Berlin ist der Betrieb schon reduziert. Dort entfallen seit Dienstag beispielsweise Verstärkerzüge. Das Angebot liegt nach S-Bahn-Angaben aber noch bei gut 98 Prozent. Coronabedingt eingeschränkt ist in der Hauptstadt seit einigen Tagen auch das Angebot an Bussen und U-Bahnen der landeseigenen Berliner Verkehrsbetriebe.
Mehr Verspätungen im letzten Jahr
Im vergangenen Jahr fielen bei der Deutschen Bahn 3,2 Prozent der 340.000 planmäßigen Fahrten aus. Bezogen auf die vier Millionen vorgesehenen Halte lag die Ausfallquote bei 5,1 Prozent, wie die Bahn mitteilte. Verglichen mit 2020 stiegen die Zahlen deutlich, wie aus Anfragen des FDP-Abgeordneten Torsten Herbst hervorgeht, über die die "Bild"-Zeitung berichtete. Herbst forderte zusätzliche Maßnahmen für Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.
Die Bahn nannte als Ursache Sonderereignisse: "Der Wintereinbruch im Februar mit zeitweiser Einstellung des Betriebs, im Juli das Sturmtief Bernd mit dem daraus resultierenden Jahrhundert-Hochwasser in Nordrhein-Westfalen sowie im August und September einen der mit drei Streikwellen härtesten Tarifkonflikte der DB-Geschichte." In den übrigen acht Monaten des Jahres habe der Anteil der Zugausfälle mit 1,1 Prozent auf dem Niveau der beiden Vorjahre gelegen, bei den Halten bei 2,5 Prozent.
Bahnbeauftragter will Management optimieren
Auch für den neuen Bahnbeauftragten der Bundesregierung, Michael Theurer, ist Pünktlichkeit ein wichtiger Ansatzpunkt für ein attraktiveres Angebot. "Um Pünktlichkeit zu erreichen, ist vor allen Dingen das Baustellen-Management zentral", sagte der FDP-Politiker. Es gebe einen hohen Sanierungsstau und einen Rückstand bei der Instandsetzung, was Schritt für Schritt abzuarbeiten sei.
Dabei müsse das Management optimiert werden, damit unter Betrieb gebaut werden könne und die Kapazität möglichst wenig eingeschränkt werde. "Fahrgäste sind häufig davon betroffen, wenn Züge wegen Baustellen nicht pünktlich sind und man Anschlüsse verpasst", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium. "Diese Unterbrechungen müssen vermieden werden."
Theurer forderte auch konkretere Informationen bei Störungen. Dies werde in der Regel schon gemacht, die Qualität ließe sich aber sicher weiter verbessern. "Wenn man den Anschluss verpasst, ist entscheidend zu wissen, wie komme ich dann weiter? Der Grund der Verspätung allein hilft dem Fahrgast selten weiter. Wichtig sind Informationen und Hilfe, das Ziel auch mit einem anderen Zug zu erreichen."
Quelle: ntv.de, mdi/dpa