Weniger Neuzulassungen PKW-Markt stottert - E-Auto-Flaute könnte zum Problem werden
05.06.2024, 17:31 Uhr Artikel anhören
Der deutsche Automarkt lag im Mai noch immer 30 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019.
(Foto: picture alliance/dpa)
Auf dem Neuwagenmarkt geht es kaum aufwärts. Grund sind eine schwache Konjunktur und zurückhaltende Kunden. Die Nachfrage nach E-Autos bricht regelrecht ein. Für die Hersteller könnte nach Ansicht eines Experten dies zu einem noch großen Problem werden.
Die Deutschen sind weiter zögerlich beim Thema Autokauf. Im Mai übergaben die Autohäuser insgesamt 236.425 Neuwagen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte. Das waren 4,3 Prozent weniger als im Vorjahres. Damit liegt der Markt immer noch knapp 30 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019, rechnet die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY vor - und macht kaum Hoffnung auf Besserung. Auch einige andere große europäische Märkte lagen demnach im Mai im Minus, Frankreich etwa mit drei, Italien mit sieben Prozent.
"Der deutsche Neuwagenmarkt pendelt sich auf einem relativ niedrigen Niveau ein. Es sieht nicht so aus, als könne die Lücke zum Vorkrisenniveau in absehbarer Zeit geschlossen werden", sagte EY-Partner Constantin M. Gall. "Die Konjunktur schwächelt nachhaltig, Privatleute und Unternehmen bleiben bei großen Anschaffungen zurückhaltend, die Neuwagenpreise sind weiterhin relativ hoch. All das trägt dazu bei, dass auf dem Neuwagenmarkt kaum aufwärtsgeht."
I In Deutschland nahm die Anzahl der gewerblichen Neuzulassungen laut KBA-Statistik um 5,6 Prozent ab, ihr Anteil betrug 67,5 Prozent. Die privaten Zulassungen gingen um 1,3 Prozent zurück. Unter den deutschen Marken verzeichnete Opel einen Zuwachs von gut 29 Prozent, bei VW stiegen die Pkw-Neuzulassungen um knapp 9 Prozent. Für die weiteren deutschen Marken wies die Zulassungsstatistik im Mai Rückgänge aus, die bei Mini (minus 49 Prozent), BMW (minus 33 Prozent), Mercedes (minus 29 Prozent), Ford (minus 29 Prozent) und Audi (minus 18 Prozent) zweistellig ausfielen.
Kunden zweifeln an E-Auto-Perspektive
Einmal mehr ging im Mai die Nachfrage nach Elektroautos (BEV) deutlich zurück: Die Zahl der Neuzulassungen sank um mehr als 30 Prozent auf 29.708. "Die Verunsicherung hält an, was den Hochlauf der Elektromobilität betrifft", sagte Gall weiter. "Kunden zweifeln an den Perspektiven von Elektroautos, wenn auch die Politik nicht mehr bereit ist, diese Technologie zu fördern."
Für die kommenden Monate rechnet Gall mit einem anhaltend niedrigen Absatzniveau. "Im laufenden Jahr werden in Deutschland voraussichtlich etwa 150.000 Elektroautos weniger verkauft als im vergangenen Jahr, wir liegen damit etwa auf dem Niveau von 2021", sagte er. Die aktuelle Absatzschwäche bei Elektroautos könne für die Hersteller zu einem massiven Problem werden, wenn für sie ab 2025 neue, verschärfte CO2-Ziele in der EU gelten. Gall wies darauf hin, dass Elektroautos im Mai in fünf von sieben europäischen Märkten, für die entsprechende Zahlen vorliegen, Marktanteile verloren hätten. Von benzinbetriebenen Autos wurden dagegen 2,1 Prozent mehr verkauft. Diesel legten um 3,2 Prozent zu.
Die deutschen Autobauer fuhren angesichts der Nachfrageschwäche auch die Inlandsproduktion herunter. Im Mai rollten nur 307.500 Neuwagen aus den Werkshallen - ein Rückgang um 18 Prozent, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte. Seit Jahresbeginn ging die Produktion um 6 Prozent auf 1,7 Millionen PKW zurück. Damit lag sie um 18 Prozent unter dem Niveau der ersten fünf Monate des Vorkrisenjahres 2019.
Auch der Export entwickelte sich im abgelaufenen Monat schwächer. 249.400 PKW führten die Hersteller über die Grenzen aus - 16 Prozent weniger als vor Jahresfrist. In den ersten fünf Monaten produzierten die Hersteller gut 1,3 Millionen Fahrzeuge für den Export. Das waren knapp 17 Prozent weniger als vor der Coronakrise.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ