Wirtschaft

"Marktumfeld eingetrübt" Panzer-Zulieferer Renk sagt Börsengang ab

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Renk produziert in Augsburg Getriebe für einen Panzer. Das Unternehmen profitiert daher von der aktuellen Aufrüstung.

Renk produziert in Augsburg Getriebe für einen Panzer. Das Unternehmen profitiert daher von der aktuellen Aufrüstung.

(Foto: picture alliance/dpa)

Es sollte einer der wenigen Börsengänge in Deutschland in diesem Jahr werden. Doch nur Stunden vorher verschiebt der deutsche Rüstungskonzern Renk überraschend den Gang auf das Frankfurter Parkett - trotz des Rüstungsbooms um den Ukraine-Krieg.

Der Augsburger Panzergetriebe-Hersteller Renk kehrt doch nicht an die Börse zurück. Das Unternehmen teilte wenige Stunden vor dem geplanten Gang auf das Frankfurter Parkett mit: "In den letzten Tagen hat sich das Marktumfeld spürbar eingetrübt." Damit begründete Renk die kurzfristige Absage. Ob der Börsengang später nachgeholt wird, werde geprüft.

Zuvor hatte sich abgezeichnet, dass die 27,03 Millionen Aktien sich nur am unteren Ende der Preisspanne verkaufen hätten lassen. Die begleitenden Investmentbanken hatten Investoren am Mittwoch 15 Euro als voraussichtlichen Ausgabepreis genannt. Auf diesem Niveau sei die Emission "vielfach überzeichnet", hatte es geheißen. Die Spanne reichte bis zu 18 Euro.

Das ehemals zu MAN gehörende Unternehmen wäre zum avisierten Preis mit 1,5 Milliarden Euro bewertet worden - das ist mehr als das Doppelte des Preises, den Triton Anfang 2020 gezahlt hatte, aber ein deutlicher Abschlag zur Bewertung anderer Rüstungszulieferer. Dem Finanzinvestor entgeht nun ein Erlös von 405 Millionen Euro. Triton hatte Renk für knapp 700 Millionen Euro vom Autobauer Volkswagen gekauft und anschließend - nach 97 Jahren - von der Börse genommen. Mit der 300 Millionen Euro schweren Übernahme des Bereichs Combat Propulsion Systems vom US-Konzern L3Harris schaffte Renk unter seiner Ägide den Sprung auf den amerikanischen Markt.

Renk ist ein Hersteller von Getrieben, Fahrzeugantrieben, sogenannten Powerpacks, hybriden Antrieben, Federungssystemen, Gleitlagern, Kupplungen und Prüfsystemen für die militärische und zivile Nutzung. Angesichts der Aufrüstung erlebt das Augsburger Unternehmen derzeit eine Sonderkonjunktur. 70 Prozent des Umsatzes 2022 von knapp 850 Millionen Euro machen Getriebe für Panzer und Schiffe für die Marine aus, der Rest entfällt auf ziviles Geschäft. Renk verzeichnete zum Halbjahresende 2022 einen Rekordauftragsbestand von 1,7 Milliarden Euro. Vorstandschefin Susanne Wiegand will den Umsatz 2023 auf eine Milliarde Euro steigern.

Gemischte Bilanz der Börsenneulinge

Im laufenden Jahr hat es wegen der Konjunkturschwäche, stark gestiegener Zinsen und geopolitischer Unsicherheit bisher nur wenige Börsengänge in Deutschland gegeben. Renk wäre erst der vierte Börsenneuling in diesem Jahr gewesen. Offen ist, wie der nächste Börsenkandidat auf die Absage von Renk reagiert. DKV Mobility, der für seine Tankkarten bekannte Mobilitätsdienstleister aus Ratingen, wollte Insidern zufolge in dieser Woche seine Börsenpläne öffentlich machen. Die Aktien des Mainzer Pharmaverpackungsherstellers Schott Pharma notierten am Mittwoch - eine Woche nach der Erstnotiz - mit 30 Euro elf Prozent über dem Ausgabepreis von 27 Euro. Die Papiere der Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera haben seit dem Börsengang im Juli elf Prozent verloren. Der Cloud- und Webhosting-Anbieter Ionos liegt fast ein Viertel unter dem Ausgabepreis.

Quelle: ntv.de, rwe/rts/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen