Wirtschaft

Große Motoren sind sexy Poker um Tognum-Übernahme

In "nahezu allen Punkten" herrscht Einigkeit, dennoch ist der Kauf von Tognum durch Daimler und Rolls-Royce noch längst nicht in trockenen Tüchern. Es geht wie immer um das liebe Geld.

Motoren sind sexy: Daimler und Rolls-Royce haben es auf Tognum abgesehen.

Motoren sind sexy: Daimler und Rolls-Royce haben es auf Tognum abgesehen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Daimler und Rolls-Royce müssen um die mehr als drei Milliarden Euro schwere Übernahme des Dieselmotoren-Herstellers Tognum noch kämpfen. Der Stuttgarter Autobauer und der britische Turbinenhersteller kündigten ein gemeinsames Angebot über 24 Euro je Tognum-Aktie an und warben um die Zustimmung der Aktionäre. Der Vorstand von Tognum, der selbst zusammen mit der Belegschaft rund zehn Prozent an dem Friedrichshafener Konzern hält, pokert aber noch um ein höheres Gebot. "Über die Höhe des Angebotspreises wurde noch kein Einverständnis erzielt", teilte Tognum mit.

Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche sagte vor Analysten, man sei sich mit dem Tognum-Management in "nahezu allen Punkten" einig. Nach einer Grundsatzvereinbarung mit Tognum-Chef Volker Heuer bleibt Friedrichshafen Sitz des Unternehmens, wie Tognum erklärte. Ein Arbeitsplatzabbau sei nicht geplant. Daimler und Rolls-Royce hätten ausreichende Investionen zugesagt, um das Unternehmen weiter zum technologischen Vorreiter zu machen.

Der Stuttgarter Konzern und Rolls-Royce wollen Tognum je zur Hälfte übernehmen. Rolls-Royce will sein Geschäft mit Gas- und Dieselmotoren mit mittleren Geschwindigkeiten für Schiffe und zur Energieerzeugung unter der Marke Bergen in das Unternehmen einbringen. Das Brennstoffzellengeschäft von Tognum wiederum, das das Friedrichshafener Unternehmen einstellen wollte, soll von Rolls-Royce übernommen werden.

Warten auf höheres Angebot?

Zetsche sagte, er rechne nicht mit einer Empfehlung des Vorstands zu dem Übernahmeangebot. "Das ist auch nicht seine Aufgabe", betonte der Daimler-Chef. "In allen anderen Themen stimmen wir voll überein." Er wolle die Führungsmannschaft um den im Sommer ausscheidenden Heuer an Bord halten. Eine Person aus dem Tognum-Umfeld sagte: "Tognum und Daimler sind beim Preis noch meilenweit voneinander entfernt." Zuletzt hatten sich mehrere Großinvestoren zu Wort gemeldet und 24 Euro als zu niedrig bezeichnet.

Das Gebot liegt um rund 30 Prozent über dem letzten Kurs vor dem Bekanntwerden der Übernahmepläne, ist aber nicht höher als der Ausgabepreis zum Börsengang im Herbst 2007. Der Spezialist für Dieselmotoren wird damit mit 3,2 Mrd. Euro bewertet. Auch viele Anleger an der Börse hoffen auf mehr. Die Aktie schnellte bis zum Mittag um weitere 6,4 Prozent auf 24,70 Euro.

Raus und wieder rein

Die institutionellen Anleger setzen darauf, dass Tognum sich besser entwickeln wird als die Konkurrenz, was den Firmenwert und den Aktienkurs nach oben triebe. Das sehen auch die Bieter so: "Die Partnerschaft mit Rolls-Royce ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für uns, weiter in die Tognum AG zu investieren und das Wachstum des Unternehmens zu unterstützen", erklärte Zetsche.

Der Autobauer war nach dem Börsengang wieder bei Tognum eingestiegen, nachdem er die einstige MTU Friedrichshafen nur zwei Jahre zuvor für 1,6 Mrd. Euro an den Finanzinvestor EQT verkauft hatte. Nun will Daimler seine 28,4 Prozent zum Preis von knapp 900 Mio. Euro einbringen.

Mehr Vor- als Nachteile?

Daimler ist einer der größten Lieferanten von Basismotoren an Tognum. Die Verbindung bietet "ganz erhebliche Vorteile für alle Beteiligten", warb Zetsche. Rolls-Royce-Chef John Rose sagte: "Hier geht es nicht um Ergebniseffekte durch Einsparungen. Wir können vielmehr die Produktivität durch Größenvorteile steigern." Forschung und Entwicklung lohnten sich dadurch mehr.

Quelle: ntv.de, rts

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