Langer Kampf gegen die Inflation Powell nimmt Schmerzen bei Zinserhöhungen in Kauf
26.08.2022, 18:03 Uhr
Die Fed will ihre Werkzeuge im Kampf gegen die Inflation kraftvoll nutzen.
(Foto: REUTERS)
Die US-Notenbank stimmt auf weitere Zinsschritte im Kampf gegen die Inflation ein. Diese werden Folgen für die Beschäftigung, für Unternehmen und für Haushalte haben. Ein Scheitern der Bemühungen aber wäre noch schmerzhafter, sagt Fed-Chef Powell.
US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Finanzmärkte auf einen langen Kampf gegen die ausufernde Inflation eingestimmt. Die Wiederherstellung der Preisstabilität werde für "einige Zeit" eine restriktive Geldpolitik nötig machen, sagte er auf dem Zentralbank-Symposium von Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Dazu müssten die Werkzeuge "kraftvoll" genutzt werden. Dieser Prozess werde wahrscheinlich den Arbeitsmarkt schwächen und den Haushalten und Unternehmen einige Schmerzen bereiten. "Das sind die unschönen Kosten der Inflationsbekämpfung. Aber ein Scheitern bei der Wiederherstellung der Preisstabilität würde weitaus größere Schmerzen bedeuten", sagte er weiter.
Die Äußerungen gelten als deutliches Signal, dass die Federal Reserve (Fed) ihren Zinserhöhungskurs eisern fortsetzen wird und Lockerungen auf absehbare Zeit nicht infrage kommen. Mehrere US-Währungshüter haben betont, es sei voreilig von den Märkten, Zinssenkungen im kommenden Jahr zu erwarten.
Wie hoch der nächste Zinsschritt ausfallen wird, bleibt vorerst offen. Powell sagte, dies hänge von der Datenlage ab, womit insbesondere die Inflations- und Arbeitsmarktdaten gemeint sein dürften. Irgendwann werde es auf dem Weg der Zinserhöhungen allerdings angebracht sein, das Tempo zu verlangsamen, sagte Powell auf dem von der regionalen Fed-Bank Kansas City seit 1978 ausgerichteten Economic Policy Symposium. Wann dieser Punkt gekommen sein wird, ließ er offen.
USA stecken in technischer Rezession
Händler sahen zuletzt für die Fed-Sitzung im September eine etwas größere Chance auf eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte als auf eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt. Powell hat bei früherer Gelegenheit Leitzinsen von 3,0 bis 3,5 Prozent bis Jahresende als anzustrebendes "moderat restriktives Niveau" bezeichnet, wobei die Wirtschaft bereits leicht gebremst wird.
An den Finanzmärkten geht die Furcht um, dass die Notenbank mit einem zu aggressiven Kurs eine Rezession auslösen könnte - also eine wirtschaftliche Schwäche auf breiter Front. Die USA stecken nach zwei Minuszeichen bei der Wirtschaftsleistung in den ersten beiden Quartalen bereits in einer sogenannten technischen Rezession. In seiner Rede sagte Powell, die Wirtschaft zeige trotz einiger gemischter Wachstumssignale weiterhin eine starke Grunddynamik.
An den Börsen weiteten die Aktienindizes in Europa und den USA ihre Kursverluste in Reaktion auf die Powell-Aussagen aus. Anleger warfen in Erwartung großer Zinsschritte Anleihen aus den Depots. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Staatsanleihen stieg um acht Basispunkte auf ein Zwei-Monats-Hoch von 1,419 Prozent. Der Euro stand 1,1 Prozent höher bei 1,0083 Dollar.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ