Kein Grund zur Panik Rewe wird vorsichtig
03.08.2009, 13:07 UhrDeutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe stellt sich auf einen schwierigen Herbst und Winter ein. Grund zur Panik gebe es nicht, meint Alain Caparros, Chef der Kölner Rewe-Gruppe. Trotzdem schwört er sein Haus auf magere Zeiten ein.
"Wir sind vorsichtiger geworden", sagte Alain Caparros, Vorstandsvorsitzender der Rewe-Gruppe, in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ("FAZ"). Das kommende Jahr dürfte eine noch größere Herausforderung werden. Denn wenn die heute noch weit verbreitete Kurzarbeit in eine deutlich erhöhte Arbeitslosigkeit münden sollte, werde das erhebliche Konsequenzen für den Einzelhandel haben, erklärte Caparros der "FAZ".
Seit April spüre man in den Läden ein gedämpfteres Kaufverhalten, berichtete Caparros. Damit schlug der Rewe-Chef andere Töne an als die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die in ihrer aktuellen Konsumklimastudie eine weiter gute Verbraucherstimmung feststellte. "Die Leute sind nachdenklicher geworden, und zwar durch die Bank und über alle Bevölkerungsschichten hinweg", sagte Caparros. Die Kölner Rewe-Gruppe mit zuletzt fast 50 Mrd. Euro Umsatz und nahezu 15.000 Märkten beschäftigt fast 320.000 Mitarbeiter. Zum Jahresende 2008 arbeiteten allein in Deutschland etwa 211.000 Menschen bei Rewe.
Caparros: Notfalls streichen
Speziell in Osteuropa, wo Rewe wie auch andere internationale Handelsgruppen starke Positionen aufgebaut hat, kommen in vielen Ländern neben Konjunktursorgen erhebliche Währungsprobleme hinzu. "Wir werden einen breiten Rücken machen müssen und stark auf die Kosten achten", sagte Caparros.
Mit großer Achtsamkeit gehe man daher im Rewe-Management das Jahr 2010 an. So habe man verschiedene Szenarien entwickelt, wo und wie je nach Brisanz der Situation Investitionen angepasst oder notfalls auch gestrichen werden. "Bei der Budgetplanung im Oktober werden wir dann sehen, in welche Schublade wir hineingreifen."
Signale an die Konkurrenz
Reichlich Sorgen bereitet Caparros die deflationäre Preisentwicklung. Deshalb kann der Handelsmanager nicht verstehen, warum große Discount-Wettbewerber sich anschicken, bei einigen Produkten die Preisschraube noch weiter nach unten zu winden, ohne dass dies mit niedrigeren Einkaufspreisen zu begründen wäre. Unsinnig findet er das.

Je schwerer die Sorgen, desto leichter die Tüte: Kundschaft in einer der knapp 15.000 Rewe-Filialen in Deutschland.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
"Denn um beim Umsatz die aktuell 1,0 Prozent Deflation bei den Vollsortimentern und 2,5 Prozent im Discount durch mehr Absatz ausgleichen zu können, müssen wir schon ein riesiges Rad drehen und uns von der Logistik bis zur Ladenkasse gewaltig anstrengen", sagte er. Das koste Geld.
Auf Akquisitionen angesprochen, blockte Caparros ab. "Gerade in der Krise können wir froh sein, damit unabhängiger von den Banken zu sein." Theoretisch wäre eine milliardenschwere Akquisition schon möglich, räumt Caparros ein. "Aber derzeit ist Vorsicht das erste Gebot."
Quelle: ntv.de, mmo/dpa