Wirtschaft

Reist Scholz nach Belgrad? Serbien macht Weg für Lithiumabbau frei

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Aktivisten hatten jahrelang für das Jadar-Tal gekämpft. Sie fürchten erhebliche Umweltschäden durch den Bergbbau.

Aktivisten hatten jahrelang für das Jadar-Tal gekämpft. Sie fürchten erhebliche Umweltschäden durch den Bergbbau.

(Foto: IMAGO/Pond5 Images)

Serbien erteilt die Lizenz für die größte Lithiummine Europas. Der Rohstoff ist wichtig für die Elektromobilität, Serbien könnte zum wichtigsten Produzenten des Kontinents werden. Der zu hebende Schatz weckt offenbar Begehrlichkeiten.

Die serbische Regierung hat den Weg für den Lithiumabbau im Jadar-Tal freigemacht. Dies geschah nach jahrelangen Protesten von Umweltschützern. Damit steigen auch die Chancen für serbische Lithium-Lieferungen an die EU. Der Bergbaukonzern Rio Tinto hat eine zwischenzeitlich annulierte Lizenz für die größte Lithiummine Europas wieder erteilt bekommen. Belgrad folgte damit einem wenige Tage zuvor gefällten Urteil des serbischen Verfassungsgerichts.

Dies könnte einen Schub für die Belieferung der Autokonzerne in Europa für die Produktion von E-Autos auslösen. Lithium wird vor allem für den Bau der Batterien gebraucht. Ein serbischer TV-Sender meldete, dass Kanzler Olaf Scholz am Freitag nach Belgrad reisen könnte. Die Bundesregierung wollte dies auf Nachfrage nicht bestätigen.

Seit Jahren sucht die europäische Industrie Lieferanten für Lithium in aller Welt und steht dabei in hartem Wettbewerb mit China, das auf dem Gebiet der E-Autos mittlerweile führend ist. Chinesische Firmen haben sich in vielen Ländern Lithiumminen und die Weiterverarbeitung gesichert. Chinas Präsident Xi Jinping hatte auf seiner Europareise auch Station in Serbien gemacht. Weil Batterietechnik inzwischen aber von der EU und Deutschland als strategisch wichtiger Bereich eingestuft wird, bemühen sich europäische Hersteller und Regierungen um größere Unabhängigkeit von China.

Schiebt Scholz strategische Partnerschaft mit Serbien an?

Der serbische Privatsender N1 TV berichtete, Bundeskanzler Scholz und der EU-Vizepräsident Maros Sefcovic würden am 19. Juli nach Belgrad reisen. Dort sollen sie demnach eine Absichtserklärung zwischen der EU und Serbien unterzeichnen, die eine strategische Partnerschaft in Bezug auf nachhaltige Rohstoffe, Lieferketten für die Batterieproduktion und Elektrofahrzeuge anschieben würde.

Der geplante Lithiumabbau hat in Serbien zu Streit geführt, weil Umweltschützer Rio Tinto massive mögliche Umweltschäden vorwarfen. Rio Tinto hatte wegen der Proteste seine Planung deutlich überarbeitet. Ein serbisches Gerichtsurteil hob vor wenigen Tagen dann die Entscheidung der serbischen Regierung von 2022 auf, Rios Lizenz wegen fehlender Umweltschutzmaßnahmen zu annullieren. Rio begrüßte die Entscheidung und teilte mit, das Projekt werde strengen Umweltauflagen unterworfen sein, einschließlich einer "ausgedehnten Phase" von Rechts-, Umwelt- und Genehmigungsverfahren und öffentlichen Konsultationen vor der Umsetzung.

Das 2,4 Milliarden Dollar teure Jadar-Lithiumprojekt in Westserbien könnte 90 Prozent des derzeitigen europäischen Lithiumbedarfs decken und das Unternehmen zu einem führenden Produzenten des Rohstoffes machen. Serbische Umweltschützer kritisierten, dass der Lithiumabbau immer noch zu massiven Schäden führen würde und forderten Deutschland auf, lieber heimische Quellen zu nutzen. Serbiens Bergbau- und Energie-Minister Dubravka Djedovic Handanovic sagte dagegen der Nachrichtenagentur Tanjug, das Jadar-Projekt stelle "die Zukunft der wirtschaftlichen Positionierung Serbiens in Europa" dar.

Tatsächlich gibt es auch in Deutschland Lithium-Vorkommen, aber in einem geringeren Umfang. Die Firma Zinnwald Lithium GmbH hatte vergangenen Freitag mitgeteilt, dass sie ihre geplante Produktion in einer Mine in Sachsen von 12.000 Tonnen pro Jahr auf bis zu 18.000 Tonnen erhöhen wolle. Im Februar hatte sie bekannt gegeben, dass das Lithium-Vorkommen bei Zinnwald deutlich größer sei als ursprünglich erwartet. Ein Abbau soll aber frühestens 2028 erfolgen. Untersucht wird auch die Gewinnung von Lithium am Oberrheingraben durch Tiefengeothermie.

Quelle: ntv.de, lwe/dpa/rts

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