Umbau der IT-Sparte Siemens streicht 4.200 Stellen
18.03.2010, 12:23 UhrRadikaler Umbau bei der Siemens-Sparte SIS. Um die IT-Tochter wieder flott zu machen, sollen weltweit tausende Stellen abgebaut werden, fast die Hälfte davon in Deutschland. Eine Finanzspritze und die rechtliche Autonomie sollen SIS börsenreif machen.
Insgesamt sollen in der IT-Sparte bis 2011 weltweit 4200 Stellen gestrichen werden, davon rund 2000 an deutschen Standorten. Zudem sollen die bislang sieben Geschäftseinheiten der IT-Sparte SIS auf zwei Geschäftseinheiten fokussiert werden. Um SIS wieder wettbewerbsfähiger zu machen, pumpt der Konzern bis 2012 mehr als 500 Mio. Euro in die IT-Sparte.
Das Unternehmen hatte kurz zuvor seinen Wirtschaftsausschuss über die Pläne zur Neuausrichtung von Siemens IT Solutions and Services (SIS) unterrichtet. Derzeit hat die IT-Sparte weltweit gut 35.000 Mitarbeiter, knapp 9700 davon in Deutschland. Im Inland fallen vor allem in München, dem Großraum Nürnberg und Paderborn die Arbeitsplätze weg. Der Stellenabbau solle "so sozialverträglich wie möglich umgesetzt werden", hieß es von dem Münchener Technologiekonzern. Dies schließe etwa die einvernehmliche Beendigung von Arbeitsverhältnissen oder das Auslaufen befristeter Verträge ein.
Jahrelanger Kampf
Mit dem Schritt richtet Siemens die Sparte mit einem Jahresumsatz von zuletzt 4,7 Mrd. Euro für eine Trennung her. SIS kämpft seit Jahren mit rückläufigen Umsätzen. Nachdem der Dax-Konzern nicht mehr die notwendige "Flexibilität" sah, um dem hohen "Preis- und Wettbewerbsdruck" der Konkurrenz standzuhalten, kündigte Vorstandschef Peter Löscher Anfang Dezember die Ausgliederung von SIS an.
Zum 1. Juli soll die rechtliche Verselbständigung erfolgen. Siemens hatte in seinem Geschäftsbericht 2009 bereits darauf hingewiesen, dass das Ergebnis der SIS im laufenden Geschäftsjahr "durch Restrukturierungsaufwendungen deutlich belastet werden" könnte.
Über die rechtliche Verselbstständigung hinaus soll nun auch "die Nabelschnur zur Siemens AG getrennt" werden, wie ein Sprecher sagte. Zum Beginn des neuen Geschäftsjahres 2010/11 werden daher am 1. Oktober die "Voraussetzungen für eine eigenständig operierende Gesellschaft" geschaffen, wie es von Siemens hieß. Dadurch hat SIS etwa keinen Zugriff mehr auf das Intranet des Mutter-Konzerns, sondern erhält ein eigenes Intranet.
Fit für die Börse?
Siemens kommt nach eigener Einschätzung bei der rechtlichen Verselbständigung der IT-Sparte SIS gut voran. "Wir sind auf gutem Wege für einen Carve-Out von SIS", hatte Finanzvorstand Joe Kaeser Ende Januar vor der Hauptversammlung erklärt.
SIS hat im vergangenen Geschäftsjahr 4,7 Mrd. Euro umgesetzt, dabei aber lediglich 90 Mio. Euro Gewinn erzielt. Beim Umsatz ist SIS nach wie vor stark von hausinternen Aufträgen abhängig. 1,1 Mrd. Euro des Umsatzes wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Siemens gemacht, 3,6 Mrd. Euro kamen von externen Auftraggebern.
Nach der Ausgliederung soll SIS fit für die Partnerschaft mit einem Wettbewerber oder gar für einen Börsengang gemacht werden. Ein Börsengang sei allerdings 2012 wahrscheinlicher als im kommenden Jahr, hatte Finanzvorstand Kaeser jüngst in einem Interview gesagt.
Quelle: ntv.de, DJ/rts