Wirtschaft

Edeka und Rewe bieten auf Filialen So geht es bei Kaiser's Tengelmann weiter

Tausende Jobs könnten beim Kampf um Kaisers verloren gehen.

Tausende Jobs könnten beim Kampf um Kaisers verloren gehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Komplettverkauf von Kaiser's Tengelmann ist geplatzt: Jede Filiale soll nun einzeln veräußert werden. Tausende Jobs stehen beim "Testosteronkrieg" von Edeka und Rewe auf dem Spiel. n-tv.de erklärt die Hintergründe der Supermarkt-Schlacht.

Seit siebzehn Jahren schreibt Kaiser's Tengelmann rote Zahlen. Die achtgrößte deutsche Supermarktkette hat zwar rund 15.000 Mitarbeiter und betreibt etwa 450 Supermärkte. Laut ihrem Miteigentümer Karl-Erivan Haub macht sie monatlich inzwischen aber zehn Millionen Euro Verlust.

Eigentlich wollte Kaiser's daher schon vor zwei Jahren alle Supermärkte im Paket an den Lebensmittelhändler Edeka verkaufen. Doch daraus wurde nichts: Erst stellte sich das Kartellamt quer. Dann klagte Rewe-Boss Alain Caparros erfolgreich gegen die Sondererlaubnis von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel.

Edeka, Rewe und Kaiser's setzten sich an einen Tisch. Alles sah nach einer Einigung aus: Edeka und Rewe wollten die Kaiser's-Märkte unter sich aufteilen. Doch dann platzten die Gespräche am Donnerstag plötzlich. Kaisers-Chef Haub kündigte an, mit der Zerschlagung zu beginnen. Seitdem geben sich alle Beteiligten gegenseitig die Schuld dafür.

Warum ist der Deal geplatzt?

Hinter dem Gezerre um Kaiser's steckt ein knallharter Machtkampf: Edeka und Rewe ringen um die Vorherrschaft auf dem deutschen Lebensmittelmarkt. Mit einem Umsatz von rund 48 Milliarden Euro ist Edeka die unangefochtene Nummer eins. Die Rewe-Gruppe kommt mit rund 38 Milliarden Euro auf den zweitgrößten Marktanteil.

Rewe will nicht, dass Edeka noch mächtiger wird und hat deswegen verhindert, dass der Branchenprimus die Kaiser's-Märkte schluckt. Stattdessen will Rewe sie sich selbst einverleiben. Die Kaiser's-Märkte seien die letzte große Übernahme, die in der deutschen Lebensmittelbranche möglich sei. "Wer jetzt nicht zum Zuge kommt, der ist auf viele Jahre hin abgehängt", sagte Rewe-Boss Caparros der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ).

Die Schlacht um Marktanteile wird durch die Männerfeindschaft zwischen Rewe-Boss Caparros und Tengelmann-Chef Haub zusätzlich angeheizt. Caparros hat sie selbst als "Testosteronkrieg der Häuptlinge" bezeichnet, an der Haub die Schuld trage. Er solle nun als Buhmann herhalten: "Was da abläuft ist eine Schweinerei". Haub sei ein "Sonnenkönig". Die Verhandlungen seien eine "Riesenfarce" gewesen. "Herr Caparros hat von Anfang an alles unternommen, um den Deal zu zerstören", sagt dagegen Tengelmann-Inhaber Haub.

Wieviele Jobs werden bei Kaiser's wegfallen?

Wenn die Kaiser's-Filialen einzeln verkauft werden, sind mehr Jobs bedroht als wenn Edeka oder Rewe die Märkte als Paket übernehmen. Denn die Ministererlaubnis für den Edeka-Deal schreibt eine Beschäftigungsgarantie für alle Mitarbeiter vor. Auch Rewe hat in seinem Angebot zugesichert, die Jobs zu übernehmen. Bei der nun anlaufenden Zerschlagung sieht es dagegen düster für die Mitarbeiter aus.

Tengelmann-Chef Haub rechnet selbst damit, dass sich für viele Märkte kein Käufer finden wird und tausende Mitarbeiter ihren Job verlieren. Haub spricht von bis zu 8000 Stellen, die wegfallen könnten - mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze. Rewe-Boss Caparros hält das für ein "Drohszenario", mit dem Haub Druck für die weiter von ihm favorisierte Übernahme durch Edeka machen will. "Das tritt nur ein, wenn Herr Haub sich weiter stur stellt", sagte Caparros.

Welche Supermärkte müssen schließen?

Bedroht sind vor allem 105 Märkte in Nordrhein-Westfalen, die größten Sorgenkinder im Kaiser's-Konzern. Die Läden seien "klein und alt", sagte Haub der "WAZ". Für sie holt Kaiser's nun Angebote ein. Vermutlich werde aber nur für etwa jede dritte ein Käufer gefunden, sagte Haub. Profitabel sind dagegen vor allem die Kaiser's-Märkte in den Ballungszentren Berlin und München. Sie sollen deshalb erst später unter den Hammer kommen.

Der eigentliche Verkaufsprozess für die Filialen werde aber erst eingeleitet, wenn der Kaufvertrag mit Edeka aufgelöst sei, betonte eine Kaiser's-Sprecherin. Wann dies geschehe, sei unklar. Geschwindigkeit habe jetzt oberste Priorität, sagte Haub dem "Handelsblatt". Für Einzelfilialen lägen bereits viele Interessensbekundungen vor. "Auf die gehen wir jetzt alle zu."

Kann die Zerschlagung noch verhindert werden?

Die Chance, dass sich die Streithähne zusammenraufen, ist nicht besonders groß. Einen Funken Hoffnung gibt es aber noch. Kaiser's-Chef Haub signalisierte, "bis zur letzten Minute offen für eine einvernehmliche Lösung" zu sein, die alle Arbeitsplätze sichere. Das "Zeitfenster" für eine Rettung schließe sich erst, wenn die erste Filiale tatsächlich verkauft sei, sagte Haub der "WAZ".

Die Gewerkschaft Verdi hatte am Freitag betont, es gebe noch Kontakte zwischen allen Beteiligten. Angesichts der drohenden Zerschlagung hatte Bundeswirtschaftsminister Gabriel zudem ein Schlichtungsverfahren ins Gespräch gebracht. Wenn das klappen soll, muss es allerdings schnell gehen. Haub will Edeka beim Verkauf der Kaiser's-Filialen ein Vorkaufsrecht einräumen. "Das gebietet alleine der Anstand nach zwei Jahren Zusammenarbeit", sagte Haub dem "Handelsblatt". Rewe-Chef Caparros dürfte das nicht gefallen.

Quelle: ntv.de

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