Auf Einkaufstour durch Deutschland Staatsfonds schauen sich um
23.03.2010, 08:20 UhrGroßinvestoren aus dem arabischsprachigen Raum interessieren sich wieder verstärkt für deutsche Unternehmen. Ersten Andeutungen zufolge könnten Petrodollars vom Golf schon bald in bekannte Unternehmen aus den Bereichen Bau, Luftfahrt oder Finanzen fließen.

Entspanntes Verhältnis: Daimler-Chef Dieter Zetsche mit Aabar-Manager Chadem al-Kubaisi (rechts).
(Foto: REUTERS)
Volkswagen-Großaktionär Katar zeigt wieder Interesse an weiteren Investitionen in Deutschland. "In Europa und speziell in Deutschland gibt es noch eine Reihe anderer interessanter Unternehmen, auf die wir schauen werden", sagte der Vize-Premier und Wirtschaftsminister des Emirats, Abdullah bin Hamad al-Attiyah, dem "Handelsblatt". Seinen Worten zufolge ist Deutschland mittlerweile wieder attraktiver für ausländische Investoren geworden.
"Jetzt erscheint uns das Land wieder sehr offen für Investitionen", sagte er. "Ich denke, wenn man schon früher einen anderen Kurs gefahren hätte, hätte man wirtschaftlichen Schaden verhindern können", kritisierte der Minister.
Die frühere Regierungskoalition aus Union und SPD hatte das Außenwirtschaftsgesetz geändert, um im Ausnahmefall ausländischen Staatsfonds den Einstieg bei deutschen Unternehmen zu untersagen. Dies ist demnach möglich, wenn die Bundesregierung dadurch Sicherheitsinteressen bedroht sieht. Als schützenswert gelten unter anderem Firmen, die im Krisenfall die Versorgung in den Bereichen Telekommunikation und Elektrizität sicherstellen.
Katar hält 17 Prozent der Volkswagen-Anteile und ist damit nach den Familien Piech und Porsche sowie dem Land Niedersachsen drittgrößter Eigner. Jüngst hatten VW und das Emirat eine Forschungskooperation angekündigt.
Frisches Geld vom Golf
Abgesehen von den Geldgebern aus Katar sehen sich derzeit weitere Großinvestoren verstärkt in Deutschland um. So hat zum Beispiel auch der arabische Daimler-Großaktionär Aabar Investments Interesse an weiteren Engagements in Deutschland angemeldet. Als interessante Branchen nannte der staatlich kontrollierte Fonds des Emirats Abu Dhabi die Bauindustrie, die Luftfahrt und die Finanzdienstleistungen.
Aabar Investments sei in den vergangenen zwölf Monaten zum aktivsten Investor im Emirat aufgestiegen, erklärte Unternehmenschef Chadem al-Kubaisi. Er bezifferte die Vermögenswerte von Aabar auf rund zehn Milliarden Dollar (etwa 7,4 Mrd. Euro). Abu Dhabi hält über Aabar seit dem Frühjahr 9,1 Prozent am Stuttgarter Daimler-Konzern.
Quelle: ntv.de, mmo/rts