Arbeitslosenheer bleibt groß US-Aufschwung stockt
02.06.2011, 17:07 UhrIn den Vereinigten Staaten macht sich zunehmend Pessimismus breit. Der Aufschwung kommt einfach nicht in Fahrt. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt äußerst angespannt. Nun erhält auch noch die Industrie einen Dämpfer; ihre Auftragslage verschlechtert sich gar im April. Die US-Notenbank wird wohl ihre Nullzinspolitik weiter fortsetzen müssen.
Eine Serie schlechter Konjunkturdaten weckt Zweifel an der Stärke des Aufschwungs in den USA. Sorge bereiten vor allem die Negativmeldungen vom Arbeitsmarkt. Auch die Industrie schwächelt auf breiter Front. Führende Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve ließen deshalb durchblicken, dass die Nullzinspolitik noch eine Weile fortgesetzt wird.
Die Zahl der Jobs in der Privatwirtschaft stieg im Mai so langsam wie seit September 2010 nicht mehr. Der Zuwachs betrug lediglich 38.000, teilten der private Arbeitsvermittler ADP mit. Im April hatte es noch ein Plus von 177.000 gegeben. Die Arbeitslosigkeit sinkt deshalb nur langsam.
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ging in der abgelaufenen Woche lediglich um 6000 auf 422.000 zurück, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Am Freitag werden die offiziellen Arbeitsmarktdaten für Mai von der Regierung veröffentlicht. Erwartet wird nur ein minimaler Rückgang der Arbeitslosenquote von 9,0 auf 8,9 Prozent.
"Arbeitslosenquote bleibt hoch"
Eine Erholung am Arbeitsmarkt gilt als Voraussetzung für eine nachhaltige Belebung der US-Wirtschaft, die besonders stark vom Konsum abhängig ist. Wegen der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit zeigen führende Vertreter der Fed keine Bereitschaft für eine rasche Abkehr von ihrer Nullzinspolitik.
Die US-Notenbank fährt seit Dezember 2008 praktisch eine Nullzinspolitik. Zwischen 0 und 0,25 Prozent Zinsen müssen Banken zahlen, wenn sie sich bei ihr Geld leihen. Während die Europäische Zentralbank (EZB) wegen steigender Inflationsrisiken bereits im April erstmals nach fast drei Jahren ihren Leitzins angehoben hat, lässt sich die Fed mit der Zinswende noch Zeit. Anders als die EZB ist die Fed nicht nur der Preisstabilität verpflichtet, sondern soll auch Vollbeschäftigung fördern.
Industrie ohne Schwung
Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg, wie ein überraschend starker Dämpfer für die Industrie zeigt. Die Auftragslage der US-Industrie hat sich im April verschlechtert. Die Bestellungen sanken im Vergleich zum Vormonat um 1,2 Prozent, teilte das Handelsministerium mit. Im März hatte es noch ein kräftiges Plus von 3,8 Prozent gegeben. Fast alle Branchen meldeten einen Rückgang - von den Maschinenbauern über die Computerindustrie bis hin zu den Autobauern.
Der an den Finanzmärkten viel beachtete Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager fiel auf den niedrigsten Stand seit September 2009. Das Barometer sank auf 53,5 von 60,4 Punkten im Vormonat, wie das Institute for Supply Management (ISM) mitteilte. Der Einbruch des Barometers sei so stark wie seit 27 Jahren nicht mehr, sagte Unicredit-Experte Harm Bandholz. Die Schwäche der Industrie sei keine gute Nachricht für die US-Wirtschaft, die im zweiten Quartal möglicherweise weniger stark wachsen könne als bisher angenommen.
Quelle: ntv.de, wne/rts