Wirtschaft

Verluste zum WochenbeginnUS-Börsen geraten vor Fed-Zinsentscheid unter Druck

08.12.2025, 23:46 Uhr
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Auch an der Wall Street in New York hängt bereits der Weihnachtsschmuck. (Foto: picture alliance / Sipa USA)

Die Börsianer rechnen mit einer Senkung der Leitzinsen zur Wochenmitte. Doch die Entscheidung könnte Experten zufolge zu einer Spaltung des Gremiums führen. Die Märkte preisen die Senkung bereits ein. Vorsichtige Zurückhaltung macht sich breit.

An der Wall Street haben sich Anleger vor der mit Spannung erwarteten Zinssitzung der US-Notenbank zum Wochenstart zurückgezogen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte rutschte ein halbes Prozent auf 47.739 Punkte ab. Der breiter gefasste S&P 500 und der Index der Technologiebörse Nasdaq gaben ebenfalls jeweils leicht auf 6846 beziehungsweise 23.545 Zähler nach.

Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 958 (Freitag: 1.272) Kursgewinner und 1.812 (1.503) Kursverlierer. Unverändert schlossen 59 (58) Titel. Am Rentenmarkt stiegen die Renditen weiter, bei zehnjährigen US-Staatsanleihen um 3 Basispunkte auf 4,18 Prozent.

Börsianer rechnen inzwischen fest damit, dass die Federal Reserve zur Wochenmitte die Leitzinsen senken wird. Analysten zufolge könnte der lang erwartete Schritt aber eine der umstrittensten Fed-Entscheidungen seit Jahren werden. Sollten vier oder mehr der stimmberechtigten Mitglieder aus der Reihe tanzen, wäre dies die größte Spaltung seit 1992, sagten Analysten der Deutschen Bank.

An den Märkten ist mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 90 Prozent eine Senkung um 25 Basispunkte eingepreist. "Die Abstimmung dürfte dreigeteilt ausfallen, wobei der Gouverneur Stephen Miran einen größeren Schritt von 50 Basispunkten bevorzugen und mindestens drei Entscheidungsträger für eine Beibehaltung der Zinsen plädieren dürften", sagte Michael Brown, Stratege bei Pepperstone. Miran ist ein Vertrauter von US-Präsident Donald Trump, der die Fed seit Langem zu einer sehr großen Zinssenkung drängt.

Zuletzt veröffentlichte Konjunkturdaten hatten auf eine moderate Zunahme der Konsumausgaben hingedeutet. Dies bestärkte die Anleger in ihrer Zuversicht, dass sich die Fed auf eine Senkung der Zinsen konzentrieren wird, um den Arbeitsmarkt zu stützen. Die Inflation hat sich jedoch als hartnäckig erwiesen, was die meisten Währungshüter bislang vorsichtig agieren ließ. Anleger werden zudem die Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch genau analysieren, um Hinweise auf den künftigen Kurs der Notenbank zu erhalten.

Für Unruhe sorgte auch ein schweres Erdbeben vor der Pazifikküste Japans, das den Dollar gegenüber dem Yen anziehen ließ. Je nach dem Ausmaß der Schäden durch das Erdbeben könnte die Bank of Japan Analysten zufolge die für nächste Woche erwartete Zinserhöhung verschieben. Die Aussicht auf eine Zinserhöhung in Japan hatte zuletzt zu einem Ausverkauf bei Staatsanleihen geführt.

Übernahmekampf um Warner Bros

Bei den Einzelwerten sorgten Übernahmepläne für Kursausschläge. Warner Bros Discovery stiegen um 4,4 Prozent, nachdem Paramount Skydance ein feindliches Übernahmeangebot im Wert von 108,4 Milliarden Dollar vorgelegt hatte. Paramount will damit den Konkurrenten Netflix ausstechen. Paramount legten mehr als neun Prozent zu, während Netflix 3,4 Prozent nachgaben. Bei finanzstarken Unternehmen wie Paramount und Netflix sei ein Bieterwettstreit möglich, sagte Adam Sarhan von 50 Park Investments. Derjenige, der den Zuschlag erhalte, dürfte den eigenen Unternehmenswert steigern, "solange er nicht zu viel bezahlt". Unter anderem hatte sich US-Präsident Donald Trump, dem Nähe zu Paramount-Chef Ellison und dessen Vater nachgesagt wird, am Wochenende eingemischt und sich kritisch zum Deal mit Netflix geäußert.

Aktien von Confluent stiegen um 29 Prozent, nachdem IBM die Übernahme des Dateninfrastruktur-Unternehmens für rund elf Milliarden Dollar angekündigt hatte. Dagegen fielen die Aktien von Tesla um 3,4 Prozent, nachdem die Analysten von Morgan Stanley die Titel auf "Equal-Weight" von zuvor "Overweight" zurückgestuft haben.

Für den Dollar ging es parallel zu den Marktzinsen etwas nach oben, der Euro kostete zuletzt 1,1638 Dollar. Der Goldpreis gab minimal nach. Die Ölpreise fielen um rund 2 Prozent, nachdem sie zum Vorwochenschluss den höchsten Stand seit mehr als zwei Wochen erreicht hatten. Als Begründung für den Anstieg galten unter anderem Angriffe der Ukraine auf russische Ölanlagen und die sich ergebnislos hinziehenden Bemühungen um ein Abkommen zur Beendigung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.

Nvidia legen zu

Nvidia stiegen um 1,7 Prozent mit einem Bericht, das Unternehmen werde bald die Genehmigung erhalten, Chips für künstliche Intelligenz nach China zu exportieren. Demnach soll das Weiße Haus offen für die Idee sein, dass Nvidia seine H200-Chips nach China schickt. Im Sog legten auch AMD (+1,4 Prozent) oder Broadcom (+2,8 Prozent) zu.

Unter den weiteren Einzelwerten zogen Carvana um 12,1 und CRH um 5,9 Prozent an, während Comfort Systems USA um 1,2 Prozent nachgaben. Alle drei Titel werden am 22. Dezember in den viel beachteten marktbreiten Börsenindex S&P-500 aufgenommen. LKQ (-2,0 Prozent), Solstice Advanced Materials (-0,9 Prozent) und Mohawk Industries (-1,8 Prozent) - alle drei Unternehmen mit einigen der kleinsten Marktkapitalisierungen im S&P-500 - werden aus dem Index herausgenommen.

Positive Studiendaten eines entzündungshemmenden Medikamentenkandidaten ließen den Kurs von Kymera Therapeutics um 41,5 Prozent nach oben schießen.

Tesla geben nach

Tesla gaben nach einer Herabstufung auf "Gleichgewichten" durch Morgan Stanley um 3,4 Prozent nach. Die langsamere Einführung von Elektrofahrzeugen und die volatilen Handelsaussichten für die nächsten zwölf Monate machen das Analysehaus vorsichtiger. Luicid wurden von Morgan Stanley auf "Untergewichten" genommen, die Aktie fiel um 4,9 Prozent.

Marvell Technology sackten um 7,0 Prozent ab, nachdem Benchmark Research der Aktie des Halbleiterunternehmens die Kaufempfehlung entzogen hatte. Structure Therapeutics explodierten um 102 Prozent. Daten eines Medikamentenkandidaten zur Gewichtsreduzierung waren vergleichbar mit jenen einer experimentellen Pille von Eli Lilly ausgefallen, die im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll. Eli Lilly gaben um 1,3 Prozent nach. Coreweave litten unter der Ausgabe einer gewinnverwässernden Wandelanleihe und verbilligten sich um 2,4 Prozent.

Quelle: ntv.de, gut/rts/DJ

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