Normalisierung der Geschäfte Uniper prüft den Bau neuer Kraftwerke
28.02.2024, 16:18 Uhr Artikel anhören
Das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 steht im Schaufenster.
(Foto: picture alliance / blickwinkel/D. Maehrmann)
Der verstaatlichte Versorger Uniper denkt wieder an Investitionen. Mit der neuen Kraftwerksstrategie der Bundesregierung im Rücken lotet das Unternehmen Möglichkeiten aus. Eine Entscheidung soll möglichst noch in diesem Jahr fallen. Im Tagesgeschäft soll derweil wieder Normalität einkehren.
Der in der Energiekrise verstaatlichte Versorger Uniper bereitet den Bau neuer Kraftwerke in Deutschland vor. "Wir wollen möglichst noch in diesem Jahr entscheiden, ob wir im Zuge der Kraftwerkstrategie der Bundesregierung neue wasserstofffähige Gaskraftwerke bauen", sagte Vorstandschef Michael Lewis. Uniper könne sich zunächst mit Anlagen in einer Größenordnung von ein bis zwei Gigawatt beteiligen, wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben seien. "Eine Entscheidung hängt aber von den Rahmenbedingungen ab." Die Bundesregierung sollte hier bald für Klarheit sorgen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte kürzlich die von der Energiewirtschaft lange erwartete Kraftwerksstrategie vorgestellt. Danach sollen bis 2030 Gaskraftwerke mit einer Kapazität von bis zu zehn Gigawatt errichtet werden, die auch mit klimafreundlichen Wasserstoff betrieben werden können. Die Kraftwerke sollen die schwankende Stromproduktion der Wind- und Solarenergie abdecken.
Uniper erwartet nach einem Rekordergebnis 2023 im neuen Geschäftsjahr wegen gesunkener Strom- und Gaspreise deutlich niedrigere Gewinne. Der bereinigte Konzernüberschuss werde 2024 zwischen 0,7 Milliarden bis 1,1 Milliarden Euro liegen. "Die Gewinnsituation von 2023 wird sich in diesem Jahr deutlich normalisieren", sagte Lewis. Im vergangenen Jahr war er auf 4,4 Milliarden Euro gestiegen - nach einem Fehlbetrag von 7,4 Milliarden Euro im Krisenjahr 2022. Uniper habe im vergangenen Jahr auch von der Auflösung von Rückstellungen profitiert, die der Konzern wegen ausbleibender Gaslieferungen aus Russland gebildet hatte. Uniper war 2022 durch den Gaslieferstopp Russlands in Schieflage geraten und verstaatlicht worden.
Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau
Für dieses Jahr erwartet der Versorger ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 1,5 Milliarden bis 2,2 Milliarden Euro, ebenfalls deutlich unter Vorjahresniveau. Ab dem laufenden Geschäftsjahr will Uniper entlang dreier neuer Segmente berichten: Green Generation, Flexible Generation und Greener Commodities. Diese sind Ergebnis der strategischen Neuausrichtung. "Wir werden rund acht Milliarden Euro bis 2030 in Unipers grüne Transformation investieren", erklärte Lewis.
"Uniper hat das Jahr 2023 mit außerordentlich gutem Ergebnis abgeschlossen", sagte Finanzchefin Jutta Dönges. "Das gibt uns finanziellen Spielraum für die konsequente Umsetzung unserer Strategie." Der Konzern erwarte für 2024 eine sehr solide Performance, die Uniper in die Nähe des Vorkrisen-Niveaus bringe. Der Versorger habe im Konzernabschluss des Geschäftsjahres 2023 eine Rückstellung in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro für eine erwartete Zahlungsverpflichtung gegenüber dem Bund im Zusammenhang mit der 2022 gewährten Beihilfe gebildet. Diese sei 2025 fällig. Uniper schaffe damit weitere Klarheit über seine finanzielle Lage.
Die EU-Kommission hatte die Übernahme unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass der Staat seine Beteiligung bis spätestens 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie senkt. Zudem muss Uniper bis Ende 2026 eine Reihe von Vermögenswerten verkaufen, darunter das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen. Insider jüngst gesagt, dass der Bund im kommenden Jahr das Unternehmen zurück an die Börse bringen und dabei bis zu 30 Prozent versilbern könnte.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa