Dax verliert, Dow Jones legt zuUnklare US-Zinsaussichten drücken europäische Aktienmärkte

Bisher ist nicht entschieden, ob die Fed die Zinsen ein weiteres Mal erhöht. Diese Unsicherheit wirkt sich auch auf die europäischen Aktienmärkte aus. Viele US-Anleger ziehen sich zurück. Doch auch Facebook, Alphabet und Apple leiden unter den derzeitigen Bedingungen.
Aus Verunsicherung über die weitere Geldpolitik in den USA haben sich einige Anleger aus europäischen Aktienmärkten zurückgezogen. Der Dax verlor ein Prozent auf 15.832,17 Punkte und der EuroStoxx50 büßte 1,4 Prozent auf 4320,75 Zähler ein. An der Wall Street gab der Technologie-Index Nasdaq ein knappes Prozent nach. Staatsanleihen aus den USA und Deutschland standen ebenfalls auf der Verkaufsliste. Dies trieb die Renditen der zehnjährigen Titel auf 4,152 beziehungsweise 2,623 Prozent. An der Wall Street hat der Dow Jones wiederum zugelegt. Der US-Leitindex gewann 0,3 Prozent auf 35.281,40 Punkte.
Kopfzerbrechen bereiteten Börsianern die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA. Zwar stiegen die Verbraucherpreise insgesamt weniger stark als befürchtet. Die US-Notenbank Fed interessiere sich aber besonders für die Kernrate im Dienstleistungssektor, die überraschend stark zugelegt habe, sagte Anlagestratege Jeremy Batstone-Carr vom Vermögensberater Raymond James. Außerdem legten die US-Erzeugerpreise, die als richtungsweisend für die künftige Inflation gelten, deutlicher als vorhergesagt zu.
Zusätzliches Wasser in den Wein goss Fed-Bankerin Mary Daly. Ihr zufolge ist der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen. "Ob wir die Zinsen ein weiteres Mal erhöhen oder die Zinsen über einen längeren Zeitraum stabil halten - diese Dinge müssen noch entschieden werden." Dies alles setzte vor allem den Technologiewerten zu. An der Wall Street verloren die Aktien von Amazon, Apple, Netflix, des Facebook-Betreibers Meta und der Google-Mutter Alphabet bis zu 1,5 Prozent. Der europäische Branchenindex gab gut zwei Prozent nach. Höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Bei der Weltleitwährung griffen Investoren hingegen zu.
UBS im Rampenlicht
Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gewann 0,2 Prozent. In Großbritannien befeuerte ein überraschender Anstieg des Bruttoinlandprodukts Spekulationen auf weitere Zinserhöhungen durch die Bank von England (BoE). Dies verhalf dem Pfund Sterling zu Kursgewinnen von jeweils einem knappen halben Prozent auf 1,2690 Dollar beziehungsweise 1,1583 Euro. Gleichzeitig gab der Londoner Aktienindex FTSE überdurchschnittliche 1,3 Prozent nach. Die weitere Entwicklung werde davon abhängen, wie die in der kommenden Woche anstehenden Zahlen zu Inflation, Löhnen und Beschäftigung ausfielen, sagte Derek Halpenny, Chef-Analyst der Bank Mitsubishi UFJ. "Sollten die Daten auch nur leicht nach oben tendieren, wäre das eine Bestätigung für eine weitere Straffung der Geldpolitik."
Bei den Unternehmen rückte die UBS ins Rampenlicht. Die Schweizer Großbank verzichtet auf ein bis zu 209 Milliarden Franken schweres staatliches Sicherheitsnetz im Zusammenhang mit der Notübernahme der Credit Suisse. Das sei ein positives Zeichen, kommentierte Analystin Flora Bocahut von der Investmentbank Jefferies. Mögliche Verluste würden wohl geringer ausfallen als befürchtet. Außerdem scheine sich die Refinanzierungssituation entspannt zu haben. UBS-Aktien stiegen in Zürich um 4,7 Prozent. Am deutschen Aktienmarkt verbuchten die Titel von Varta mit einem Plus von rund elf Prozent den größten Tagesgewinn seit einem Dreivierteljahr. Der Batteriehersteller äußerte sich optimistisch über eine Erholung des Geschäfts im kommenden Jahr.