Wirtschaft

Nachfolger für die Audi-Spitze? VW wirbt BMW-Manager Duesmann ab

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Volkswagen bedient sich erneut aus der Führungsriege des Münchener Autobauers BMW: Wie einst VW-Chef Diess wechselt nun auch BMW-Chefeinkäufer Duesmann nach Wolfsburg. Was der Auto-Manager im VW-Konzern machen soll, ist noch unklar.

Der BMW-Spitzenmanager Markus Duesmann bekommt einen neuen Arbeitgeber: Der Aufsichtsrat von Volkswagen habe entschieden, dem bisherigen Einkaufschef des Münchener Autoherstellers einen Posten im Konzernvorstand anzubieten, teilte Volkswagen in Wolfsburg mit. Duesmann werde seine Tätigkeit aufnehmen, sobald er dafür zur Verfügung stehe.

Duesmann wolle seinen Vertrag in München aus persönlichen Gründen nicht verlängern, hieß es bei BMW. Er sei mit sofortiger Wirkung von seinen Vorstandsaufgaben entbunden worden. BMW und Volkswagen bestätigten damit Medienberichte, in denen von einem Wechsel Duesmanns nach Wolfsburg die Rede ist. Laut "Handelsblatt" soll Duesmann als künftiger Audi-Chef vorgesehen sein - was die betroffenen Unternehmen bislang nicht kommentieren wollten.

"Es gibt noch keine Entscheidung über die Ressortverantwortung", sagte VW-Aufsichtsratssprecher Michael Brendel. Duesmann werde in den Wolfsburger Konzernvorstand so bald wie möglich eintreten. Eine entsprechende Vereinbarung sei bereits unterzeichnet worden.

Dem "Handelsblatt" zufolge ist Duesmann derzeit noch an eine Wettbewerbsklausel in seinem Vertrag gebunden. Frühestens in einem halben Jahr, eher aber später, könnte er bei Audi anfangen, hieß es dort. Aus Konzernkreisen hieß es dazu: "Die Position des Audi-Chefs ist nur eine von mehreren Möglichkeiten."

Neuer Mann aus München

Fast drei Jahre nach Bekanntwerden des Dieselskandals ist Volkswagen nach wie vor mit der kostspieligen Aufarbeitung der Manipulationen beschäftigt. Bei der Konzerntochter Audi, die als Keimzelle der Software-Schummeleien gilt, wurde zuletzt auch intern der Ruf nach einem personellen Neuanfang immer lauter.

Der Ingolstädter Autobauer Audi wird derzeit kommissarisch vom Vertriebschef Bram Schot geführt; der in Untersuchungshaft sitzende Vorstandschef Rupert Stadler ist beurlaubt. Der Audi-Chef ist üblicherweise auch Vorstandsmitglied bei der Konzernmutter VW. Bisher hieß es, Stadler werde vorübergehend von seinen Aufgaben entbunden, "bis der Sachverhalt geklärt ist, der zu seiner Verhaftung geführt hat".

Duesmann ist nicht der erste prominente Manager, der von den Münchenern nach Wolfsburg wechselt: Auch VW-Chef Herbert Diess war vor seiner Tätigkeit in Wolfsburg Vorstandsmitglied bei BMW. Volkswagen lobte Duesmann als "einen der erfahrensten und profiliertesten Experten der Automobilindustrie", der sich durch breite Erfahrung bei verschiedenen Konzernen auszeichne. Der 49 Jahre alte Maschinenbau-Ingenieur arbeitete jahrelang in unterschiedlichen Funktionen im Daimler-Konzern, ehe er 2007 zu BMW wechselte. Der Westfale Duesmann sitzt seit Oktober 2016 als Mitglied im BMW-Vorstand.

Erfahrungen aus der Formel 1

Zuletzt hatte Duesmann bei BMW als Einkaufschef unter anderem die Sicherung der Rohstoffversorgung für die Batterien in künftigen Elektroautos im Blick. Der Manager ist zudem Experte für Motorsport. Er arbeitete sowohl bei Mercedes-Benz als auch bei BMW in den jeweiligen Formel-1-Teams. Bei BMW war er ab 2007 als Leiter des Bereichs "Formel 1 Antrieb" tätig.

VW-Konzernchef Diess ging 2015 nach Wolfsburg, nachdem ihm der Weg an die BMW-Spitze verwehrt worden war. Er leitete dort zunächst die Kernmarke VW Pkw, bis er im April Matthias Müller als Konzernchef ersetzte. Bei den Münchenern war er zuletzt für das Entwicklungsressort zuständig gewesen, bevor Ex-VW-Chef Martin Winterkorn ihn nach Wolfsburg holte.

Solche Wechsel sind in den deutschen Autokonzernen nicht ungewöhnlich, unter anderem war Ex-VW-Chef Bernd Pischetsrieder vorher bei BMW an der Konzernspitze. Unter Umständen leistet der neue Arbeitgeber in solchen Fällen auch eine Zahlung an den alten Arbeitgeber, um einen Manager früher loszueisen oder dessen Pensionsansprüche abzugelten.

Ob Duesmann tatsächlich als möglicher Nachfolger Stadlers an der Audi-Spitze vorgesehen ist, ist noch unklar. VW-Vorstandsmitglied Hiltrud Werner sprach sich zuletzt im Interview mit der "Financial Times" gegen eine vorzeitige Entlassung Stadlers aus. "Ich kann nur für mich sprechen, aber wenn jemand in dieser Art gedemütigt wird, gibt es aus meiner Ansicht keinen Grund für den Aufsichtsrat, ihn noch weiter zu demütigen", sagte die bei VW für Integrität und Recht zuständige Managerin der Zeitung. Stadler sei nicht angeklagt und die Ermittler hätten auch keine Beweise für ein Fehlvergehen vorgelegt.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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