Stellenstreichungen in Aussicht Verdi fordert Postbank-Mitarbeiter zum Protest auf
06.11.2023, 17:51 Uhr Artikel anhören
Betriebsbedingte Kündigungen sind bei der Postbank aktuell bis zum 31. Januar 2024 ausgeschlossen.
(Foto: dpa)
Laut der Deutschen Bank besucht die Mehrzahl ihrer Kunden kaum noch die Filialen des Tochterunternehmens Postbank. Daher ist geplant, bis zu 250 Zweigstellen zu schließen. Das sorgt für Unruhe bei den Angestellten. Nun ruft Verdi sie zu Protestaktionen in den betroffenen Städten auf.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat zu Protestaktionen gegen die angekündigte Schließung von Dutzenden Filialen der Postbank aufgerufen. In Hamburg, Stuttgart und München sind die mehr als 2000 Beschäftigten der Postbank Filialvertrieb AG demnach aufgefordert, durch Protestaktionen während geplanter Unterbrechungen von Betriebsversammlungen in dieser Woche ihren Unmut über die beabsichtigen Einschnitte kundzutun.
Die Deutsche Bank will bis Mitte 2026 bis zu 250 der derzeit noch 550 Postbank-Zweigstellen schließen. Dies kündigte der Privatkunden-Chef des Frankfurter DAX-Konzerns, Claudio de Sanctis, Ende Oktober an. Auswertungen zufolge besuchten drei Viertel der Postbank-Kunden so gut wie nie eine Filiale. An Stellenstreichungen führe "kein Weg vorbei", sagte der Manager jüngst der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Über die genauen Zahlen verhandle die Bank mit den Arbeitnehmervertretern. Schätzungen von Verdi zufolge dürften damit mehrere Hundert bis Tausende Stellen wegfallen.
Forderung nach beschäftigungssichernden Maßnahmen
Verdi registriert nach eigenen Angaben "erhebliche Unruhe in der Belegschaft und völliges Unverständnis für die von der Deutschen Bank beabsichtigen Filialschließungen". Die Gewerkschaft fordere zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat der Postbank Filialvertrieb AG "beschäftigungssichernde Maßnahmen sowie eine vorzeitige Verlängerung des tariflichen Kündigungsschutzes". Derzeit sind betriebsbedingte Kündigungen bei der Postbank bis zum 31. Januar 2024 ausgeschlossen.
"Die angekündigten Filialschließungen sind ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, die monatelang den Ärger der Kundinnen und Kunden abgekriegt und aufgefangen haben und mit mangelhaften Prozessen aufgrund der IT-Umstellung allein gelassen wurden", erklärte der Verdi-Bundesfachgruppenleiter für das Bankgewerbe, Jan Duscheck. "Zum Dank für ihren Einsatz bekommen sie jetzt massenhafte Filialschließungen."
1700 Kundenbeschwerden
Die Deutsche Bank kämpft aktuell mit den Folgen des Umzugs sämtlicher Kundendaten von der Postbank auf ihre IT-Systeme. Wegen des Chaos bei der Migration der Daten von zwölf Millionen Postbank-Kunden auf die IT-Systeme der Deutschen Bank geriet Deutschlands Branchenprimus zuletzt in die Schlagzeilen.
Laut Verbraucherzentrale Bundesverband beschwerten sich zwischen Januar und September rund 1700 Kundinnen und Kunden. Sie konnten zeitweise nicht mehr auf ihre Konten zugreifen, ihre Konten waren gesperrt oder Lastschriften wurden nicht mehr eingelöst. Der Kundenservice war zugleich kaum erreichbar. Die Deutsche Bank ist seit 2010 Besitzerin der Postbank mit heute rund zwölf Millionen Kunden.
Quelle: ntv.de, mes/AFP/dpa