Neue Probleme in den USA Volkswagen ruft US-Passat zurück
01.04.2016, 22:16 Uhr
"Clean Diesel": Rückrufaktionen können hässliche Kratzer im Image hinterlassen.
(Foto: REUTERS)
VW kommt in den USA nicht aus den Schlagzeilen: Der deutsche Automobilkonzern muss erneut eine größere Rückrufaktion starten. Diesmal geht es um einen potenziell brandgefährlichen Kurzschluss. Betroffen sind 91.000 VW "Passat".
Volkswagen kommt im Abgas-Skandal zu Beginn eines entscheidenden Monats nicht aus der Krise. Mitten in der Aufarbeitung der Affäre muss der Autohersteller in den USA wegen Brandgefahr einen weiteren Rückruf in die Wege leiten, wie die US-Verkehrsaufsicht NHTSA mitteilte.
Bei dem aktuellen Rückruf geht es um 91.000 US-Passat mit TDI Dieselmotoren, also genau jenem Antrieb, der auch im Zentrum der Affäre um manipulierte Emissionstests steht. Bei bestimmten Modellen der Baujahre 2012 bis 2014 könne es aufgrund von mangelhaften Dichtungsdrähten zu Kurzschlüssen und Überhitzung kommen, heißt es in Unterlagen, die Volkswagens US-Tochter am 24. März bei der Verkehrsaufsicht einreichte. Durch den Defekt bestehe eine erhöhte Feuergefahr.
Berichte über Unfälle liegen in diesem Zusammenhang nicht vor. Volkswagen USA kündigte an, die betroffenen Fahrzeughalter zu kontaktieren. Bei einem Werkstattbesuch soll das fragliche Bauteil überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden.
Für den deutschen Automobilkonzern reihen sich die neuerlichen Probleme ein in eine ganze Serie an Rückrufen. Erst zu Wochenbeginn war bekanntgeworden, dass wegen des Risikos von Stromausfällen sämtliche bislang im US-Markt verkauften E-Golfs in die Werkstätten müssen. Vergangene Woche mussten VW und der Sportwagenbauer Porsche wegen Mängel an den Pedalen weltweit rund 800.000 Fahrzeuge zurückrufen. Betroffen sind davon die beiden Prestigemodelle VW "Touareg" und Porsche "Cayenne". Kurz zuvor hatte VW bereits 177.000 Passat wegen eines Wackelsteckers in der Fahrzeugelektrik in die Werkstätten beordert.
Rückrufwelle im Abgas-Skandal
Die neuen Qualitätsprobleme drohen sich für den Wolfsburger Dax-Konzern zu einer massiven Belastung auszuwachsen. Allein in Deutschland muss VW in diesem Jahr insgesamt 2,5 Millionen Fahrzeuge im Zusammenhang mit den Abgas-Manipulationen in die Werkstätten rufen. Die erste große Rückrufwelle im Abgas-Skandal lässt hierzulande weiter auf sich warten. Bisher sind nur wenige Tausend VW-Amarok umgerüstet.
Die ersten Dieselvarianten der Limousine VW-Passat mit dem Skandal-Motor EA 189 hätten eigentlich schon in der neunten Kalenderwoche ab Ende Februar in die Werkstätten rollen sollen. Doch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte auch bis zum Wochenende noch keine Freigabe für die Beseitigung der Betrugs-Software erteilt.
Parlamentarier erwägen U-Ausschuss
Unterdessen erwägt die Opposition im Bundestag die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zum VW-Skandal. Wenn Verkehrsminister Alexander Dobrindt nicht endlich zur Aufklärung beitrage, wäre ein Untersuchungsausschuss ein Mittel, "um endlich Transparenz in die Kumpanei zwischen Bundesregierung und Autoindustrie zu bringen", sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Nach Informationen des "Spiegel" will die Opposition die Einsetzung des Gremiums noch im April beantragen.
Verbraucherschützer und der ADAC forderten von Dobrindt, auf VW einzuwirken. Die betroffenen Fahrer von VW-Dieselfahrzeugen müssten endlich die Sicherheit haben, dass ihnen wegen des Software-Betruges keine finanziellen Nachteile entstehen wie etwa Wertverlust bei den Wagen. Notfalls müsse eben der Konzern zusichern, einzuspringen, fordern der Automobilclub und die Verbraucherzentrale Bundesverband in einem Brief an den CSU-Politiker.
Rückgang im US-Absatz
Abgesehen von den aktuellen Qualitätsmängeln muss sich VW derzeit auch noch mit handfesten Folgen des Abgas-Skandals im US-Markt auseinandersetzen. In den USA konnte die Volkswagen AG mit ihrer Kernmarke im März deutlich weniger Fahrzeuge verkaufen als vor Jahresfrist. Im März sanken die Verkäufe der Marke mit dem VW-Logo im Jahresvergleich um 10,4 Prozent auf 26.914 verkaufte Autos.
Der April dürfte für die Volkswagen AG einschneidende Entscheidungen bringen. In den kommenden Wochen stehen wichtige Wegmarken im Abgas-Skandal an. Ende des Monats will der Vorstand die mit Spannung erwartete, verschobene Jahresbilanz präsentieren. Zudem steht auch ein Zwischenbericht zur Aufarbeitung der Manipulationen aus. Die finanziellen Folgen des Skandals sind bisher nicht absehbar. Es drohen neben hohen Umrüstungs- und Rückkaufkosten Strafen in Milliardenhöhe.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa