Wirtschaft

IfW-Prognose 2011 Wachstum ohne Dynamik

Die gute Nachricht des IfW: Deutschlands Bruttoinlandsprodukt legt in diesem Jahr 2,1 Prozent zu - statt wie bisher erwartet 1,2 Prozent. Die schlechte Nachricht: Bereits 2011 geht der Konjunktur die Puste aus.

Wachstum ja, aber mit nachlassender Dynamik: So lautet die Prognose des Instituts für Weltwirtschaft.

Wachstum ja, aber mit nachlassender Dynamik: So lautet die Prognose des Instituts für Weltwirtschaft.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet mit einer Fortsetzung der konjunkturellen Erholung in Deutschland im Prognosezeitraum 2010/2011. Allerdings werde sich das Tempo der Erholung 2011 deutlich verringern, da die Finanzpolitik dämpfend wirken werde und sich die Weltkonjunktur stärker als bisher erwartet abschwächen dürfte, heißt es in der aktuellen IfW-Konjunkturprognose.

Für das Jahr 2010 hat das IfW wegen der derzeit sehr hohen konjunkturellen Dynamik seine Prognose vom März nach oben revidiert und rechnet nun mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 2,1 Prozent (März-Prognose: plus 1,2 Prozent). Nach wie vor beruhe die Erholung vor allem auf den Exporten und den Lagerdispositionen der Unternehmen, wohingegen die Nachfrage der privaten Haushalte ausgesprochen schwach sei.

Während die Finanzpolitik die Konjunktur auch 2010 spürbar stützen dürfte, werde 2011 der gegenteilige Effekt eintreten und die Finanzpolitik die Konjunktur dämpfen. Deutlich niedriger als noch in der März-Prognose sieht das IfW den BIP-Anstieg für das kommende Jahr, der bei 1,2 Prozent liegen dürfte (Märzprognose: plus 1,8 Prozent).

Schuldenkrise als Damoklesschwert

Bereits im weiteren Verlauf des Jahres 2010 dürfte das Tempo der Erholung deutlich abflachen, schreiben die IfW-Experten. Die weltwirtschaftliche Expansion habe wohl ihren Höhepunkt überschritten und somit dürften die Impulse aus dem Ausland nachlassen, heißt es zur Begründung. Besonders bedeutsam dafür sei, dass die Nachfrage im übrigen Euroraum wegen der voraussichtlich sehr restriktiven Finanzpolitik in vielen Ländern nur "sehr verlegen" zunehmen werde.

In jüngster Zeit haben laut IfW zudem die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung vor allem durch die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die Budgetprobleme einiger Staaten im Euroraum zugenommen. Dabei stelle die hohe Staatsverschuldung in den Industrieländern das größte Risiko für Konjunktur und Wachstum dar.

Positiv für die außenwirtschaftliche Seite habe in den vergangenen Monaten die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar gewirkt. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen habe aufgrund dieser Abwertung verbessert. Im Jahresdurchschnitt dürften aus IfW-Sicht die Ausfuhren 2010 um 10,5 Prozent und 2011 um 6,9 Prozent steigen. Die Importe werden 2010 um 8,1 Prozent und 2011 um 7,6 Prozent zunehmen. Das IfW unterstellt für den Prognosezeitraum einen Euro-Wechselkurs von 1,20 gegenüber dem Dollar.

Arbeitslosenzahl unter drei Millionen

Am deutschen Arbeitsmarkt habe sich die Wende vollzogen. Im Jahresdurchschnitt 2010 rechnen die IfW-Forscher mit 3,199 Millionen Arbeitslosen. Im kommenden Jahr dürften im Schnitt 2,952 Millionen Personen arbeitslos sein. Die Zahl der Erwerbstätigen sehen die Kieler Experten im laufenden Jahr bei 40,317 Millionen Personen und im kommenden Jahr bei 40,482 Millionen Personen.

Die Verbraucherpreisentwicklung wird aus IfW-Sicht im Prognosezeitraum moderat bleiben. Voraussichtlich werde die Inflationsrate 2010 bei 1,3 Prozent und 2011 bei 1,2 Prozent liegen. Die privaten Konsumausgaben dürften nach einem Rückgang um 0,9 Prozent im laufenden Jahr im kommenden Jahr um 0,8 Prozent steigen.

Defizit steigt weiter 

Die Budgetsituation Deutschlands wird sich im Prognosezeitraum verschlechtern. Das Defizit dürfte 2010 bei 4,4 Prozent und 2011 bei 4,0 Prozent des BIP liegen. Nach IfW-Auffassung sollte die Haushaltskonsolidierung nicht verschoben werden.

"Vor dem Hintergrund der hohen Staatsverschuldung und der daraus möglicherweise resultierenden Risiken für das Wirtschaftswachstum erscheint es erforderlich, dass die meisten Industrieländer einen Kurs der Haushaltskonsolidierung einschlagen", schreiben die IfW-Experten. Insofern sei es richtig, dass die Bundesregierung Anfang Juni ein Sparpaket beschlossen und bei ihrer Haushaltskonsolidierung vor allem auf der Ausgabenseite angesetzt habe.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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