Wirtschaft

Fragen und Antworten Was kratzt uns Griechenland?

Der Medienstreit zwischen Griechenland und Deutschland nimmt diplomatische Dimensionen an. Ein Verbraucherverband ruft zum Boykott deutscher Waren auf. Inwieweit kann das die deutsche Wirtschaft treffen?

Wo juckt, muss gekratzt werden.

Wo juckt, muss gekratzt werden.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Ein griechischer Verbraucherverband hat zum Boykott deutscher Waren aufgerufen. Der Protest richtet sich gegen ein Titelbild des Magazins "Focus", das die Venus von Milo mit einem ausgestreckten Mittelfinger neben dem Schriftzug "Betrüger in der Euro-Familie" zeigt. Es folgen vier Fragen und Antworten zu den deutsch-griechischen Handelsbeziehungen:

Ist Griechenland ein wichtiger Handelspartner?

Nein. Die deutschen Unternehmen lieferten 2009 Waren im Wert von 6,66 Milliarden Euro nach Griechenland. Das entspricht einem Anteil von 0,8 Prozent an den gesamten deutschen Ausfuhren.

Wen würde ein Boykott besonders treffen?

Die Autoindustrie würde am stärksten darunter leiden. Sie lieferte im vergangenen Jahr Kraftwagen und -teile im Wert von 1,08 Mrd. Euro nach Griechenland. Zweitgrößter Exportschlager sind Pharmaprodukte (686,2 Millionen Euro), gefolgt von Nahrungs- und Futtermitteln (665,7 Mio.) und Maschinen (641,5 Mio.).

Was liefert Griechenland nach Deutschland?

Das Titelblatt, das den Medienstreit auslöste.

Das Titelblatt, das den Medienstreit auslöste.

(Foto: picture alliance / dpa)

Griechenland führte im vergangenen Jahr Waren im Wert von 1,85 Milliarden Euro nach Deutschland aus - 8,4 Prozent weniger als 2008. Das entspricht einem Anteil von 0,3 Prozent an den deutschen Importen. Geliefert wurden vor allem Pharmaprodukte (325,7 Mio.) sowie Nahrungs- und Futtermittel (310,5 Mio.).

Beeinträchtigt die Schuldenkrise Deutschland?

Ja. Mit 16,7 Prozent sanken die deutschen Exporte nach Griechenland überdurchschnittlich. Die Gesamtexporte brachen im Krisenjahr 2009 mit 14,7 Prozent nicht ganz so stark ein. Am Jahresende gingen die Ausfuhren nach Griechenland dem DIHK zufolge weiter zurück, obwohl die Exporte in die meisten anderen Länder wieder anzogen. Die Schuldenkrise in Griechenland und anderen Euro-Staaten wird dem Wirtschaftsweisen Peter Bofinger zufolge den deutschen Außenhandel lange belasten: "Der Euro-Raum ist unser größter Markt. Der Sparzwang vieler Euro-Länder wird nicht ohne Folgen für uns bleiben".

Quelle: ntv.de, rts

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