Dax rauscht abwärts 5600er Marke getestet
21.11.2011, 17:40 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Von allen Seiten schlagen Negativschlagzeilen auf den deutschen Aktienmarkt ein: Asien bangt um die Konjunktur, die USA um Billionen-Einsparungen und Europa lässt die hausgemachte Schuldenkrise nicht los. Das Minus bei Dax und Co. ist deutlich - und wird vor dem Handelsende noch deutlicher.
Die nächste Marke wackelt - aber noch hält sie: Die Anleger an den Aktienmärkten müssen sich nicht nur mit der Euro-Schuldenkrise herumschlagen, jetzt rücken auch die USA wieder in den Fokus: Das sich dort abzeichnende Scheitern der aus Republikanern und Demokraten bestehenden Sparkommission belastet. Die Kommission hat die Aufgabe, Einsparungen in Höhe von 1,2 Billionen Dollar vorzuschlagen. "Mit einem Scheitern rückt nun auch die Situation in den USA wieder verstärkt in den Fokus der Finanzmärkte", sagte ein Börsianer.
Der Dax lag lange bei einem Minus von rund 2 Prozent. Zum frühen Abend wuchs es dann auf deutlich über 3 Prozent an und ließ den Leitindex zeitweise unter die 5600-Punkte-Marke fallen. Am Ende schloss der Dax 3,3 Prozent tiefer bei 5606 Stellen. Der MDax verlor 3,8 Prozent auf 8302 Zähler, der TecDax 3,5 Prozent auf 647 Stellen.
Als belastend erwiesen sich im frühen Geschäft zudem schwächere Konjunkturdaten aus Asien. So sind die Exporte in Japan im Oktober deutlich stärker als erwartet zurückgegangen und Singapur rechnet mit einer nachhaltigen Wirtschaftseintrübung im kommenden Jahr. Auch hat der chinesische Vizepremier Wang Qishan vor einer langanhaltenden globalen Rezession gewarnt.
"Es sieht so aus, dass China als globale Wachstumslokomotive ausfällt", so ein Händler. Da die USA mit nur sehr moderaten Wachstumsraten nicht einspringen könnten, dürfte sich das globale Wachstum weiter abschwächen. "Das Einzige, worin wir uns derzeit sicher sein können, ist, dass die durch die weltweite Krise ausgelöste Rezession sehr lange dauern wird", zitierte die "FT" Wang. Diese Aussage deckt sich mit dem neuen Wachstumsausblick aus Singapur. Dort erwartet die Regierung für 2012 ein Wirtschaftswachstum von zwischen 1 und 3 Prozent. Bislang war sie von einem Plus von 5 Prozent ausgegangen.
Alle Werte negativ
Im Leitindex Dax lagen alle 30 Werte im Minus. Die stärksten Abschläge wiesen Commerzbank und HeidelCement mit je deutlichüber 6 Prozent auf.
Am besten hielten sich noch Fresenius und Beiersdorf mit einem Abschlag von je rund 1,5 Prozent. K+S konnten dagegen genauso wenig von der Hoffnung auf eine höhere Dividende profitieren wie Lufthansa vom Plan längerer Arbeitszeiten. K+S verloren 3,5 Prozent, Lufthansa 3,8 Prozent. Bayer schlossen ebenfalls 3,8 Prozent schwächer, obwohl die US-Behörden ein Augenmedikament zugelassen haben.
Hapag Lloyd & Tui
Der trübe Ausblick von Hapag Lloyd auf das Schlussquartal setzte Tui-Aktien unter Verkaufsdruck. Die Papiere des Reisekonzerns verbilligten sich im MDax um 5,6 Prozent.
Deutschlands größter Reederei Hapag-Lloyd, an der Tui noch mit gut 38 Prozent beteiligt ist, macht der Preiskampf auf den Weltmeeren zu schaffen. Nach Angaben des Unternehmens dürfte das in den verbleibenden Monaten des Geschäftsjahres einen "deutlich negativen Einfluss" auf die Geschäftsentwicklung haben. Der Kursverlust bei Tui ist nach Einschätzung von Börsianern aber überzogen - "immerhin hat Hapag Lloyd trotz der schwierigen Marktbedingungen ein solides Ergebnis im dritten Quartal abgeliefert", sagte ein Händler. Im zurückliegenden Vierteljahr blieben die Hamburger dank ihres Sparprogramms als einzige unter den großen Containerredereien.
Einziger Wert, der im MDax den Handel mit einem positiven Vorzeichen beendete, waren Wacker Chemie, die sich u 1,2 Prozent verteuerten.
Auch im TecDax gab es fast nur Verlierer: Vor allem Werte aus dem Bereich Erneuerbare Energien büßten wieder einmal am deutlichsten ein. Lediglich Q-Cells, die 1,8 Prozent zulegen konnten, stemmten sich erfolgreich gegen den allgemeinen Abwärtstrend. Solarworld sackten dagegen 6,2 Prozent und Nordex 7,6 Prozent nach unten.
Der Tag werde letztendlich an der Wall Street entschieden, sagte ein Händler am Morgen. Das sich zum Handelsende vergrößernde Minus war auch der New Yorker Börse geschuldet, die auch deutlich mit Abschlägen zu kämpfen hatte. Aus technischer Sicht müsse die Unterstützungszone im Dax zwischen 5750 und 5650 zumindest auf Schlussbasis halten, sonst nähmen die Bären das Heft in die Hand. Nach oben gelte es, die Marke von 6000 Punkten zu überwinden, heißt es am Markt.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts