Marktberichte

Griechen-Bonds immer ramschiger Dax deutlich im Minus

Neue Handelswoche, aber das Problem bleibt: Die Schuldenmisere in Europa bestimmt weiter das Geschehen an den Aktienmärkten. Diesmal gießt S&P mit einer erneuten Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands neues Öl ins Feuer und die Anleger reagieren nervös.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Diskussion um einen möglichen Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone ebbt ab, da steht neues, altes Schreckgespenst vor der Tür und verscheucht die Anleger von den Aktienmärkten: Die Nachricht, dass die Ratingagentur S&P die Kreditwürdigkeit Athens erneut herabstuft und zudem weitere Absenkungen in den Raum stellt, sorgte zum Auftakt der neuen Handelswoche für Abgabedruck.

Der Dax, der am Freitag dank starker US-Arbeitsmarktdaten kräftig zugelegt hatte, schloss 1,1 Prozent leichter bei 7411 Punkten. MDax und TecDax stemmten sich gegen den Negativtrend und legten zu: Der MDax zog 0,2 Prozent auf 10.714 Punkte an, der TecDax 0,1 Prozent auf 928 Zähler. Der Euro, der am Mittag noch rund 1,44 Dollar gekostet hatte, sackte mit 1,4285 Dollar deutlich ab. Am Freitag hatte er noch deutlich über 1,45 Dollar notiert.

Unruhe im Markt

"Zwar glaubt niemand ernsthaft an einen baldigen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro-Raum, dennoch halten sich viele Anleger zurück", sagte ein Börsianer. "Denn eine Umschuldung steht nach wie vor auf der Tagesordnung und scheint immer näher zu rücken." Da passt die Meldung, dass die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Griechenlands noch weiter herabgestuft hat. S&P senkte seine Note für die griechischen Staatsschulden um zwei Stufen auf "B", wie die Agentur mitteilte. Sie stellte zudem weitere Abstufungen in Aussicht.

Finanzwerte unter Druck

Vor diesem Hintergrund gehörten die Finanzwerte europaweit zu den größten Verlierern. Deutsche Bank und Commerzbank gaben 2,0 beziehungsweise 3,2 Prozent nach.

Munich Re rudert zurück

Bei den Dax-Werten richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Munich Re, der zahlreiche Naturkatastrophen tiefrote Zahlen beschert hatten. "Die Belastungen waren aber bekannt", betonte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Die Aktien des weltgrößten Rückversicherers gaben 1,6 Prozent nach.   

Am deutlichsten waren die Verluste im Dax aber bei BASF und Metro mit 4,0 und 3,4 Prozent.

VW will MAN komplett

Die Übernahme-Offerte von Volkswagen half den Aktien von MAN. Die Anteilsscheine des Lkw-Bauers stiegen um bis zu 3,2 Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 99,60 Euro. VW bietet den MAN-Eignern allerdings nur jeweils 95 Euro für ihre Papiere. "Das Angebot hat Phantasie ausgelöst, dass VW sein Angebot aufstocken muss", sagte BHF-Bank-Analyst Aleksej Wunrau. Am Handelsende betrug das Plus noch 1,6 Prozent. VW gaben dagegen rund 1,9 Prozent ab.

Übernahmen und Kaufempfehlungen

Dank eines positiven Kommentars der Citigroup schalteten Anleger bei ProSiebenSat.1-Aktien auf Kaufen um. Die Papiere der TV-Senderkette notierten mit einem Plus von 1,2 Prozent. Das Unternehmen gehöre zu den Profiteuren der starken Konjunkturaussichten für Deutschland und Skandinavien, schrieb Analyst Thomas Singlehurst in einem Kommentar. Darüber hinaus seien die Papiere günstig. Er stufte sie daher auf "Buy" von "Hold" hoch.

Ein Ergebnis über den Erwartungen trieb Tognum auf ein neues Jahreshoch. Die Papiere legten im MDax um zeitweise fast 1 Prozent zu, tendierten am Ende aber unverändert. "Die Zahlen sind sehr gut. Sicherlich werden einige Anleger nun darauf wetten, dass Daimler und Rolls Royce ihr Übernahmeangebot nachbessern", sagte Heino Ruland von Ruland Research.

Vor wenigen Wochen hatten Daimler und Rolls-Royce eine Kaufofferte für 24 Euro je Aktie vorgelegt. Das bei Tognum maßgeblich mitbeteiligte Management kämpft seitdem für einen höheren Angebotspreis, der dem Emissionskurs beim Börsengang Mitte 2007 entspricht.

Zahlen im Fokus

Zwei Tage vor Bekanntgabe der Geschäftszahlen zum ersten Quartal gaben Phoenix Solar deutlich nach. Die Aktien der Solarfirma fielen um 3,6 Prozent auf 19,47 Euro und waren damit Schlusslicht im TecDax. Die Schwäche des europäischen Marktes werde sich in enttäuschenden Zahlen niederschlagen, schrieb Equinet-Analyst Stefan Freudenreich in einem Kommentar. Er stufte die Titel auf "Hold" von "Buy" zurück und senkte das Kursziel auf 21 von 32 Euro.

Elexis machen Dampf

Im Kleinwerte-Index SDax ragten Elexis mit einem Plus von rund 15 Prozent heraus. Damit waren die Titel des Maschinenbauers so teuer wie seit drei Jahren nicht mehr. Konkurrent SMS hatte den Elexis-Eignern jeweils 19 Euro für ihre Papiere geboten und will Elexis kaufen. Elexis begrüßt das Vorhaben ebenso wie sein Großaktionär L. Possehl & Co, der dem Kaufinteressenten seinen Anteil von 15,2 Prozent andienen will. Die Übernahme soll bis zum Sommer über die Bühne gehen.

Analysten lieben Andritz

Dank zahlreicher Kursziel-Anhebungen nahmen Andritz Kurs auf ihr bisheriges Rekordhoch von 71,47 Euro. Die Aktien des Maschinen- und Anlagenbauers verteuerten sich um 1,3 Prozent. "Andritz hat uns mit dem Auftragseingang im ersten Quartal sehr positiv überrascht", schrieb Cheuvreux-Analystin Christine Reitsamer in einem Kommentar. Sie hebe daher ihre Gewinnprognosen für 2012 und 2013 um 4,3 beziehungsweise 3,9 Prozent an.

Heckler & Koch plant IPO

Der Waffenhersteller Heckler & Koch will an die Börse gehen. Es gehe darum, an frisches Kapital zu kommen und die Verschuldung zu senken, teilte das Unternehmen mit. Geplant sei der Börsengang in Frankfurt und London, ein Termin stehe aber noch nicht fest. Heckler und Koch hatte zuletzt mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen. Gleichzeitig sei eine neue Anleihe über 295 Mio. Euro an den Kapitalmärkten erfolgreich platziert worden und somit die finanzielle Basis wieder gesichert. Heckler & Koch hatte 2010 rund 247 Mio. Euro Umsatz und 30 Mio. Euro Gewinn gemacht. Hauptkunden sind die Bundeswehr und die Polizei.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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