Marktberichte

Jahreshoch zum Greifen nah Dax schließt im Plus

Solide Zahlen aus Deutschland und vage Aussichten auf weitere Konjunkturhilfen aus den USA bescheren den Anlegern am deutschen Aktienmarkt einen freundlichen Start in die Woche. Am Tag vor der mit Spannung erwarteten Sitzung der US-Notenbank halten sich die Umsätze allerdings in Grenzen.

Abends, wenn auch im wildesten Dschungel das Geschrei verstummt, gönnt sich der Nasenaffe (Nasalis larvatus) eine Minute der Muße, um das Erstrebte und das Erreichte vor dem geistigen Auge Revue passieren zu lassen.

Abends, wenn auch im wildesten Dschungel das Geschrei verstummt, gönnt sich der Nasenaffe (Nasalis larvatus) eine Minute der Muße, um das Erstrebte und das Erreichte vor dem geistigen Auge Revue passieren zu lassen.

(Foto: REUTERS)

Am deutschen Aktienmarkt haben die Optimisten wieder die Oberhand gewonnen: Nach dem Durchhänger vom vergangenen Freitag beendete der Dax den ersten Handelstag der neuen Woche 1,5 Prozent fester bei 6351 Zählern. Damit rückte das bisherige Jahreshoch von 6386 Punkten erneut in Reichweite. Der MDax mittelgroßer Werte ging 1,25 Prozent im Plus bei 8689 Zählern aus dem Handel. Der Index für Technologiewerte TecDax schloss 0,84 Prozent höher auf 775 Punkten. Das Handelsvolumen im Dax fiel auf 70,3 Mio. Aktien nach 111,2 Mio. am vergangenen Freitag. Der Umsatz sank auf rund 2,15 Mrd. Euro. Vor dem Wochenende waren es 3,54 Mio. Euro.

DAX
DAX 23.703,65

"Offenbar haben die Investoren den Rückschlag schnell verdaut", sagte ein Händler. Am Freitag hatte ein enttäuschender US-Arbeitsmarktbericht die Börsen bis zum Handelsschluss in Deutschland noch belastet. Danach hatte sich auch dort die Stimmung wieder aufgehellt. Im Gegensatz zu den enttäuschenden Jobdaten aus Übersee machten nach Aussage eines anderen Börsianers die Unternehmens- und Konjunkturzahlen aus Deutschland Mut. "Das Wort Wirtschaftskrise ist jedenfalls nicht mehr in aller Munde." Die US-Börsen waren am Nachmittag freundlicher in die neue Woche gestartet.

MDAX
MDAX 30.146,41

Das Augenmerk der Anleger richtet sich einem Händler zufolge nun besonders auf den am Dienstag anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed). Erste Angaben dazu werden für 20:15 MESZ erwartet. "Viele erhoffen sich vor allem aus den Begleitkommentaren weitere Hinweise auf die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in den USA."

TecDax
TecDax 3.567,30

Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Titel von Siemens und Daimler, die um 2,8 beziehungsweise 2,5 Prozent zulegten. Gefragt waren auch die Werte der Energieversorger Eon und RWE. Börsianern zufolge sorgte die Aussicht auf einen Kompromiss im Streit um die Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke für ein Kursplus von jeweils 1,3 Prozent. Neben der möglichen Verlängerung der Laufzeiten dürfte auch die anhaltende Diskussion über Alternativen zur geplanten Brennelementesteuer die Papiere unterstützen, sagte ein Händler. Sowohl Bundesregierung als auch Unionsfraktion dementierten allerdings vehement jede Festlegung beim Thema Laufzeitverlängerung und verwiesen auf den bisherigen Zeitplan.

Als eine der wenigen Titel im Dax lagen Adidas mit 0,3 Prozent im Minus. Die Aktien des Rivalen Puma führten zeitweise mit einem Abschlag von bis zu 1,4 Prozent die kurze Verliererliste im Nebenwerte-Index MDax an und schlossen ebenfalls 0,3 Prozent tiefer. "Eventuell hat das mit der Abhängigkeit vom zuletzt schwachen Dollar und dem schleppenden Konsum in den USA zu tun", meinte ein Händler.

Chrysler bremst Fiat aus

Im MDax waren vor allem die Aktien von ProSiebenSat.1 bei Anlegern begehrt. Die Titel der TV-Senderkette setzten ihren Aufwärtstrend der vergangenen Tage fort und stiegen um bis zu 8,9 Prozent auf 15,90 Euro. Damit waren sie so teuer wie seit Januar 2008 nicht mehr. Mehrere Bankanalysten erhöhten ihr Kursziel für die Papiere, nachdem ProSiebenSat.1 vorige Woche nach einer Gewinnsteigerung im ersten Halbjahr für 2010 ein sattes operatives Ergebnisplus in Aussicht gestellt hatte. Die ProSiebenSat.1-Aktie schloss 5,7 Prozent höher.

So ist das mit den wilden Tieren: Kaum hat man sich eine attraktive Position erobert, schon kehrt die alte Unzufriedenheit zurück.

So ist das mit den wilden Tieren: Kaum hat man sich eine attraktive Position erobert, schon kehrt die alte Unzufriedenheit zurück.

(Foto: REUTERS)

Im Technologie-Index TecDax ragten QSC heraus: Händlern zufolge verhalfen ein Quartalsergebnis über Markterwartungen und eine angehobene Prognose dem Telekom-Anbieter zu einem Kursplus von mehr als zehn Prozent.

In Mailand gerieten die Titel von Fiat mit einem Minus von zwei Prozent unter Druck, nachdem der US-Partner Chrysler für das zweite Quartal einen Nettoverlust von 172 Mio. Dollar vorgelegt hatte. Der europäische Auto-Branchenindex stieg dagegen um 1,4 Prozent. Die deutschen Autowerte lagen nach Kurszielerhöhungen durch Goldman Sachs zu Wochenbeginn im Plus: Volkswagen legten im Dax um 0,8 Prozent zu, BMW stiegen 0,9 Prozent ins Plus. Die Analysten hatten das Kursziel für Volkswagen auf 149 von 132 Euro, für Daimler auf 52 von 50 Euro und für BMW auf 62 von 53 Euro hochgesetzt.

Vorschusslorbeeren gab es für Brenntag: Im Vorfeld der für Donnerstag erwarteten Quartalszahlen kletterten die Papiere des Chemikalienhändlers um 5,4 Prozent. Nach Einschätzung der Analysten von JP Morgan dürften die Geschäftszahlen des Unternehmens gut ausfallen. Bei vielen chemischen Betrieben stünden derzeit die Zeichen auf Wachstum. Die Experten erhöhten das Kursziel für Brenntag auf 76 von 69 Euro.

Blick in die Konjunkturrunde 

Konjunkturdaten aus Deutschland hellten die Stimmung zusätzlich auf: Das boomende Auslandsgeschäft hat der deutschen Industrie im ersten Halbjahr zu einem Umsatzsprung verholfen. Die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes nahmen von Januar bis Juni preisbereinigt (real) 9,9 Prozent mehr ein als im Vorjahreszeitraum, teilte das Statistische Bundesamt mit. Während der Auslandsumsatz um 15,0 Prozent stieg, zog das Geschäft auf dem Heimatmarkt lediglich um 5,7 Prozent an. Im Krisenjahr 2009 war der Umsatz um 17,3 Prozent eingebrochen.

Auf dem Weg nach oben drohen Gewinnmitnahmen: Dieser Kapuzineraffe zum Beispiel lässt sich vom süßen Duft einer Melone vom weiteren Aufstieg abhalten.

Auf dem Weg nach oben drohen Gewinnmitnahmen: Dieser Kapuzineraffe zum Beispiel lässt sich vom süßen Duft einer Melone vom weiteren Aufstieg abhalten.

(Foto: REUTERS)

Im Juni zeigte die Tendenz allerdings leicht nach unten. Verglichen mit dem Vormonat gab es ein Umsatzminus von 0,3 Prozent. Während die Autoindustrie 2,4 Prozent weniger einnahm als im Mai, büßten die Maschinenbauer 0,7 Prozent ein. Die Chemieindustrie meldete dagegen ein Plus von 0,5 Prozent.

Die Rohstahlproduktion in Deutschland ist auch im Juli weiter gestiegen. Allerdings hat sich das Tempo abgeschwächt, wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl mitteilte. Insgesamt schmolzen die deutschen Hütten 3,5 Mio. Tonnen Stahl im Juli. Das waren knapp 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. In den ersten sieben Monaten zusammen lag die Produktion 59 Prozent über dem Vorjahreswert.

In den ersten Monaten des vergangenen Jahres hatte die Wirtschaftskrise die Stahlproduktion einbrechen lassen. Zum Teil lag die Auslastung in den Werken unter 50 Prozent. Seit nunmehr einem Jahr geht es aber wieder bergauf. Weil in den kommenden Monaten die Vergleichswerte nicht mehr so schlecht sind wie zu Jahresbeginn, rechnet der Verband im weiteren Jahresverlauf mit geringeren Zuwachsraten.

Börsianer halten die Wirtschaftskrise in der Euro-Zone für überwunden. Die institutionellen Investoren und Privatanleger beurteilen die wirtschaftliche Situation inzwischen sogar wieder besser als im Januar 2008, als noch keine Anzeichen für die schwere Rezession erkennbar waren, wie aus der aktuellen Sentix-Umfrage unter knapp 800 Investoren hervorgeht.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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