Marktberichte

Wer hat Angst vor Irland? Euro geht in Deckung

Die europäische Gemeinschaftswährung steht spürbar unter Druck. Grund ist die angespannte Haushaltslage vieler kleinerer Euro-Länder, allen voran in Irland und Portugal. Der Markt ist nervös. Das Hilfsgesuch aus Irland ist möglicherweise nur noch eine Frage der Zeit.

Das Hilfsgesuch aus Irland ist möglicherweise nur noch eine Frage der Zeit. Den Finanzbedarf der Inselrepublik veranschlagen Marktbeobachter mit rund 48 Mrd. Euro.

Das Hilfsgesuch aus Irland ist möglicherweise nur noch eine Frage der Zeit. Den Finanzbedarf der Inselrepublik veranschlagen Marktbeobachter mit rund 48 Mrd. Euro.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Skepsis vieler Investoren gegenüber Staatsanleihen aus Irland und anderen hoch verschuldeten Ländern der Euro-Zone ist weiter gewachsen. In der Folge gab der Euro auf bis zu 1,3657 Dollar von 1,3780 Dollar zum US-Vortagesschluss nach.

"Als Hauptauslöser für die Verschärfung der Panik an den Märkten in den vergangenen beiden Wochen gilt insbesondere die Tatsache, dass private Gläubiger künftig an den Kosten einer Hilfsmaßnahme für Euro-Staaten beteiligt werden sollen", heißt es in einem Marktkommentar des Bankhauses Metzler.

Irlands gigantischer Finanzbedarf

"Der Markt ist sehr nervös", sagte Markit-Analyst Gavan Nolan. 20 von 30 Analysten erklärten, sie rechneten mit einem irischen Hilfsgesuch bis Ende 2011. Den Finanzbedarf der Inselrepublik veranschlagten sie im Schnitt mit 48 Mrd. Euro. Der Risikoaufschlag (Spread) der zehnjährigen irischen Bonds zur Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit erreichte mit 680 Basispunkten ein neues Rekordhoch. Auch die Versicherung eines zehn Millionen Euro schweren irischen Kredites gegen Zahlungsausfall mittels Credit Default Swaps (CDS) war mit 625.000 Euro so teuer wie noch nie. "Es ist alles sehr undurchsichtig, da genügt schon ein Gerücht um die Spreads in einem illiquiden Markt nach oben zu treiben", sagte ein Rentenhändler.

Die Inselrepublik warb weiter um das Vertrauen der Finanzmärkte. Irland sei in der Lage, seinen angeschlagenen Haushalt aus eigener Kraft in den Griff zu bekommen, sagte Finanzminister Brian Lenihan. Die Lage am Anleihenmarkt bezeichnete er allerdings als ernst.

Franken und Pfund auf Sechswochen-Hoch

Das Pfund Sterling profitierte laut Händlern weiter vom am Vortag veröffentlichten Inflationsbericht der Bank of England. Dieser wurde als Zeichen gewertet, dass die Londoner Notenbank ihre Geldpolitik nicht weiter lockern wird. Der Euro fiel auf ein Sechs-Wochen-Tief von 84,81 Pence. Zugleich wurden für ein Pfund nahezu unverändert 1,6132 Dollar gezahlt. Auch zur Schweizer Währung stand der Euro unter Druck und fiel auf bis zu 1,3259 Franken, den tiefsten Stand seit Ende September.

Am Rentenmarkt profitierte der Bund-Future nicht von der Unsicherheit und gab zwölf Ticks auf 130,09 Zähler nach. Die dem Terminkontrakt zugrundeliegende Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe rentierte mit 2,443 Prozent. "Der Markt läuft auf das Jahresultimo zu, da weiß keiner so recht wie es weitergeht", brachte ein Rentenhändler die Stimmung auf den Punkt.

Quelle: ntv.de, rts

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