Marktberichte

Euro-Thriller an der Wall Street New York starrt auf den Gipfel

Bloß nicht danebentippen.

Bloß nicht danebentippen.

(Foto: REUTERS)

An der Wall Street bleiben in der kommenden Woche alle Augen und Ohren auf die Probleme in Europa gerichtet: Beobachter gehen davon aus, dass die Vorbereitungen auf den großen Euro-Gipfel die Stimmungslage an den Märkten beherrschen werden.

Europa, Europa und wieder Europa - an den US-Börsen dürfte die Schuldenkrise am anderen Ende des Atlantiks erneut im Mittelpunkt des Interesses stehen. Wenn die Europäische Union in der kommenden Woche um die Zukunft ihrer Währungsunion ringt, werden Anleger zwischen Hoffen und Bangen schwanken.

Das Geld ist nicht weg, sondern nur woanders.

Das Geld ist nicht weg, sondern nur woanders.

(Foto: dpa)

Gleich zu Beginn der Woche am Montag wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy gemeinsame Vorschläge für den EU-Gipfel am kommenden Freitag erarbeiten. Von diesem Treffen versprechen sich nicht wenige US-Investoren, dass endgültig die Weichen für einen Ausweg aus der Schuldenmisere gestellt werden.

Die Ausgangslage an den US-Märkten ist beeindruckend: Positive Signale aus Europa hatten dem S&P500 in der vergangenen Woche die beste Bilanz seit über zwei Jahren beschert. Um satte 7,4 Prozent kletterte der Index in die Höhe, nachdem die Zentralbanken die Finanzmärkte in einer koordinierten Aktion mit Geld geflutet hatten.

Euro-Gipfel Nr. 15

Der neue Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, signalisierte zudem Bereitschaft zu mehr Engagement der EZB - vorausgesetzt, die EU schafft bei ihrem Gipfel einen Durchbruch. Damit besteht für US-Börsianer ausreichender Anlass, sich abermals auf das Geschehen in Europa zu konzentrieren. Die Schuldenkrise hatte sich schließlich zuvor bereits während des gesamten Herbstes als die treibende Kraft für das Auf und Ab der Kurse an der Wall Street erwiesen - und das obwohl die US-Regierung in Sachen Staatsfinanzierung vor kaum geringeren Problemen steht.

Dow Jones
Dow Jones 46.110,95

"Nächste Woche blicken alle auf den anstehenden Gipfel", sagte Ken Polcari von ICAP Equities in New York. "Aber man darf nicht vergessen, dass dies bereits der 15. Gipfel der Krise ist." Immer wieder schürten solche Treffen die Erwartungen der Marktteilnehmer, und immer wieder seien sie enttäuscht worden.

6.585,85

Doch obwohl die Nervosität groß bleibt, macht sich angesichts der jüngsten bei immer mehr US-Anlegern auch frischer Optimismus breit. Die Europäer schienen schließlich doch den Ernst der Lage zu erkennen, sagte Phil Orlando von Federated Investors. "Sie machen sich endlich klar, dass dies ihr Lehman-Ereignis ist und sie dasselbe tun müssen, wie wir damals in der Zeit von 2007 bis 2009." Der Vergleich mit dem Zusammenbruch der US-Großbank Lehman Brothers auf dem Höhepunkt der Finanzkrise liegt für viele Beobachter auf der Hand - auch wenn die Parallelen mehr als dürftig erscheinen.

Nasdaq Composite
Nasdaq Composite 22.043,08

Trotzdem könnte der anstehende Gipfel sich durchaus als Wendepunkt in der europäischen Schuldenkrise erweisen - wenn sich die Gipfelteilnehmer auf allgemein überzeugende Maßnahmen einigen können. Skeptiker führen allerdings ins Feld, dass viele der bisher positiv bewerteten Entscheidungen der Politik - wie etwa die Errichtung einer sogenannten "Stabilitätsunion" - noch in die Tat umgesetzt werden müssen. Und dies könnte angesichts der drohenden Rezession im kommenden Jahr schwierig werden, sagte Nicholas Colas von ConvergEx.

Signale auf der Agenda

Von den Konjunkturdaten der kommenden Woche können sich die Anleger kaum ein Gegengewicht zur Europa-Angst erhoffen. Zu den wenigen wichtigen Zahlen, die in den nächsten Tagen veröffentlicht werden, gehören der Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen am Montag, die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe am Donnerstag und die Handelsbilanz aus dem Oktober am Freitag.

In der vergangenen Woche hatte die Wall Street insgesamt die beste Börsenwoche seit gut zweieinhalb Jahren mit kaum veränderten Kursen beendet. Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten in Europa seien vor dem Wochenende offenbar viele offene Positionen geschlossen worden, hieß es dazu im Handel.

Details zu einer starken Woche

Der Dow-Jones-Index war unverändert bei 12.020 Punkten aus dem Handel gegangen. Der S&P-500-Index hatte mit 1244 Punkten auf Vortagesniveau geschlossen. Der technologielastige Nasdaq-Composite-Index hatte die Woche ebenfalls unverändert bei 2627 Zählern beendet.

Das Umsatzvolumen betrug 0,87 Mrd. Aktien. Auf 1859 Kursgewinner kamen 1189 Kursverlierer. Unverändert schlossen 90 Titel. Auf Wochensicht kletterte der Dow Jones Index um 6,8 Prozent, der S&P500 um 7,1 Prozent und der Nasdaq Composite um 6,8 Prozent. Für alle drei Indizes war dies der stärkste Zuwachs innerhalb einer Handelswoche seit Juli 2009 und der zweitgrößte Wochengewinn überhaupt.

Schwaches Ende einer starken Woche.

Schwaches Ende einer starken Woche.

(Foto: REUTERS)

Marktteilnehmer machten für die positive Wochenbilanz unter anderem den Zentralbank-Coup vom vergangenen Mittwoch und positive Erwartungen im Punkto Euro-Schuldenkrise im Vorfeld des EU-Gipfels in der kommenden Woche verantwortlich. Einem Bericht von Bloomberg zufolge könnte die EZB über den Internationalen Währungsfonds Kredite bis zu 270 Mrd. Dollar vergeben, um damit der Schuldenkrise entgegen zu wirken. Auch der Anleihemarkt in der Eurozone-Peripherie habe sich wieder etwas entspannt, hieß es. Daneben habe aber auch bereits die traditionelle "Jahresendrally" eingesetzt, merkte Peter Cardillo von Rockwell Global Capital an.

"Sie (die Europäer) verbiegen sich wie die Brezeln, weil es der EZB verboten ist, Kredite an Staaten zu vergeben. Also benutzen sie dazu den IWF und am Ende tun sie es doch", kommentierte Brett Hammond, Volkswirt von TIAA-CREF und fügte hinzu: "Wenn daraus eine ordentliche Faszilität entsteht, so dass die EZB effektiv Geld drucken kann und es über den IWF an Staaten verleiht - sehr gut."

Quelle: ntv.de, mo/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen