Anleger fassen "Euro"-Mut Wall Street deutlich fester
26.10.2011, 22:30 Uhr
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die amerikanischen Börsianer legen die europäische Schuldenkrise erst einmal beiseite und erfreuen sich stattdessen an den guten Quartalsberichten. Schlechte Nachrichten von der US-Konjunktur schlagen kaum auf die Stimmung.
Positive Erwartungen an das Ergebnis des EU-Gipfels haben am Mittwoch die Aktienkurse an Wall Street deutlich zulegen lassen. Überraschend gute Konjunkturdaten und Unternehmensbilanzen befeuerten die Kauflaune zusätzlich. Die Technologiewerte blieben allerdings hinter dem Markt zurück, nachdem Amazon.com einen enttäuschenden Quartalsbericht vorgelegt hatte.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte um 1,5 Prozent auf 11.878 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 stieg 1,1 Prozent auf 1245 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,3 Prozent auf 2647 Punkte. In Frankfurt war der Dax 0,5 Prozent leichter aus dem Handel gegangen bei 6016 Zählern.
Details des großen Ganzen
Bis zum Ende des US-Börsenhandels hatten die Eurozonen-Länder noch keinen Plan zur Überwindung der Schuldenkrise in der Region vorgelegt. Die Anleger nahmen ihnen das aber nicht übel, sondern honorierten das Bemühen der Politik um eine Lösung, wie Händler sagten. Der Markt habe aber auch gar keine andere Wahl, merkte ein Beobachter an. Wenn er den Glauben an einen tragfähigen Plan zur Bewältigung der Krise verlöre, käme es zu einem regelrechten Ausverkauf.
Von den US-Konjunkturdaten des Tages hatten sowohl die Daten zu den Neubauverkäufen in den USA als auch der Auftragseingang bei langlebigen Gütern positiv überrascht. Die Neubauverkäufe waren im September deutlich stärker gestiegen als erwartet, während die Ordereingänge weniger stark zurückgegangen waren als befürchtet.
Bei den Einzelwerten stand vor allem Boeing im Mittelpunkt. Der Flugzeugbauer legte überraschend starke Quartalsergebnisse vor und erhöhte seine Prognose fürs Gesamtjahr. Zudem wurde der Dreamliner erstmals in den Geschäftsbetrieb genommen. Die Aktie des Airbus-Rivalen legte 4,5 Prozent zu. Auch weitere Rüstungskonzerne wie Northrop-Grumman und Lockheed-Martin legten Zahlen vor: Northrop-Papiere verloren 1,7 Prozent, Lockheed sogar 3,2 Prozent und General Dynamics 2,1 Prozent - alle trotz Gewinnwachstums.
Ebenfalls zu den Gewinnern gehörte das WellPoint-Papier, das sich um 3,9 Prozent verteuerte. Der Versicherer steigerte seinen Gewinn stärker als prognostiziert. Der transatlantische Börsenbetreiber Nasdaq profitierte von den Marktturbulenzen und verzeichnete einen Gewinnsprung von 20 Prozent. Die Aktie gab dennoch nach: 0,6 Prozent.
Zu den größten Verlierern gehörte das Internet-Kaufhaus Amazon. Der US-Konzern enttäuschte mit einem Gewinneinbruch im abgelaufenen Quartal und einem schwachen Ausblick aufs traditionell wichtige Weihnachtsquartal. Amazon hatte zuletzt massiv investiert - vor allem in den Tablet-PC Kindle Fire. Der Anteilsschein begab sich mit fast 13 Prozent auf Talfahrt.
Quelle: ntv.de, rts