Marktberichte

Ausflug Richtung Jahreshoch Zwei Prozent Plus im Dax

Hoffnungen auf eine rasche Konjunkturerholung haben am deutschen Aktienmarkt eine bemerkenswert robuste Stimmungslage erzeugt. Der Dax hat am Dienstag erstmals wieder seit Januar die psychologisch wichtige Marke von 5000 Punkten übersprungen. Der Leitindex kletterte im Schlepptau der US-Börsen kurzzeitig bis auf 5005 Zähler, schaffte es aber nicht sich darüber zu halten. Er schloss 2,2 Prozent höher bei 4959 Punkten. Das bisherige Jahreshoch vom 6. Januar liegt bei 5111 Punkten. Der MDax schloss 1,56 Prozent im Plus bei 5856 Zählern. Der TecDax beendete den Tag mit einem Plus von 2,64 Prozent auf 632 Punkte.

"Der Pessimismus der vergangenen Monate geht immer stärker zurück", kommentierte ein Börsianer die Entwicklung. Die Anleger setzten auf eine Erholung der Weltwirtschaft. Gefragt waren vor allem Finanzwerte. In den USA machten der Dow Jones und der S&P500 bis Handelsschluss in Deutschland ihre anfänglichen Verluste wett und lagen leicht im Plus.

An der Spitze des Dax standen die Aktien des Stahlkonzerns Salzgitter mit einem Aufschlag von 8,8 Prozent. ThyssenKrupp verteuerten sich um 5,2 Prozent. "Wenn jemand auf eine wachsende Konjunktur setzt, gehören Stahlwerte zu den Aktien, die er haben sollte", hatte ein Händler die Entwicklung kommentiert.

Zweitstärkster Wert waren die Aktien der Deutschen Bank, die sich um 6,35 Prozent verteuerten. Deutsche Börse stiegen 6,27 Prozent. Commerzbank notierten nach zeitweilig deutlich stärkeren Kursen 4,9 Prozent fester. In den USA hatten die Aktien der Bank of America am Vortag dank einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs rund zehn Prozent zugelegt und damit weltweit Kaufsignale in die Bankenbranche ausgelöst.

Der Autokonzern Daimler steigt mit knapp zehn Prozent beim amerikanischen Elektro-Sportwagenbauer Tesla ein. Das Engagement kostet den Konzern nach Angaben von Daimler-Forschungsvorstand Thomas Weber einen zweistelligen Millionen-Betrag. Daimler-Aktien kosteten mit 25,93 Euro 2,1 Prozent mehr als am Vortag.

Im Autosektor schlossen Porsche-Aktien nach einer Berg- und Talfahrt 0,2 Prozent höher. Porsche und Volkswagen wollen trotz der Misstöne zwischen den Topmanagern beider Unternehmen das Ziel der gemeinsamen Zukunft nicht aus den Augen verlieren. Weiterhin arbeiteten die Unternehmen an der Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns, teilten beide Firmen mit. Das hätten die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Pich und Wolfgang Porsche bestätigt. "Beide Häuser werden die Arbeiten zur Erreichung dieses Zieles konstruktiv und einvernehmlich mit allen Beteiligten vorantreiben." VW-Aktien gaben am Dienstag 2,2 Prozent nach.

Gegen den Trend brachen die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Aktien von Celesio um 14,5 Prozent auf 16,11 Euro ein, nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) das deutsche Apotheken-Gesetz für rechtens erklärt hatte. Damit kann der Pharma-Großhändler die in der Hoffnung auf eine Liberalisierung übernommene Versandapotheke DocMorris in Deutschland vorerst nicht zu einer Apothekenkette ausbauen.

Versicherer im Test

Vertreter der Bundesregierung und deutscher Banken haben sich bisher unbestätigten Informationen zufolge auf ein Modell einer Brückenfinanzierung für den Autobauer Opel geeinigt. Die Beratungen seien erfolgreich gewesen, hieß es aus Regierungskreisen. Allerdings müsse noch die Investorenfrage geklärt werden.

Die 30 größten europäischen Versicherer sollen im nächsten Jahr erstmals einem einheitlichen Stresstest unterzogen werden. "Wir müssen die Ansteckungsgefahr durch die Krise unter die Lupe nehmen", sagte BaFin-Direktor Thomas Steffen, der auch Chairman der Kommission der europäischen Versicherungsaufseher (Ceiops) ist. Basis dafür sollen die Bilanzen des laufenden Jahres von Versicherern wie Allianz und Axa sein. Aktien des deutschen Versicherungskonzerns Allianz lagen am Abend 1,8 Prozent im Plus.

Techniker am Chart

Charttechnisch orientierte Beobachter hatten vor den Zahlen zur Lage im US-Immobilienmarkt noch darauf hingewiesen, dass der Dax mit seinen Kursgewinnen vom Wochenbeginn den technisch wichtigen Durchschnittskurs der vergangenen 200 Handelstage überwunden habe. Zuletzt hatte er im Januar 2008 über dieser Markierungslinie geschlossen. "Mit den Kursverlusten der vergangenen Woche hat der Markt ausreichend Luft geholt, um einen neuen Anlauf zu wagen", sagte ein Händler. "Er will die 5000 Punkte sehen. Ob sich der Dax darüber etablieren kann, steht allerdings auf einem anderen Blatt."

Ein anderer Börsianer hatte sich in dieser Beziehung optimistischer geäußert. "Wir werden im Laufe der Woche sicher über der 5000er Marke schließen. Der Pessimismus der vergangenen Monate geht immer stärker zurück." Grund für den aus den USA übergeschwappten Optimismus waren unter anderem die jüngsten Aussagen von US-Finanzminister Timothy Geithner. Er sieht eine Stabilisierung der amerikanischen Wirtschaft und eine verbesserte Situation auf dem Kreditmarkt.

Kennzahlen zur Konjunktur

Die Weltwirtschaft sieht einen Silberstreif am düsteren Konjunkturhimmel. Nach einem historischen Stimmungstief zum Jahresbeginn stieg der vom ifo-Institut erhobene Indikator für das Weltwirtschaftsklima (Ifo-Index) im Frühjahr erstmals seit Herbst 2007 wieder an. "Die Wirtschaftserwartungen haben sich in allen großen Regionen verbessert, insbesondere in Nordamerika und Asien", teilte ifo-Chef Hans-Werner Sinn mit. Auch in West-, Mittel- und Osteuropa seien die Erwartungen für die nächsten sechs Monate deutlich besser geworden.

Auch der ZEW-Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW-Index) stieg. Einer Emnid-Umfrage zufolge sehen die deutschen Großunternehmen ebenfalls Anzeichen für ein Ende der Wirtschaftskrise.

Quelle: ntv.de, dpa / rts

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