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Innovationen in Rekordzeit So kommt Hightech in die Bundeswehr

Der Cyber Innovation Hub sieht sich als Bindeglied zwischen Startups und Bundeswehr.

Der Cyber Innovation Hub sieht sich als Bindeglied zwischen Startups und Bundeswehr.

(Foto: picture alliance / SZ Photo)

Die Bundeswehr befindet sich im größten Modernisierungsschub ihrer Geschichte - an vorderster Front steht der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr. Die Schnittstelle zwischen der Truppe und modernen Technologien. "Wir können innerhalb von 180 Tagen etwas auf den Hof der Soldaten stellen", sagt Leiter Sven Weizenegger.

Der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr versteht sich als Change-Agent der Streitkräfte. Soldatinnen und Soldaten bringen Anforderungen und Problemstellungen unmittelbar ein, der Hub sucht dann gezielt nach marktreifen, meist zivilen Technologien und transferiert sie in die Bundeswehr-Praxis - oft binnen weniger Monate. Das Ziel: Lösungen, die den militärischen Alltag vereinfachen und die Einsatzbereitschaft der Truppe stärken.

"Wir haben bisher über 200 Projekte gestartet, 40 davon sind aktiv in der Truppe im Einsatz", sagt der Leiter des Hubs, Sven Weizenegger. Eines der bekanntesten: ein System zur Aufdeckung von Desinformation auf Plattformen wie Telegram. Ein anderes rettet Leben bei der Minensuche - mithilfe von Drohnen.

Gänzlich frei agiert der Hub dennoch nicht. Das dicke Brett bleibt die Truppe selbst - oder genauer: ihre Beschaffungsprozesse. "Wir sind in der Lage, innerhalb von 180 Tagen etwas auf den Hof der Soldaten zu stellen. Das ist Lichtgeschwindigkeit im öffentlichen Sektor. Aber danach laufen wir oft ins 'Tal des Todes' - wir haben etwas getestet, wissen, dass es funktioniert, aber die Skalierung scheitert am Vergaberecht."

Nähe zur Truppe

Weizenegger fordert dafür mehr Geschwindigkeit, mehr Mut und mehr Pragmatismus. Für ihn bedeutet Innovation nicht nur, Neues zu entwickeln, sondern auch, rechtzeitig zu stoppen. "Viel wichtiger als ein Endergebnis sind die Erkenntnisse. Den Mut, Projekte auch mal abzubrechen, können sich staatliche Strukturen bei Startups abschauen."

Dass seine Einheit wirkt, misst der Cyber Innovation Hub nicht zuletzt in klaren Kennzahlen. "Unsere Nutzerzufriedenheit liegt bei 9,5 - in Schulnoten wäre das eine Eins mit Sternchen." Feedback komme dabei direkt aus den Reihen der Soldatinnen und Soldaten. "Sie schreiben uns auf LinkedIn, per Mail oder direkt. Wer das Problem meldet, ist Teil der Lösung. Das ist unser Erfolgsrezept."

Startups hingegen lernen laut Weizenegger von der Bundeswehr: Sachlichkeit. "In Tests und Gesprächen sind die Soldaten unglaublich präzise. Da wird exakt erkannt, ob hinter einer Lösung wirklich KI steckt oder nur Marketing."

Zwischen Rüstungs-Tabu und Digital-Boom

Vor wenigen Jahren galt das Thema Defense für viele Gründer und Investoren noch als rotes Tuch. Das ändert sich. "Wir sehen einen Run. Einerseits aus Verantwortung, andererseits, weil es valide Business Cases gibt. Natürlich werden nicht 70 Drohnen-Startups überleben. Eine Konsolidierung wird kommen - aber genau das befeuert Innovation."

Dabei will Weizenegger die Grenze klar ziehen: "Wir sind nicht die klassische Rüstung. Unser Fokus ist die Digitalisierung; alles, was auf dem Gefechtsfeld einen Vorteil bringt."

Wohin die Reise geht? Für Weizenegger ist die Antwort eindeutig: "Ich träume von einer technologischen Souveränität, die schnittstellenbasiert arbeitet. Software Defined Defence by default." Nur wenn Systeme kompatibel sind, könne Deutschland im Ernstfall schnell reagieren. Für ihn geht es dabei nicht nur um militärische Schlagkraft, sondern um ein kulturelles Umdenken: weg von der reinen Fehlervermeidung, hin zu einer Lernkultur.

Am Ende bleibt er optimistisch, dass Deutschland die Kurve kriegt. "Viele sind schon aufgewacht. Wichtig ist, ehrlich über Sorgen und Hoffnungen zu sprechen. Daraus kann etwas wachsen." Vielleicht sogar eine Bundeswehr, die digitaler ist, als viele heute glauben.

Mit Sven Weizenegger sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

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Quelle: ntv.de

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