Die stillen Helden der Bundesliga Augsburg lebt die Kraft des Kollektivs
10.10.2013, 17:08 Uhr
Kampfstürmer Sascha Mölders und der FC Augsburg spielen inzwischen auch Fußball, richtig guten sogar.
(Foto: dpa)
Der FC Augsburg zählt zu den Überraschungsteams der bisherigen Bundesliga-Saison, bis auf Platz sechs der Tabelle wagten sich die Schwaben vor. Das FCA-Kollektiv scheint im dritten Jahr angekommen im Oberhaus und kombiniert Kampf inzwischen mit Spielwitz und taktischer Finesse.
Die Augsburger haben ihre wichtigste Lektion aus der vergangenen Spielzeit gelernt: Die Saison beginnt mit dem 1. Spieltag. Schon jetzt weist der Club nach 8 Partien mit 10 Zählern einen Punkt mehr auf als in der kompletten Hinrunde der Saison 2012/13. Die in der phänomenalen Rückserie erlangte mentale Stabilität, als der Club wie Phönix aus der Asche stieg, hat den FCA nicht nur zu einem unangenehmen Gegner gemacht - das Team von Trainer Markus Weinzierl hat sich längst auch als äußerst spielstarke und taktisch kluge Mannschaft erwiesen.
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Zwar setzte es zum Start in die 51. Bundesliga-Saison direkt eine herbe 0:4-Klatsche gegen Borussia Dortmund. Doch das Ergebnis täuschte leicht darüber hinweg, dass sich die Augsburger mit 45 Prozent Ballbesitz mehr als teuer verkauften und mit dem Vizemeister lange Zeit gut mithielten. Siege gegen Stuttgart, in Nürnberg sowie gegen Freiburg hievten den Aufsteiger von 2011 nach dem 5. Spieltag zwischenzeitlich sogar auf den 6. Tabellenrang - die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte.
In Augsburg ist alles auf die Kraft des Kollektivs ausgerichtet. Ein Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft ist kaum auszumachen. Mit der Verpflichtung von Halil Altintop gelang den Schwaben zwar ein schillernder Transfer-Coup. Doch die dahinterstehende Botschaft war nie, dass das sportliche Schicksal des Vereins nun einzig mit der Verstärkung durch den ehemaligen türkischen Nationalspieler verknüpft sein soll.
"Die mannschaftliche Geschlossenheit, der Teamgeist", beschreibt Manager Stefan Reuter die Stärke der Mannschaft. Paul Verhaegh, Matthias Ostrzolek, Tobias Werner, Kevin Vogt, Sascha Mölders - sie stehen stellvertretend für die Eckfeiler der Augsburger Gruppendynamik. "Außerdem haben wir hier eine sehr familiäre Atmosphäre und wir genießen die volle Unterstützung im Stadion und auch in der Stadt", so Reuter weiter.
Zudem schaffte es der Club par excellence, den Abgang von Dong-Won Ji zu kompensieren. Der südkoreanische Stürmer, zur Rückrunde auf Leihbasis vom AFC Sunderland gekommen, hatte sich schnell als Leistungsträger integriert und wesentlichen Anteil am Augsburger Nichtabstiegs-Wunder, bevor er wieder zurück auf die Insel ging. Zwar verletzte sich ein weiterer verheißungsvoller Neuzugang, Raul Bobadilla, direkt in seinem ersten Spiel für seinen neuen Verein und wartet seither auf sein Comeback. Für Tore allerdings sind beim FCA mittlerweile alle zuständig: Acht unterschiedliche Spieler haben sich bislang in die Torschützenliste eingetragen. Zum Vergleich: In Leverkusen trafen bis zum 8. Spieltag sieben unterschiedliche Spieler, beim BVB sechs.
Abstiegskampf ade
Das (noch) fehlende vielzitierte "Sieger-Gen" hat Augsburg jetzt, mit Abstrichen. Dreimal ging der FCA in den vergangenen drei Partien in Führung, zuletzt auch auf Schalke (1:4), heraus sprangen insgesamt lediglich ein Remis und zwei Niederlagen. Im Glauben an die eigene Stärke scheint das größte Entwicklungspotenzial zu liegen. Nach zwei Jahren Überlebenskampf in der höchsten Spielklasse dürfte es aber in der Natur der Sache liegen, dass sich dieser noch nicht zum Selbstläufer entwickelt hat.
Die (stillen) Stars sind Weinzierl auf der und Reuter hinter der Bühne. Selbst in den dunkelsten Stunden wurde in Augsburg keine hektische Trainerdiskussion vom Zaun gebrochen. Noch nicht einmal in der Öffentlichkeit wurde ein möglicher Trainerwechsel thematisiert. Ein erstaunliches Phänomen - und Beweis für die Ruhe, die in und um den Club zu herrschen scheint.
Professionell und bedächtig lenkt Reuter im Hintergrund die Geschicke, während Weinzierl mit wohldosierter Emotionalität seines Amtes waltet. Der Erfolg gibt ihnen Recht. In der Jahrestabelle 2013 rangiert der FCA mit 34 Punkten auf Platz 7, einen Zähler hinter Borussia Mönchengladbach und Hannover 96.
Die Experten widerlegen
Der FC Augsburg scheint sich in seinem dritten Jahr im Fußball-Oberhaus als fester Bestandteil der Bundesliga zu etablieren. Träumereien von der Europa League sollten zwar noch nicht auf die Tagesordnung gesetzt werden, mit dem akuten Abstiegskampf werden die Schwaben in dieser Saison aber wohl nicht mehr viel am Hut haben. Wenn der Verein vom Verletzungspech weitgehend verschont bleibt und sein äußerst druckvoll-variables 4-1-4-1-System weiter verfeinert, dürfte er sich am Ende im sorgenfreien Mittelfeld wiederfinden.
"Wir wollen den Klassenerhalt erneut schaffen, auch wenn uns viele Experten wieder absteigen lassen. Diese Experten wollen wir wieder widerlegen, so wie wir es schon zweimal gemacht haben", gab der 38-jährige Trainer im Sommer das Saisonziel aus - sein Team befindet sich auf dem besten Wege dorthin.
Quelle: ntv.de