Fußball

Van Marwijk soll endlich Konstanz bringen Beim HSV wird wieder "gefußballt"

Nach einem 5:0 liegt es sich bequem. Rafael van der Vaart nach dem Auswärtssieg in Nürnberg.

Nach einem 5:0 liegt es sich bequem. Rafael van der Vaart nach dem Auswärtssieg in Nürnberg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zwei Spiele, vier Punkte. So sieht ein guter Start bei einem neuen Verein aus. Zumal wenn der Verein HSV heißt, und zuvor die Schießbude der Liga war. Trainer Bert van Marwijk hat allerdings noch alle Hände voll zu tun, will er mit Hamburg weiter nach oben kommen.

Zwei Hoffnungsträger: Bert van Marwijk und Hattrick-Schütze Pierre-Michel Lasogga.

Zwei Hoffnungsträger: Bert van Marwijk und Hattrick-Schütze Pierre-Michel Lasogga.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bert van Marwijk ist beim Hamburger SV zwar erst drei Wochen im Amt, seine Handschrift war in den ersten beiden Bundesliga-Spielen unter seiner Regie zumindest in Ansätzen zu erkennen. In Frankfurt und vor allem beim 5:0 in Nürnberg wurde teilweise schon recht ordentlich "gefußballt", wie es der Holländer nennt.

Bei seinem Amtsantritt hatte der 61-Jährige gesagt, dass er "organisierten Fußball" mag. Das hat er der Mannschaft schon eingeimpft. Stürmten die beiden Außenverteidiger unter Thorsten Fink oft vogelfrei nach vorne, legen Heiko Westermann und Marcell Jansen mittlerweile ihr Augenmerk auf ihre eigentliche Aufgabe, nämlich Gegentore zu vermeiden.

Van der Vaart ist angetan

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Auch im Spielaufbau sind wesentliche Unterschiede zum Vorgänger zu erkennen. Während in der Amtszeit von Fink von hinten heraus lange Bälle gespielt wurden, in der Hoffnung, dass sie irgendjemand vorne verwertet, war in Nürnberg so etwas wie gepflegter Spielaufbau zu erkennen. "Man muss den Mut haben, eine Spielweise zu wählen und diese dann auch durchzusetzen - egal wie der Gegner steht", so der Holländer, der im Training mit vielen Pass- und Schussübungen arbeitet. "Das überträgt sich gut auf unsere Spiele. Eine Philosophie ist da und jeder versucht, sie zu übernehmen", sagte Rafael van der Vaart.

Dadurch kommt auch der Kapitän, der einer Verpflichtung seines Landsmannes zunächst wegen der EURO 2012, bei der er nicht über die Rolle eines Ersatzspielers herausgekommen war, skeptisch gegenüberstand, besser zur Geltung. In Nürnberg war der Holländer Dreh- und Angelpunkt seiner Mannschaft, so wie sie es in der Hansestadt bei seiner Verpflichtung erhofft hatten. Der 30-Jährige lieferte eines der besten Spiele in seiner zweiten Amtszeit beim HSV ab.

Natürlich ist es nach zweimal 90 Minuten zu früh, das Hohelied auf van Marwijk zu singen. Zwei bis drei Monate könnte es dauern, bis die Spieler die Philosophie ihres Trainers verinnerlicht hätten, hatte Manager Oliver Kreuzer zum Amtsantritt des neuen Trainers prophezeit. Viel, vielleicht zu viel Zeit für eine Stadt wie Hamburg. Die vier Punkte aus zwei Auswärtsspielen könnten helfen, den Prozess zu beschleunigen.

Konstanz war bislang ein Fremdwort

Dennoch wartet eine Menge Arbeit auf van Marwijk. Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, hieß es zu oft in der Vergangenheit. Auf das ansehnliche 3:3 zum Saisonauftakt auf Schalke folgte die 1:5-Heimklatsche gegen Hoffenheim, nach dem 4:0 gegen Braunschweig ließ sich der HSV in Dortmund 2:6 abschlachten. Konstanz war für die Hamburger eine Stadt am Bodensee. Gegen die Unbeständigkeit setzt van Marwijk auf personelle Kontinuität. Seine Stammelf scheint er schon gefunden zu haben. Gegen Nürnberg änderte er die Startelf im Vergleich zur Vorwoche nur auf einer Position.

Doch über allem schwebt die Mitgliederversammlung des HSV im Januar 2014, auf der es um nicht mehr und nicht weniger als die Zukunft des Clubs geht. Folgen die Mitglieder der Idee des ehemaligen Aufsichtsratschefs Ernst-Otto Rieckhoff, die von Alt-HSVern wie Holger Hieronymus, Ditmar Jakobs und Thomas von Heesen getragen wird und eine Ausgliederung der Profiabteilung nach Vorbild des FC Bayern München vorsieht? Oder stimmen sie für die Vorstellungen des Ex-Präsidenten Jürgen Hunke, dessen Modell im Kern lediglich eine Verkleinerung des allmächtigen Aufsichtsrates vorsieht? Oder bleibt gar alles, wie es ist? Darauf hat van Marwijk keinen Einfluss, und doch ist diese Mitgliederversammlung entscheidend dafür, ob in Hamburg auch mittelfristig gut "gefußballt" wird.

Quelle: ntv.de, sport.de

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