Bleibt alles anders, aber erfolgreich Guardiola krempelt den FC Bayern um
18.10.2013, 10:58 Uhr
Pep Guardiola passt sich den Bayern und ihrem FC an. Er trinkt jetzt auch Bier.
(Foto: imago sportfotodienst)
Nach acht Spieltagen schon wieder Erster, Galaauftritte in Champions League und Bundesliga. Es sieht unter Neutrainer Pep Guardiola inzwischen rosig aus beim FC Bayern. Bis dorthin war es aber ein steiniger Weg. Weil das Pep-System jetzt greift, dürfte es ab jetzt aber noch besser werden.
Der FC Bayern steht nach dem 8. Spieltag dort, wo er nach eigener Meinung nach auch hingehört: Auf Platz 1. Es hätte für die Münchner also bislang besser gar nicht laufen können? Falsch. Denn im Vergleich zur vergangenen Saison hat der Meister 4 Punkte und 9 Tore weniger auf dem Konto.
Entscheidender ist jedoch, dass man den ärgsten Widersacher im Kampf um die Meisterschaft nicht wie im letzten Jahr sofort abgeschüttelt hat. Hatte der FCB zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr nach acht Siegen aus den ersten acht Spielen noch doppelt so viel Punkte wie Borussia Dortmund, trennt die beiden Teams derzeit nur ein mageres Pünktchen.
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Nun mag es nicht besonders sinnvoll erscheinen, den FC Bayern mit dem FC Bayern aus dem Vorjahr zu vergleichen. Schließlich hat sich eine nicht ganz unerhebliche Sache bei den Münchnern geändert: Der Trainer. Jupp Heynckes räumte in der letzten Saison alles ab und übergab seine Mannschaft dem vermeintlich besten Fußballlehrer der Welt: Pep Guardiola.
Pep macht so ziemlich alles anders
Doch was sollte der Spanier eigentlich anders machen als "Don Jupp" - besser geht’s doch nicht? Wieder falsch. Guardiola macht(e) im Vergleich zu seinem Vorgänger so ziemlich alles anders, und das aus zwei Gründen: Erstens hat er eine andere Spielphilosophie als Heynckes und zweitens hat er sich vorgenommen, zum ersten Mal in der Geschichte den Champions-League-Titel zu verteidigen.
Personell fand Guardiola eine intakte, wenn auch müde Mannschaft bei seinem Amtsantritt vor. Die lange Triple-Saison einhergehend mit dem Confed Cup zollte ihren Tribut. Mit dem Kader war der 42-Jährige zufrieden, bis auf zwei Ausnahmen: Wunschspieler "Thiago oder nix" sollte unbedingt her und Mario Gomez durfte weg. Heynckes‘ erfolgreiches System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern stellte er zu einem 4-1-4-1-System um.
Weckruf Hannover
Es dauerte eine ganze Weile, bis die Spieler sich mit der neuen Taktik anfreundeten. Nach Würgesiegen in Frankfurt (1:0), gegen Nürnberg (2:0) und dem Punktverlust in Freiburg (1:1) gab es einen mäßigen 2:0-Sieg gegen Hannover – und die öffentliche Wutrede von Sportvorstand Matthias Sammer verbunden mit verbalen Querschlägern aus allen Winkeln der Säbener Straße.
Man konnte schon fast den Eindruck gewinnen, die Bayern brauchen die Unruhe für Erfolg. Denn danach lief’s plötzlich wie am Schnürchen. Dem 3:0-CL-Sieg gegen ZSKA Moskau folgte die erste Gala der Saison. Mit 4:0 fegten die Münchner auf Schalke über bemitleidenswerte "Knappen" hinweg. Bisheriger Höhepunkt war aber der 3:1-Sieg bei Manchester City, bei dem die Münchner 80 Minuten lang spielten, wie es Präsident Uli Hoeneß "noch nie erlebt hat".
In Leverkusen zelebrierten sie ebenfalls Fußball der Extraklasse. Auch wenn nicht mehr als ein 1:1 heraussprang, kristallisiert sich heraus: Die Bayern haben ihren neuen Trainer verstanden. Denn so dominant waren sie selbst im letzten Jahr nicht. Bei Bayer verbuchte der Triple-Sieger unfassbare 78,11 Prozent Ballbesitz. Ganz nebenbei eroberte der FCB dort nicht nur die Tabellenführung, sondern baute auch den Vereinsrekord aus. Saisonübergreifend ist man nun seit 33 Partien ungeschlagen.
Nix Thiago, Lahm!
Doch was macht die Bayern eigentlich so gut? Neben der überragenden individuellen Klasse (Passgenauigkeit: 89 Prozent) tritt die Mannschaft auch wirklich als Mannschaft auf (erfolgreiche Tacklings: 87,3 Prozent). Jeder läuft für den anderen, verlorene Bälle werden umgehend zurückerobert - wohlwissend, dass bei Zuwiderhandlungen die Strafbank droht, was Guardiola unter der Woche noch einmal öffentlich betonte.
"Gucken Sie sich unsere Mannschaft an. Wenn ich zwei, drei Prozent weniger bringe, dann sitze ich am Samstag auf der Tribüne", sagt Toni Kroos, der unter Guardiola ebenso so zu den Gewinnern zählt wie Rafinha. Der Brasilianer erlebt - vom WM-Traum beflügelt - gerade seinen zweiten Frühling und darf sich bei Teamkollege Philipp Lahm bedanken. Der Liebling von Guardiola wurde kurzerhand zum Sechser umgeschult und interpretiert diese Rolle so genial, dass er dort nicht mehr wegzudenken ist. "Auf der Position ist es unmöglich, besser zu spielen", schwärmt der Bayern-Trainer. Thiago nix, hin oder her.
Bei dem Gedanken daran, dass Thiago, Javi Martinez und Mario Götze aufgrund von Verletzungen bislang noch so gut wie gar nicht in Erscheinung getreten sind, darf dem geneigten Fußball-Fan da ruhig mal Angst und Bange werden. Dass die Münchner schwächer werden, wenn auch das 107-Millionen-Euro-Trio mitspielt, darf bezweifelt werden.
Quelle: ntv.de, sport.de