Bröckelnder Stuck, kaputte Türen Elyséepalast wird renoviert
08.08.2011, 10:28 UhrDer Elyséepalast, prunkvoller Amtssitz des französischen Präsidenten, ist schwer baufällig. Erst vor Kurzem wurde ein ausländischer Staatschef beinahe von einer auseinanderfallenden Tür getroffen. Jetzt werden die geschichtsträchtigen Gemäuer aufgemöbelt.

Die Instandsetzungsarbeiten sind bereits in vollem Gange.
(Foto: AP)
Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, trifft ganz besonders auf den Sitz der französischen Staatschefs zu. Präsident Nicolas Sarkozy residiert wie seine Vorgänger im Elyséepalast, einem mit Kronleuchtern und Rokokomöbeln vollgestopften Stadtschloss im teuren achten Pariser Bezirk - selbst die Plastikstühle bei Konferenzen sind goldfarben. In Wahrheit aber ist das Gemäuer aus dem 18. Jahrhundert so heruntergekommen und baufällig, dass Sarkozy sich um seine Besucher sorgen muss: Mal bröckelt hier ein Engelchen von der Wand, mal fällt dort eine Tür auseinander. Deshalb wird der Elysée in den dreiwöchigen Sommerferien nun von Grund auf renoviert.
Wenige Monate nach Sarkozys Amtsantritt vor vier Jahren erzählte seine damalige Kabinettschefin, dass sich im Botschaftersalon, in dem der Präsident gern seine Gäste empfängt, ein Stück von einem Engel über der prunkvoll vertäfelten Flügeltür gelöst habe. "Fast wäre es einem Kollegen Sarkozys auf den Kopf gefallen", sagte Emmanuelle Mignon. Auch ihr Nachfolger Christian Frémont hält mit seiner Kritik nicht zurück. Der Elyséepalast sei eines der geschichtsträchtigsten Gebäude des Landes, meint der Kabinettschef. Doch der Zustand des fast dreihundert Jahre alten Schlosses sei "sehr schlecht". Durch die Decke tropfe Wasser, und unlängst sei ein ausländischer Staatschef beinahe von einer auseinanderfallenden Tür getroffen worden.
Frischekur in nur drei Wochen
Kein Wunder, denn die letzte nennenswerte Renovierung des Elysée liegt fast fünfzig Jahre zurück. Dass es so nicht weitergehen kann, findet sogar der Rechnungshof, der über die Ausgaben des Präsidialbüros wacht - er drängte darauf, die fälligen Arbeiten in dem 1718 bis 1722 erbauten Stadtschloss endlich anzugehen. Statt geschätzter 24 Millionen Euro werde die seit einigen Tagen laufende Renovierung wohl etwas günstiger kommen, sagt Kabinettschef Frémont. Zahlen muss die Arbeiten das Kulturministerium. Denn der Elysée steht natürlich unter Denkmalschutz.
Bis zu 400 Handwerker sind von frühmorgens bis spätabends auf der Baustelle an der feinen Rue du Faubourg Saint Honoré zu Gange, seit Präsident Sarkozy am vergangenen Montag in Urlaub gefahren ist. Der Staatschef verbringt den August bei seiner schwangeren Frau Carla, die sich auf das Anwesen ihrer Familie an der Côte d'Azur zurückgezogen hat. Gut drei Wochen haben die Arbeiter Zeit, das alte Gemäuer oberhalb der berühmten Champs-Elysées auszubessern, nicht länger: Am 24. August versammelt Sarkozy seine Regierungsmannschaft zur ersten Kabinettssitzung nach der Sommerpause um sich, wie üblich im Salon Murat, der früher als Ballsaal diente.
Damit die Handwerker in der kurzen Zeit fertigwerden, fangen sie morgens um 6 Uhr an und hören abends erst um 22 Uhr auf. "Wir tun alles, um eine schöne Arbeit zu leisten", sagt der Kunstschreiner Christophe Bénard. "Und wir werden eine schöne Arbeit leisten." Dass der Elysée sich kurz vor der Präsidentschaftswahl in acht Monaten eine Frischekur verpasst, sei reiner Zufall, versichert Sarkozys Kabinettschef derweil. "Das Lifting war notwendig, so ist es nun einmal."
Quelle: ntv.de, Kerstin Löffler, AFP