Panorama

Zeitungsbericht empört die Niederlande Hat die Kirche Kinder kastriert?

Drastischer Protest: Bei einer Kundgebung gegen den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche setzen Demonstranten in Berlin auf gekreuzigte Puppen.

Drastischer Protest: Bei einer Kundgebung gegen den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche setzen Demonstranten in Berlin auf gekreuzigte Puppen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

In den 1950er Jahren missbrauchen Mitglieder der katholischen Kirche in den Niederlanden Jungen. Dann kastrieren sie sie. So berichtet es zumindest die Zeitung "NRC Handelsblad". Mit dem medizinischen Eingriff wollte die Institution die Kinder angeblich von ihrer Homosexualität "heilen".

Der chirurgische Eingriff erfolgte angeblich in psychiatrischen Kliniken der Kirche. Er sollte die Jungen von ihrer Homosexualität "heilen". Eine Tageszeitung erhebt schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche der Niederlande. Die Institution soll in den 1950er Jahren mehrere Jungen kastriert haben. Das berichtet das "NRC Handelsblad". Dem Medium sind nach eigenen Angaben mindestens zehn solcher Fälle bekannt. Die Opfer: Minderjährige, die zuvor in katholischen Schulen und Internaten von Kirchenangehörigen sexuell missbraucht worden sind.

Die Zeitung beruft sich auf Aussagen von Betroffenen, ärztliche Berichte, Privatbriefe und Anwaltsdokumente. Es gebe zudem den Verdacht, dass Kinder, die sich trauten, den Missbrauch ihrer Klassenkameraden öffentlich zu machen, zur Strafe ebenfalls kastriert wurden.

Der Bericht der Zeitung zeichnet nicht nur ein düsteres Bild der niederländischen Kirche. Er bringt auch die Behörden des Landes in Verruf.

Untersuchungsausschuss verfolgt Hinweise nicht

Ein Untersuchungsausschuss legte im Dezember einen Bericht über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche der Niederlande vor. Aus diesem Bericht geht hervor, dass seit 1945 Zehntausende Kinder in den hiesigen Kircheneinrichtungen missbraucht wurden. Der Erzbischof von Utrecht, Wim Eijk, bat die Opfer daraufhin um Verzeihung. "Im Namen der Katholischen Kirche in den Niederlanden möchte ich mich aufrichtig entschuldigen", sagte er. "Das erfüllt uns mit Scham und Schmerz."

Doch obwohl es damals schon den Verdacht gab, dass die Kirche "therapeutische Maßnahme zur Heilung der Homosexualität" durchführte, kam dieser Aspekt nicht im Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses vor. Wenn sich die Medieninformationen bestätigte, bedeut dies, dass die Untersuchung nicht gründlich genug gewesen ist, meinte der Abgeordnete der linken Umweltpartei Groenlinks, Tofik Dibi. Die sozialdemokratische Abgeordnete Khadija Arib kündigte für die kommende Woche eine parlamentarische Anhörung mit den Verantwortlichen des Ausschusses an.

Die katholische Kirche geriet in den vergangenen Monaten und Jahren Tausende Missbrauchsfälle flogen auf. Etliche Mitglieder verließen die Institution.

Quelle: ntv.de, dpa

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