Mord-Fall Bögerl Ist die neue Spur die alte?
09.09.2012, 16:45 UhrMehr als zwei Jahre sind vergangen, seit Maria Bögerl entführt und getötet wurde. Nun muss sich die Polizei des Vorwurfs erwehren, sie habe zu Beginn der Ermittlungen auf einen anonymen Brief nicht professionell reagiert. Das soll mit einer neuen Spur nicht passieren.
Im Mordfall "Bögerl" verfolgt die Polizei nach einem SWR-Bericht eine von den Ermittlern als vielversprechend angesehene Spur. Demnach handelt es sich dabei um einen Hinweisgeber, der schon Ende 2011 der Polizei anonym angeblich vom Entführer und Mörder der Bankiersgattin Maria Börgerl stammendes DNA-Material zugespielt habe.
Damals habe die Polizei das Material nicht ausreichend genau analysieren können. Nach einem Bericht am Mittwoch in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" habe sich der Hinweisgeber nun erneut gemeldet und diesmal sowohl seinen Namen als auch den des angeblichen Täters genannt. Der Sender zitierte Ermittlerkreise, wonach dies ein "vielversprechender Ermittlungsansatz" sei, der aber umfangreiche Abklärungen nötig mache. Offiziell sagte die Sonderkommission "Flagge", einzelne Spuren würden grundsätzlich nicht kommentiert.
Auch der "Spiegel" berichtet von einer wichtigen Spur im Mordfall Bögerl, die die Polizei möglicherweise mehr als zwei Jahre lang vernachlässigt hat. Bereits sechs Tage nach der Entführung der Bankiersfrau habe die Soko "Flagge" ein anonymer Brief erreicht. Darin habe es geheißen, dass Bögerl tot sei. Damals galt die Frau jedoch noch als vermisst.
Ihre Leiche wurde erst Wochen später entdeckt. Weiter hieß es in dem Brief angeblich, die Täter seien einer bestimmten Volksgruppe zuzuordnen. Sie seien in Panik geraten. Der Absender nannte laut "Spiegel" zwei Namen.
Die Spur sei damals geheim gehalten worden. Im August habe dann die Soko auf "Spiegel"-Anfrage angegeben, die Behauptungen des Briefschreibers seien ausermittelt und es habe sich nichts ergeben. Nun aber appellierte die Polizei vergangene Woche im "Aktenzeichen XY" an den Verfasser des Briefs, sich zu melden, weil die Ermittler davon ausgingen, dass er die Täter kennt. Warum der Aufruf erst jetzt erfolgte, habe die Polizei nicht sagen wollen.
Viele neue Hinweise
Nach der Sendung waren mehr als 200 Hinweise eingegangen. Ob sich daraus jedoch weitere Ermittlungsansätze ergeben, ließ die Polizei zunächst offen. Unter anderem hatte sich eine Taxifahrerin gemeldet, die als Zeugin dringend gesucht wurde. Sie hatte Maria Bögerl zwei Monate vor ihrem Tod vom Stuttgarter Hauptbahnhof zu einem Arzt gefahren. Die Polizei erhofft sich Erkenntnisse darüber, ob Maria Bögerl womöglich über Wochen vom mutmaßlichen Täter ausspioniert worden war.
Die Ehefrau des Sparkassenchefs Thomas Bögerl war im Mai 2010 entführt und nach einer gescheiterten Lösegeldübergabe tot aufgefunden worden. Ihr Mann nahm sich ein Jahr später das Leben. Die Soko "Flagge" mit 16 Mitgliedern, die nach der Sendung zeitlich begrenzt aufgestockt wurde, tappt seither im Dunklen.
Quelle: ntv.de, dpa