Politik

US-Basen in Kolumbien Aufschrei in Lateinamerika

In Lateinamerika haben linke Regierungschefs die US-Pläne für eine Aufstockung des Militärs in Kolumbien kritisiert. Sie werfen den USA vor, den Kampf gegen die Drogenkriminalität als Vorwand für die Erhöhung ihrer Militärpräsenz in der Region zu nutzen.

Uribe spricht auf einer Pressekonferenz in Asuncion nach einem Treffen mit Paraguays Präsident Fernando Lugo.

Uribe spricht auf einer Pressekonferenz in Asuncion nach einem Treffen mit Paraguays Präsident Fernando Lugo.

(Foto: REUTERS)

Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe will den USA Zugang zu sieben Militärstützpunkten gewähren. Die Zahl der US-Soldaten soll von knapp 300 auf maximal 800 aufgestockt werden.

Chávez: Frustriert über Obama

Der venezolanische Präsident Hugo Chávez warnte in Caracas vor den Folgen: "Diese Basen könnten der Beginn eines Krieges in Südamerika sein. Wir sprechen von den Yankees, der aggressivsten Nation in der Geschichte der Menschheit", sagte Chávez. Chávez sagte, er sei "frustriert" über die Entscheidung von US-Präsident Barack Obama, "mehr Flugzeuge, mehr Dollars, mehr Hubschrauber und mehr Bomben" nach Kolumbien zu schicken. Das werde zu mehr Krieg und mehr Toten führen.

Morales: Pläne verhindern

Boliviens Präsident Evo Morales, ein enger Verbündeter von Chavez, sagte, die Pläne dürften nicht umgesetzt werden. Die Konzentration des US-Militärs in Kolumbien müsse verhindert werden. Auch der gemäßigte brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva äußerte sich besorgt über die Gespräche zwischen Kolumbien und den USA über die Aufstockung der US-Truppen. Chile reagierte ebenfalls besorgt.

Castro: Bedrohung für ganz Lateinamerika

Ein Militärpakt zwischen Kolumbien und den USA wäre nach den Worten des kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro eine Bedrohung für ganz Lateinamerika. Es sei ein "großer Fehler" zu glauben, dass die Nutzung von kolumbianischen Militärstützpunkten durch die USA nur Venezuela gefährde, schrieb Castro in einem Artikel für die Internetseite cubadebate.cu. Die Bedrohung richte sich gegen alle Länder des südamerikanischen Kontinents.

Im Gegenzug sprach sich Castro für die militärische Aufrüstung Venezuelas aus. Diese sei nicht gegen das kolumbianische Volk gerichtet, sondern gegen die geplanten Militärstützpunkte der USA in dem Land, schrieb langjährige Partei- und Staatschef des kommunistischen Karibikstaates. Seit geraumer Zeit ist Venezuela dabei, seine Streitkräfte vor allem mit russischen Waffen zu modernisieren.

"Venezuela bewaffnet sich gegen das Imperium, das versucht hat, die (kubanische) Revolution zu zerstören", schreibt Castro in dem Kommentar weiter. "Und heute hat dieses Imperium die Absicht, nahe der venezolanischen Grenze seine modernen Waffen zu installieren."

USA: Kampf gegen Drogenhandel

Die USA, die im September ihren letzten Stützpunkt in der Region in Ecuador räumen müssen, betonen, die Basen zum Kampf gegen Drogenhandel und organisierte Kriminalität zu benötigen. Uribe wirbt derzeit bei seinen lateinamerikanischen Amtskollegen um Unterstützung für das Abkommen mit den USA, das er mit dem Kampf gegen die Drogenkriminalität und die linksgerichteten FARC-Rebellen in seinem Land begründet. Im Zuge der Vereinbarung sollen die USA Flugzeuge in Kolumbien, dem weltweit größten Kokainproduzenten, stationieren können.

Eiszeit zwischen Venezuela und Kolumbien

Chávez erläutert vor der internationalen Presse in Caracas, wie die FARC-Rebellen die schwedischen Panzerabwehrwaffen gestohlen haben.

Chávez erläutert vor der internationalen Presse in Caracas, wie die FARC-Rebellen die schwedischen Panzerabwehrwaffen gestohlen haben.

(Foto: REUTERS)

Chávez wies Behauptungen Kolumbiens scharf zurück, dass Venezuela die marxistischen FARC-Rebellen mit Waffen unterstütze. Die FARC-Rebellen hätten den Armeeposten in Cararabo nahe der kolumbianischen Grenze bei dem Diebstahl im Jahr 1995 komplett leergeräumt, sagte er auf einer Pressekonferenz vor internationalen Journalisten in seinem Präsidentenpalast in Caracas. Die Waffen stammten seinen Angaben zufolge aus einer schwedischen Waffenlieferung an Venezuela in den 80er Jahren.

Die kolumbianische Regierung hatte sich Ende Juli darüber beschwert, dass Waffen aus Venezuela in den Besitz der FARC-Rebellen gelangt seien. Wegen der Anschuldigungen hatte Venezuela seinen Botschafter aus Bogotá zurückbeordert und die Beziehungen erneut eingefroren. Chávez warf Uribe im Gegenzug vor, durch die Vorwürfe von den umstrittenen Militärplänen mit den USA ablenken zu wollen.

Quelle: ntv.de, hdr/dpa/AFP/rts

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