Scheich schwänzt Siegerehrung Eklat bei der Reit-WM
28.09.2010, 13:12 UhrDer Zweite ist der erste Verlierer, dürfte sich Scheich Al Maktoum nach seinem zweiten Platz im Distanzwettbewerb der Reit-WM gedacht haben. Folgerichtig verzichtete er auf die Teilnahme an der Siegerehrung. Das ist nicht nur unhöflich, sondern bringt auch seine Frau in Erklärungsnot. Sie ist schließlich die Präsidentin des Reit-Weltverbandes.

Zweiter Sieger, erster Verlierer: Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum verzichtete darauf, seine Silbermedaille abzuholen.
(Foto: AP)
Die Weltreiterspiele in Lexington haben ihren ersten Eklat. Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum schwänzte nach seinem zweiten Platz im Distanzreiten die Siegerehrung und brüskierte damit seine eigene Frau. Reiterpräsidentin Prinzessin Haya bint Al Hussein durfte nicht ihrem Gatten, sondern dem Equipechef der Araber die Silbermedaille umhängen.
Auch die Söhne des Herrschers von Dubai erwiesen ihr einen Bärendienst. Keiner der Sieger im Mannschaftswettbewerb des Distanzreitens, bei dem die deutschen Equipe mit Bronze die erste deutsche Medaille in Kentucky gewann, erschien bei der internationalen Pressekonferenz. Im Handstreich warfen die Araber die offiziellen Regeln über Bord. Haya, die sich im November zur Wiederwahl stellt, musste sich kritische Fragen gefallen lassen. Autorität sieht anders aus.
Halbherzige Entschuldigungen

Später ließ sich seine Hoheit, der auch als Pferdedoper bekannt ist, für das Fernbleiben entschuldigen.
(Foto: REUTERS)
Nachdem der erste Protest die Runde gemacht hatte, bemühten sich die Scheichs um Schadensbegrenzung. Al Maktoum, Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate, ließ am späten Montagabend per Pressemitteilung wissen, dass er wegen "offizieller Geschäftstermine seines Landes" gefehlt habe. In einer zweiten Erklärung entschuldigten sich die Söhne für ihr Fehlen bei der PK. Schuld sei eine "fehlerhafte Kommunikation". Man habe das "Protokoll nicht gekannt".
In den europäischen Verbänden wurde das Verhalten der Araber mit Befremden registriert. Die Vorfälle dürften dazu beigetragen haben, dass die Gräben zwischen Abendland und Morgenland immer tiefer werden. Im Februar hatten sich als Folge des anhaltenden Streites um die neuen Doping-Richtlinien 30 Reitsportnationen aus Europa zu einem eigenen kontinentalen Verband EEF zusammengetan. Deutlicher hätte die Spaltung nicht sein können.
Umstrittene Medikationsregeln
Schuld daran trug auch Haya, die bei der letzten Generalversammlung des Weltverbandes FEI Ende 2009 in Kopenhagen in der Debatte um eine Reform der Dopingregel diplomatisch äußerst ungeschickt vorging. Die Tochter des verstorbenen Königs Hussein von Jordanien präsentierte kurzfristig eine Liste zur Lockerung der Verbotsliste von Medikationen. Der deutsche Verband reagierte empört und wehrte sich, weil damit der Einsatz von Medikationen legalisiert werden sollte, deren Anwendung in Deutschland laut Tierschutzgesetz nicht möglich ist.
Zwar wurde Hayas "Progressive List" ausgesetzt, doch die Spannungen blieben. Kein Wunder, dass sich die Europäer für die Präsidiumswahlen im November bereits um eigene Kandidaten bemühen, die nur ein Ziel haben: Haya vom Thron zu stoßen.
Quelle: ntv.de, Nikolaj Stobbe, sid