Meldungen

Leere Sitze in ausverkauften Stadien Ratlose FIFA will ermitteln

FIFA und südafrikanische Organisatoren sind ratlos: Trotz angeblich verkaufter 97 Prozent der drei Millionen WM-Tickets blickt man bei vielen Spielen auf halbleere Ränge. Die FIFA will nun die Gründe dafür untersuchen.

Die Soccer-City in Johannesburg war beim Spiel zwischen den Niederlanden und Dänemark nur auf dem Papier fast vollständig gefüllt.

Die Soccer-City in Johannesburg war beim Spiel zwischen den Niederlanden und Dänemark nur auf dem Papier fast vollständig gefüllt.

(Foto: dpa)

Rätselraten bei den lokalen Organisatoren und beim Fußball-Weltverband FIFA über die zahlreichen leeren Sitze bei den WM-Spielen: Bei der Endrunde in Südafrika bleiben bei etlichen Spielen Tausende Plätze leer, obwohl den Jubelmeldungen der FIFA zufolge 97 Prozent der insgesamt drei Millionen Tickets abgesetzt wurden. Beim Spiel Niederlande gegen Dänemark am Montagmittag im Soccer-City-Stadion von Johannesburg wurden zwar offiziell 83.465 Zuschauer (Fassungsvermögen 84.490) angegeben. Doch im weiten Rund waren, für die ganze Welt sichtbar, rund 10.000 Plätze frei. Besonders auffällig waren auch die leeren VIP-Logen. Gerade diese Angebote hatte die FIFA zuletzt in einer Last-Minute-Aktion zu deutlich günstigeren Preisen verkaufen wollen - offensichtlich ohne Erfolg.

Im Free-State-Stadion von Bloemfontein (Fassungsvermögen (40.911) waren offiziell 30.620 Besucher. Am Vortag waren bei den Spielen in Polokwane zwischen Algerien und Slowenien und auch beim Duell der deutschen Gruppengegner Ghana und Serbien in Pretoria viele Plätze frei geblieben, obwohl die Tickets laut FIFA-Angaben verkauft wurden. Am Samstag waren tausende freie Sitze beim Spiel in Port Elizabeth zwischen Südkorea und Griechenland nicht zu übersehen.

Die FIFA kündigte nun an, die Gründe für verwaiste Plätze in den WM-Stadien zu untersuchen. "Es ist natürlich nicht schön, WM-Spiele mit frei gebliebenen Plätzen zu sehen", sagte Mediendirektor Nicolas Maingot: "Wir untersuchen derzeit die vielschichtigen Gründe. Im diesem Moment ist es noch zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen."

"Kein Problem des Ticketings"

Anfangs wurden Transportprobleme geltend gemacht. Mittlerweile zeichnet sich jedoch ab, dass große Kontingente der an Firmen und staatliche Behörden abgegebenen Karten von diesen nicht an den Fan gebracht wurden oder die Nutznießer der indirekten Give-Away-Aktion einfach nicht zum Spiel gehen.

Ein Problem des Ticketings gibt es nicht, betont die FIFA immer wieder.

Ein Problem des Ticketings gibt es nicht, betont die FIFA immer wieder.

(Foto: REUTERS)

In ihrem täglichen Media-Briefing verzichtet die FIFA mittlerweile darauf, die pro Spiel verkauften Karten zu nennen. Und sie bleibt bei ihrer Statistik, wonach 97 Prozent aller rund drei Millionen WM-Karten für die 64 Spiele verkauft sind. "Die Karten sind verkauft, aber die Plätze bleiben dennoch leer. Das ist also kein Problem des Ticketings", betont Maingot. Vom ökonomischen Standpunkt ist dars richtig, doch es macht die Stadien nicht voll.

Die Zuschauerzahlen sind mit im Schnitt über 50.000 Besuchern dennoch gut - und die Stimmung in den Stadien ist fröhlich, bunt und ausgelassen. Aber die Außendarstellung des mächtigen Verbands ist in der Ticketfrage seit Monaten ungewöhnlich schlecht. Der Ehrgeiz, unbedingt Rekordmarken beim Ticketverkauf aufzustellen, musste am "Faktor Afrika" scheitern. Fußball-Fans ticken am Kap anders, als es die durchgestylte und technisierte FIFA-Maschinerie vorsieht.

MATCH meldet Verlust

Wie beim Dauerthema Vuvuzela tut sich die alte Fußball-Welt schwer, die afrikanischen Bedingungen anzuerkennen. Dabei war die FIFA gewarnt. Schon beim Probelauf Confederations Cup 2009 wollte der einfache Fan nicht unbedingt zu den weniger attraktiven Spielen gehen. Damals kaufte der König der Bafokeng in Rustenburg kurzerhand 10.000 Karten und verteilte sie an "sein Volk". Solche Aktionen schließt die FIFA diesmal aus. "Aus Sicherheitsgründen können keine Karten kostenlos verteilt werden".

Die FIFA-Agentur MATCH, die den Ticketverkauf abwickelt, hat bereits ein dickes Minus eingestanden. Kurz vor dem Eröffnungsspiel Südafrika gegen Mexiko kamen 15.000 Karten des untersten Preissegments von umgerechnet 16 Euro in Umlauf, teilweise mit Sichtbehinderung. Auch hier hieß es zunächst, sie hätten reißenden Absatz gefunden. Die Wirklichkeit in den zehn WM-Stadien Südafrikas sieht allerdings anders aus.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen