Wettskandal in Spanien 300 Fußballprofis in Verdacht
03.12.2009, 16:29 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Spanien ist offenbar wesentlich stärker in den Wettskandal involviert als zunächst angenommen. Nach Informationen der Sporttageszeitung "Marca" soll gegen bis zu 300 Fußballer ermittelt werden. "Der Wettskandal nimmt die Ausmaße eines Tsunamis an", titelte das Blatt. Es nannte für diese Information jedoch keine Quellen und gab auch nicht an, welche Spiele manipuliert worden sein könnten.
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft in Madrid Ermittlungen aufgenommen, nachdem die Anklagebehörde vom spanischen Fußball-Verband (RFEF) eine offizielle Mitteilung über mutmaßliche Manipulationen erhalten hatte. Nun werde geprüft, ob im Zusammenhang mit dem Wettskandal Straftaten begangen wurden.
Verband mit Verdunkelungsstrategie

Die spanischen Medien übten derweil heftige Kritik am RFEF, der den Skandal am Dienstag mit einem weitgehend unverständlichen Kommuniqué bekannt gemacht hatte. Die angesehene Zeitung "El País" hielt dem Verband eine Strategie der Verdunkelung vor. "Der Verband trägt nicht dazu bei, Licht in die Affäre zu bringen. Damit macht er den Skandal nur noch schlimmer." Der RFEF war erst auf Aufforderung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) aktiv geworden.
Der in den Skandal verwickelte Zweitligist UD Las Palmas hatte offengelegt, worum es in den Ermittlungen geht. Danach besteht der Verdacht, dass der Ausgang des Punktspiels Las Palmas gegen Rayo Vallecano (0:0) im Juni 2008 manipuliert wurde. Rayo betonte in einer Erklärung, der Verein sei in keinerlei Wetten oder Manipulationen verwickelt gewesen.
Wettverbot für Saragossa-Profis
Wenigstens sieben Profis verschiedener Clubs werden illegaler Wetten verdächtigt. Dazu gehört auch der Torwart des - mittlerweile in die Primera División aufgestiegenen - Real Saragossa, Javier López Vallejo. Der Keeper erklärte: "Ich habe mit der Sache nicht das Geringste zu tun."
Saragossa will seinen Profis und Vereinsführern künftig die Teilnahme an Fußballwetten untersagen. Die Spieler und die Club-Oberen sollten entsprechende Erklärungen unterschreiben, kündigte der Vereinspräsident Eduardo Bandrés an.
Geständnis in Polen
Polens Justiz kommt derweil bei ihrem Kampf gegen Korruption im Fußball nach eigenen Angaben voran. Der ehemalige Chef der Fußballschiedsrichter, Jerzy G., habe Bestechlichkeit zugegeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Das könne einen Durchbruch in den Ermittlungen bedeuten. Man rechne damit, dass die Anklageschrift bereits im Januar dem Gericht zugeleitet werde.
Der Unparteiische, der auch als Beobachter des Polnischen Fußballverbandes (PZPN) tätig war, war am Mittwoch von Beamten des Antikorruptionsamtes CBA in seiner Wohnung in Warschau festgenommen worden. Die Breslauer Staatsanwaltschaft warf dem 63-jährigen Sportfunktionär Korruption in 92 Fällen vor und beschuldigte ihn ferner der Mitgliedschaft in einer Verbrecherorganisation.
G. soll andere Schiedsrichter bei Spielen der 1. Liga (Ekstraklasa) und der 2. Liga geschmiert haben. Zudem soll er mit dem Drahtzieher des illegalen Geschäfts mit manipulierten Spielen, Ryszard Forbich, zusammengearbeitet haben. Über ihn konnte Forbich Namen der Schiedsrichter bereits vor Spielbeginn erfahren.
Quelle: ntv.de, dpa/sid