Fußball

Drogenkonsum im Fußball verheimlicht Englischer Verband in der Kritik

Der englische Fußballverband verheimlicht positive Drogentests von Erstligaprofis. Diesen Vorwurf erhebt der englische TV-Sender Channel 4. Diesen Vorwurf bestätigt der Verband sogar - und sieht sich dabei in Übereinstimmung mit den offiziellen Regularien.

(Foto: REUTERS)

Der englische Fußballverband FA verheimlicht den Drogenkonsum einiger Profis. Das berichtete der britische Sender Channel 4 in der Sendung "Dispatches - Die Wahrheit über Drogen im Fußball", die am Montagabend ausgestrahlt wurde. Einen Skandal hat Channel 4 damit aber mitnichten enthüllt, auch wenn die Sendung entsprechend angeteasert und mit der Nennung eines Premier-League-Fußballers um Aufmerksamkeit geworben wurde.

Bei dem enttarnten Spieler soll es sich um den schottischen Nationalspieler Garry O'Connor handeln, der 2009/10 bei Birmingham City unter Vertrag gestanden hatte und in dieser Saison positiv auf Kokain getestet worden sein soll. Seine zweimonatige Sperre fiel damals mit einer Verletzung zusammen.

In den vergangenen Jahren sollen demnach weitere Spieler positiv getestet worden sein. Channel 4 liegt nach eigenen Angaben eine Liste über Profis vor, die Drogen genommen haben. Zudem konnten zwischen April 2007 und August 2010 insgesamt 240 geplante Tests nicht durchgeführt werden, da die Spieler nicht erschienen waren.

Resozialisation statt Pranger

Allerdings: Die FA bestätigte zwar nicht den Namen von O'Connor, bestreitet das von Channel 4 geschilderte Vorgehen aber nicht. Vielmehr verteidigte sie ihre Anti-Doping-Politik, die im Einklang mit den Regularien der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) steht. So besteht keine Pflicht, Spieler außerhalb des Wettkampfes auf Drogen wie Kokain oder Marihuana zu testen. Also müssen auch ihre Namen nicht veröffentlicht werden. Selbst die Namen von Verurteilten mit Sperren bis zu sechs Monaten können unter der Decke gehalten werden.

Der englische Verband vertritt dabei die Auffassung, dass mit dieser Vorgehensweise die Privatsphäre der Spieler gewahrt werde. Diese könnten somit leichter ihre Probleme lösen und die mögliche Abhängigkeit von Drogen bekämpfen. Zudem handele es sich vorwiegend um junge Spieler, die eine zweite Chance verdient hätten.

David Howman, Generaldirektor der WADA, rät der FA hingegen zu einem anderen Vorgehen. Er empfiehlt, die Namen aller Spieler, die im Kampf gegen Doping positiv getestet werden, öffentlich zu machen. Unabhängig davon, ob Drogen im Spiel waren oder nicht: "Wenn man das nicht tut, setzt man sich dem Vorwurf aus, etwas zu verheimlichen." Genau das bekommt die FA gerade zu spüren.

Der Vorwurf der Vertuschung läuft aber insofern ins Leere, da die wegen Drogenmissbrauchs ausgesprochenen Sperren im englischen Fußball öffentlich einsehbar sind. Auf der Website der britischen Anti-Doping-Agentur UKAD können Dopingsperren gefiltert nach Sportarten, Jahren und Art des Vergehens abgerufen werden.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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