McKinsey warnt Arbeitskräftemangel droht
20.03.2010, 13:52 UhrAufgrund der ungünstigen demografischen Entwicklung könnten Deutschland in fünf Jahren Arbeitskräfte fehlen. Laut einer McKinsey-Studie könnte die Lücke bis 2020 auf zwei Millionen anwachsen. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Weise, warnt vor einer Zunahme befristeter Jobverhältnisse.

Eine qualifizierte Stammbelegschaft könnte für die Firmen einmal Gold wert sein.
(Foto: dpa)
Die Unternehmensberatung McKinsey warnt die deutsche Wirtschaft vor einem massiven Arbeitskräftemangel in einigen Jahren. Schon in fünf Jahren würden Unternehmen mehr Jobs anbieten, als sie dann noch besetzen können, zitiert die "Welt am Sonntag" in einer McKinsey-Studie. Demnach werde die Lücke bis 2020 auf rund zwei Millionen Arbeitskräfte anwachsen.
Ausgelöst werde diese Entwicklung durch die demografische Entwicklung. Unternehmen seien daher gut beraten, kurzfristig lieber auf Gewinn statt auf Mitarbeiter zu verzichten. Firmen sollten ein großes Interesse daran haben, ihre qualifizierte Stammbelegschaft zu halten, zitiert die Zeitung den McKinsey-Deutschland-Chef Frank Mattern.
Zu viele befristete Jobs
Unterdessen warnte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, vor einer Zunahme befristeter Arbeitsverhältnisse. "Wenn dies zum Standard wird, ist das für die Entwicklung unserer Gesellschaft verheerend", sagte Weise der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Grund für den vielfachen Verzicht der Arbeitgeber auf unbefristete Verträge sei die derzeit schlechte Wirtschaftslage.
Auf Dauer sei das keine gute Entwicklung, wenn es immer mehr Kurzzeitjobs gebe. Die Menschen wollten und sollten ihr Leben planen, und die Firmen sollten interessiert sein, qualifizierte Kräfte zu halten. Trotz der noch nicht überwundenen Krise betonte Weise, dass 2010 die Vier-Millionen-Grenze bei den Arbeitslosen nicht überschritten werde.
Nach Angaben des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) stieg der Anteil der befristeten Einstellungen von 32 Prozent im Jahr 2001 auf 47 Prozent im ersten Halbjahr 2009. In Ostdeutschland lag der Anteil an allen Neueinstellungen in der ersten Jahreshälfte 2009 sogar bei 53 Prozent, im Westen bei 45 Prozent.
Brennendes Thema Leiharbeit
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen will notfalls mit schärferen Gesetzen gegen den Missbrauch bei der Leiharbeit vorgehen. Arbeitnehmer und Gewerkschaften rief die CDU-Politikerin im "Spiegel" zu raschem Handeln auf. "Wenn die Branche nicht schnell die Kraft aufbringt, das eigenständig und schnell zu regeln, werden wir einen Riegel vorschieben", warnte von der Leyen.
Insbesondere solle unterbunden werden, dass Firmen wie im Fall der Drogeriekette Schlecker ihre Stammbelegschaft entließen, um sie dann als Leiharbeiter wieder in den eigenen Firmen einzusetzen. Zudem könne es nicht sein, "dass Leiharbeiter dauerhaft schlechter entlohnt werden als fest angestellte Arbeitnehmer, die im selben Betrieb die selbe Arbeit machen", unterstrich die Ministerin.
In beiden Fällen müssten die Tarifparteien bald eine befriedigende Lösung finden, sonst werde der Gesetzgeber aktiv. "Ich rechne da nicht in Monaten, sondern eher in Wochen", fügte die Ministerin hinzu. Offen zeigte sich von der Leyen für weitere Mindestlöhne. "Wenn Arbeitgeber und Gewerkschaften sich einig sind, dass sie in ihrer Branche einen Mindestlohn benötigen, sollte die Politik sie unterstützen."
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts