Hört China die Glocken läuten? Geithner bringt Yuan aufs Tapet
19.01.2011, 11:32 UhrChinas Präsident Hu ist auf Staatsbesuch in den USA. Die beste Zeit für Amerika das Thema Währungspolititk wieder aufs Tapet zu bringen. US-Finanzminister Geithner lässt keine Gelegenheit aus, China zu einer schnelleren Aufwertung seiner Währung aufzufordern. Aber jetzt - Auge in Auge - soll noch einmal richtig Druck gemacht werden.

Der Aufstieg Chinas ist unaufhaltsam. Das weiß China. Und das weiß US-Finanzminister Geithner.
(Foto: REUTERS)
Unmittelbar vor dem Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao in Washington findet US-Finanzminister Timothy Geithner wieder deutlichere Worte für die Forderung nach einer schnelleren Aufwertung des Yuan. Das gegenwärtige Kursniveau würde US-Unternehmen benachteiligen und ein stärkerer Yuan wäre auch im wirtschaftlichen Interesse Chinas, sagte Geithner in einem veröffentlichten Interview mit "National Public Radio".
Das übliche und bereits bestens bekannte rhetorische Säbelrasseln zum Thema ist damit wieder hörbar lauter geworden. Vergangene Woche noch hatte Geithner mildere Töne anklingen lassen, indem er immerhin zugestand, dass nicht der nominale, sondern der reale Wechselkurs entscheidend sei. In Letzterem ist berücksichtigt, dass die Preise in China viel schneller steigen als in den USA. China – bestens geübt in der Thematik - antwortete auf die übliche Forderung mit der üblichen Retourkutsche, dass die USA die Beschränkungen für Investitionen aus dem Ausland abbauen müsse.
Geithner will das offene und direkte Gespräch mit China suchen. Es sei zwar nicht davon auszugehen, dass es über Nacht zu dramatischen Änderungen in der chinesischen Politik komme, er hoffe aber auf Zusagen, in Fragen der Wechselkurspolitik, aber auch in Sachen Schutz des geistigen Eigentums und des Marktzugangs weiter voranzukommen, sagte der US-Finanzminister in dem Interview, das nur Stunden vor der Ankunft Hus in den USA geführt wurde.
"China muss sich schneller bewegen"
Mit Blick auf den Yuan sagte Geithner: "Ich denke, sie sollten sich schneller bewegen." Dies würde nicht nur "unfaire Wettbewerbsvorteile" beseitigen, sondern auch den steigenden Inflationsdruck in China handhabbar machen. Die USA sind darüber besorgt, dass China mit dem Festhalten an einer unterbewerteten Währung die Exporte des Landes subventioniert. Grund für das hohe US-Außenhandelsdefizit mit China ist Geithner zufolge aber nicht ausschließlich der Yuan-Kurs, sondern die unterschiedlichen Größen der beiden Volkswirtschaften. Die USA seien sechsmal wohlhabender als China und würden somit auch mehr Güter aus China kaufen als exportieren.
Der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, Yao Yin, sagte, er hoffe, die US-Gesetze zu den Investitionen ausländischer Unternehmen könnten transparenter werden. Chinesische Firmen, wie Stahlhersteller und verarbeitende Industrien, könnten auf Hindernisse stoßen, wenn sie in den USA investieren wollten. "China verbessert sein eigenes Investmentumfeld und seine Rechtsordnung für Investitionen, und wir hoffen, die relevanten Staaten öffnen ihre Märkte weiter", sagte Yao.
Yuan als Weltwährung
Vordergründig dreht sich bei den Gesprächen alles um die Forderung nach der Yuan-Aufwertung, um dem US-Handelsdefizit auf die Beine zu helfen. Der Streit lenkt davon ab, dass China längst dabei ist, Handel und Investitionen in Yuan weltweit zu erleichtern, auch wenn der Wechselkurs weiter kontrolliert wird. Bankexperten sprechen schon von einer "finanziellen Revolution", die bedeutende Auswirkungen auf die Weltmärkte haben wird.
Die Angst der Amerikaner vor dem Aufstieg des "Redback", wie der Yuan im Vergleich zum "Greenback" genannt wird, ist keineswegs unberechtigt. Es ist die logische Konsequenz aus dem Aufstieg Chinas zum Exportweltmeister und zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt. Während Dollar und Euro in der Krise angeschlagen sind, gehen Finanzexperten davon aus, dass der Yuan schon in wenigen Jahren zur drittgrößten Währung der Welt aufsteigen wird.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa